Teil 1 der arttrado Beitragsreihe über die größten Fälscher unserer Zeit: Wir beginnen mit John Myatt. Alles begann mit einer Anzeige für „genuine fakes“ für 150 Pfund und war der Beginn eines der größten Kunstfälschungsskandale des 20. Jahrhunderts.
Man könnte meinen, so schreibt Harry Mount in der Dailymail, das Landhaus von John Myatt, nördlich von Stafford, sei eine hochkarätige Gallerie. Ein Monet im Wohnzimmer, ein van Gogh in der Küche sowie ein Matisse im Treppengang. Doch ist der große Unterschied, dass der Künstler, der all diese Werke geschaffen hat, niemand geringerer als John Myatt selber ist.
I.
Es begann mit einem braunen Umschlag. Dieser enthielt 12.500 Britische Pfund. Es war der Beginn einer Episode, welche als „The greatest art fraud of the 20th century“ eingehen sollte. Zuvor hatte Myatt begonnen sogenannte „genuine fakes“ für circa 150 Pfund in der lokalen Zeitung anzubieten. Dies fand seine Berechtigung in der Tatsache, dass Myatt so ziemlich pleite war. Zudem hatte sich seine Frau von ihm getrennt. Also versuchte er, aus der Not eine Tugend, aus einem Hobby einen Beruf zu machen.
Daraufhin entwickelte sich im Rahmen dieser Tätigkeit eine rege Geschäftsbeziehung zu John Drewe, seinem späteren „partner in crime“. Dieser trat zuvor als regelmäßiger Kunde seiner Arbeiten in Erscheinung und verkaufte nun eines Tages über das Auktionshaus Christie’s einen Albert Gleize für 25.000 Pfund.
II.
Der Rest ist Geschichte. Myatt begann nun Werke von Marc Chagall oder Henri Matisse zu fälschen, während dessen John Drewe die Fälschungen im großen Stile an Kunsthändler und Auktionshäuser in und aus London, New York und Paris verkaufte.
Um dies realisieren zu können, versetzte sich Myatt einem Achauspieler gleich in die Köpfe der Künstler.
When I paint in the style of one of the greats… Monet, Picasso, Van Gogh… I am not simply creating a copy or pale imitation of the original. Just as an actor immerses himself into a character, I climb into the minds and lives of each artist. I adopt their techniques and search for the inspiration behind each great artist’s view of the world.
III.
1. Drewe, auch genannt „The Puppetmaster“ trug seinen erheblichen Teil zu den Fälschungen an sich bei, indem er seinerseits höchst glaubhaft Dokumente fälschte, welche die Herkunft und Echtheit der Fälschungen dokumentierten. Die große Überzeugungskraft der gefälschten Herkunfts- und Echtheitsdokumente führte zudem letztlich dazu, dass die Kunstexperten möglicherweise nicht „so genau“ hinschauten. Myatt selbst fand einige der Fälschungen denkbar schlecht und konnte selbst kaum glauben, dass die Leute darauf reinfielen.
Der Erfolg war also nicht zuletzt der manipulativen Natur Drewe’s und seinen Fertigkeiten in der Urkundenfälschung geschuldet.
2. Jedoch sah Myatt nicht viel Geld von der von Drewe schätzungsweise eingeheimsten einen Million Pfund. Myatt geht in einem Interview in the guardian von einem Zehntel aus. Myatt habe also genau das verdient, was er als Lehrer, seinem ursprünglichen verdient hatte.
IV.
Bisher wurden insgesamt 60 Fälschungen aus dem Verkehr gezogen. Scottland Yard geht indes davon aus, dass sich noch über 160 unentdeckte Fälschungen von Myatt im Besitz von Sammlern befinden. Zwar kommen heutzutage Interpol und Co immer besser voran, wenn es darum geht, gefälschte Kunst zu enttarnen, dennoch seien selbst heute noch auf Auktionen 20-30% Fakes unterwegs.
Quellen: Dailymail , John Myatt Website, , Barnebys