Die Macht der Bilder aus dem Vietnamkrieg hält den heute 75-jährigen Fotografen Jochen Voigt noch immer gefangen. Mit 20 Jahren ging er für eine deutsche Hilfsorganisation als Fotograf und Kameramann nach Vietnam in das kleine Städtchen Hoi An. Mit den zunehmenden Kämpfen in Zentralvietnam wurde der junge Fotograf zum Kriegsreporter wider Willen. Bilder, die er nie sehen oder machen wollte, brannten sich in Kopf und Kamera bis heute ein. Über die Folgen eines Napalm-Angriffes drehte er einen erschütternden Film, der 1969 im Politmagazin Panorama gesendet wurde.
Erlebte Bilder – Welche Wirkung haben Kriegsfotos?
Kunst in Hilden: Anlässlich des Podiumsgesprächs zu der Ausstellung: „Eingebrannt – Die Geschichte über ein Foto, das jeder kennt“ im Wilhelm-Fabry-Museum sprechen Jochen Voigt, der Kurator der Ausstellung Michael Ebert und Museumsleiterin Dr. Sandra Abend über die Wirkung der Kriegsbilder aus Vietnam und die Frage, ob ein einzelnes Bild heute noch die Welt erschüttern oder sogar verändern kann, oder ob die heutige Bilderflut nur noch eine Ohnmacht bei den Betrachtern auslöst?
Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 29. September, um 19:30 Uhr im Fassraum des Wilhelm-Fabry-Museums, Benrather Straße 32a, statt. Anmeldungen sind an wilhelm-fabry-musuem@hilden.de möglich. Die Teilnahmegebühr beträgt 5 Euro (ermäßigt 2,50 Euro).
Eingebrannt – Die Geschichte über ein Foto, das jeder kennt
Am 8. Juni 1972 entsteht ein Foto, das um die Welt geht und unser Bild vom Vietnamkrieg, ja von allen Kriegen verändert: Das Napalm-Mädchen von Nick Út, einem Vietnamesen, der für die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) arbeitete. Es zeigt die schwer von Napalm verbrannte neunjährige Kim Phúc, die nackt aus ihrem umkämpften Dorf flieht. Seither steht dieses Pressefoto stellvertretend für die Greuel, unter der besonders die Zivilbevölkerung in den modernen Kriegen leidet. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums erzählt die Ausstellung im Wilhelm-Fabry-Museum die Geschichte eines Fotos, das sich im wahrsten Sinne des Wortes in das kollektive Bildgedächtnis eingebrannt hat.
Dabei wäre das Bild vom Napalm-Mädchen beinahe nicht publiziert worden, weil die Darstellung frontaler Nacktheit nach den Regeln der Agentur nicht zulässig war. Es ist dem Fotochef der Saigoner AP-Redaktion Horst Faas zu verdanken, der die Veröffentlichung bei der New Yorker AP-Zentrale durchsetzte. Als Folge erhielt Nick Út im nächsten Jahr den Pulitzer-Preis und wurde ein berühmter Fotograf.
Das Opfer und den Fotografen verbindet seitdem eine enge persönliche Beziehung, denn Nick Út brachte die schwer verletzte Kim Phúc ins Krankenhaus und rettete damit ihr Leben. Damit begann eine bewegende Geschichte des Helfens und Heilens, an der viele Menschen, auch in Deutschland, beteiligt waren. Gleichzeitig war es auch eine Leidensgeschichte, denn Verbrennungen mit dem inzwischen verbotenen Kampfstoff Napalm sind folgenschwer. Das alles ist ebenfalls umfassend dokumentiert und wird im Wilhelm-Fabry-Museum erstmalig in allen Facetten gezeigt.
Zu sehen sind außerdem zahlreiche, teilweise unveröffentlichte Fotografien sowie Exponate wie Kameras, Bildübertragungsgeräte und persönliche Memorabilien. Sie erzählen die Geschichte eines Krieges, der wie kein anderer in den Medien präsent war, aber auch durch sie beeinflusst wurde.
Die Ausstellung ist bis zum 9. Oktober dienstags, mittwochs und freitags von 15 Uhr bis 17 Uhr, donnerstags von 15 Uhr bis 20 Uhr, samstags von 14 Uhr bis 17 Uhr und sonntags von 11 Uhr bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. Der Eintritt beträgt 3 Euro (ermäßigt 1,50 Euro). Es gelten die tagesaktuellen Regelungen im Sinne des Coronaschutzes.
Mehr über die Ausstellung im Wilhelm-Fabry-Museum Hilden finden Sie hier: www.wilhelm-fabry-museum.de
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