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Let´s talk about art!
CP Krenkler über Ihr St.Pauli Projekt, Kunst und Penisse

CP Krenkler – Über Ihr St.Pauli Projekt, Kunst und Penisse Im Rahmen ihres Foto-Projektes Buy, Buy ST.PAULI sind wir auf
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CP Krenkler – Über Ihr St.Pauli Projekt, Kunst und Penisse

Im Rahmen ihres Foto-Projektes Buy, Buy ST.PAULI sind wir auf die sympathische Künstlerin CP Krenkler aufmerksam geworden. Einen kleinen Bericht über die Vernissage gibt es hier: Auf der Vernissage von CP.Krenkler.Wir haben den Zeitpunkt genutzt um uns ein bisschen mit der Künstlerin auszutauschen und haben das im folgenden festgehalten. Let´s talk about art!

Let´s talk about art mit CP Krenkler

Interessant sind immer die Anfänge eines Künstlers, wie kamst du zur Fotografie?

Ich habe bestimmt als Baby schon nach jeder Kamera gegrapscht – lach. Mit sechs hatte ich die erste eigene. Zum Glück musste ich mich dafür nicht schreiend auf den Boden schmeißen wie für Schokolade (ob ich das gemacht habe ist allerdings nur eine Vermutung, die auf heutigen Beobachtungen von Kindern beruht ;)). Mit acht habe ich meine ersten Filme entwickelt und Abzüge in der Dunkelkammer erstellt. Mit 17 habe ich begonnen mich ernsthaft mit Fotografie zu befassen. Damals hat unter anderem Robert Mapplethorpe eine Tür für mich geöffnet. In meinem Kopf. Damit sind wir auch schon bei deinem Thema: Penise. Es hat wohl niemand mit so viel Passion Penise fotografiert wie Mapplethorpe. Als ich diese Bilder gesehen habe wurde mir klar, dass Fotografie Kunst ist. Mapplethorpe – seine Fotografien waren so radikal, er hat völlig neu gedacht und das wollte ich dann auch. Mit 23 habe ich angefangen als Fotografin zu arbeiten. Das ich meine Fotografie als Kunst bezeichne, kam aber erst sehr viel später. Das passierte in New York. Ich wollte dort als Auftragsfotografin arbeiten und plötzlich habe ich mein Geld mit Kunst verdient. Mit der Auftragsfotografie läuft es bis heute nicht allzu gut, aber zumindest in New York kann ich von meiner Kunst leben und das ist Wahnsinn. Die Fotografie wird mich wohl nie wieder los lassen.

Mit was für einem Equipment warst du für das Projekt unterwegs?

Equipment…. Canon 5 D 3, 16-35 Zoom, Blitz … bis auf den Autofokus alles manuell gesteuert.

Was hat dich und deine Kamera in den Elbschlosskeller gelockt?

Warum der Elbschlosskeller? Weil es ein verrückter und eigenwilliger Ort ist. Weil Daniel zu meinen engsten Freunden gehört. Weil das Projekt mich glücklich macht. Weil es einfach Wahnsinn ist, morgens um 4.30 aufzustehen, um pünktlich um 6 im Elbschlosskeller zu sein. Weil ich super viele spannende Menschen dort treffe. Weil Tessi mich manchmal besuchen kommt. Weil ich das Gefühl habe, dass es wichtig ist, dass ich diese Bilder mache. Weil ich Menschen eine Stimme geben will und weil ich Schranken im Kopf durch brechen möchte und und und und und …..

Es muss eine Masse an Fotos entstanden sein, wer hat die Fotos für die Ausstellung gewählt?

Die Bilderauswahl treffe natürlich ich, aber ich spreche mich in der Regel mit den Personen, die abgebildet sind ab.

Gab es einen besonders schönen Moment? Einen besonders schlimmen?

Der schönste Moment im Leben oder im Elbschlosskeller? Im Elbschlosskeller… als Daniel mich umarmt und mir Tränen auf die Schulter getropft sind. Daniel hatte Angst um mich, weil ich am Wochenende davor in der Notaufnahme gewesen bin. Im Leben? Zum Glück viele….Der schlimmste? – Als ich den Menschen, der mir im Leben am meisten bedeutet hat, verloren habe. Das hat mich für immer verändert. Aber deshalb verstehe ich die Menschen im Elbschlosskeller und vielleicht war das der wahre Grund das Projekt zu machen.

Was hat dein Projekt mit dir gemacht?

Was das Projekt Buy, buy – St. Pauli mit mir gemacht hat? Vieles, es hat mir vorallem Freunde und ein zu Hause gegeben. Inhaltlich habe ich natürlich wahnsinnig viel über Gentrifizierund gelernt.

Du pendelst regelmäßig zwischen New York und Hamburg, wie groß ist die Entfernung wirklich?

Die Entfernung zwischen New York und Hamburg ist riesig und doch so klein. Ich fühle mich dort mittlerweile genauso zu Hause wie hier, aber es sind völlig unterschiedliche Lebenswelten. Wenn ich hier bin, vermisse ich die Größe, das Empire State Building, die Wolkenkratzer, Chinatown und natürlich alle meine Freunde. Viele behaupten immer die Amerikaner seinen oberflächlich. Das Gegenteil ist der Fall. Die Amerikaner sind sehr treue Freunde und eines haben sie den Deutschen weit voraus: Die Fähigkeit sich für andere zu freuen. Manchmal glaube ich, Deutschland ist die Nation der Neider. New York ist für mich die großartigste Stadt der Welt. Deshalb habe ich sehr schnell beschlossen, nach spätestens einem Jahr zurück zu kommen und lieber zu pendeln. Ich wäre sonst für immer dort geblieben und hätte den Weg zurück nicht mehr gefunden. Es ist auch schwer nach New York wieder in Hamburg klar zu kommen. Vieles ist so klein und kleingeistig. Deshalb hänge ich auch so an meinen St. Pauli Projekt. Es vergrößert meine Welt in Hamburg.

Apropos Größe, es geht um Penisse. In Schweden hat die Künstlerin Carolina Falkholt „einfach nur“ einen riesigen Penis an eine Hauswand gemalt, um auf Sexismus aufmerksam zu machen? – Ist das Kunst oder kann das weg? Hier zum Beitrag: Carolina Falkholt möchte aufklären! – Let´s talk about Sex.

Ist das Kunst oder kann das weg ? Penisse sind immer Kunst! Frag die Hamburger Künstlerin (und Elbschlosskeller Stammgast) Domenika Pawlowski! Oder Robert Mapplethorpe….

Selbstverständlich bei Gelegenheit! – Welchen Künstler würdest du gerne treffen und warum?

Da gibt es nur eine Antwort: David Lynch!!!! Warum David Lynch der größte Künstler der Gegenwart für mich ist? Walter Benjamin hat in dem „Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit“ die These aufgestellt, das Film die anspruchsvollste Kunstform ist, da sie von dem Betrachter ein Höchstmaß an Konzentration fordert. Der Betrachter kann sich nicht in aller Ruhe in die Betrachtung eines Bildes vertiefen, er ist dem schnellen Bildwechsel ausgeliefert. Mir geht es bei David Lynch aber um viel mehr. Er ist einzigartig. Er weckt Emotionen, Gefühle, die man selbst nicht immer einordnen kann. Er schafft es, das  Mystische einzufangen. Seine Bilder sind fantastisch und kurz gefasst, Twin Peaks ist für mich einfach ein epochales Kunstwerk.

Jetzt müssen wir nur noch klären was eigentlich Kunst ist.

Kunst – ist das nicht die Essenz von allem? Wenn nicht von vielem? Ist es nicht die ewige Suche nach der Frage auf die die Antwort „42“ lautet? Zumindest Douglas Adams hat in „per Anhalter durch die Galaxis“ erkannt, dass das Finden der Fragen zur Erkenntnis führt und nicht die Antworten.

Wenn du die Chance hättest jungen Fotografen einen Tipp mit auf den Weg zu geben, was würdest du sagen?

Hört nur auf euer Herz! Das ist alles was zählt.

Was für ein schönes Schlusswort, wir freuen uns schon auf dein nächstes Projekt und unser nächstes Gespräch. Irgendwann kommen wir dich hoffentlich mal in New York besuchen!

 

Weitere Informationen

Die Website der Künstlerin: http://www.krenkler.eu/

Ihr Equipment:

 Canon EOS 5D Mark III  (22 Megapixel, CMOS-Sensor, 8,1 cm (3,2 Zoll)
Canon EF 16-35mm/ 2,8/ L USM Objektiv
Canon 430EX III-RT Speedlite Blitzgerät

Titelbild: CP Krenkler – Preview Buy Buy St.Pauli Pt.2

Ps: Bald beginnt auch der zweite Teil ihrer Ausstellung, wir halten euch auf dem laufendem.