RE-CONNECT. Kunst und Kampf im Bruderland behandelt in drei Kapiteln die migrantische (Kunst-) Geschichte der DDR und ihre Kontinuitäten in der Gegenwart. Die Ausstellung verbindet Gesellschaftsthemen aus Politik und Kultur und geht so über das eingeschränkte Suchfeld der klassischen Kunstgeschichte hinaus.
Kunst in Leipzig: RE-CONNECT. Kunst und Kampf im Bruderland
In Zusammenarbeit mit Migrant*innenselbstorganisationen und Kulturvereinen wurde ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm konzipiert, das die vielfältigen Aktivitäten der (post-)migrantischen Leipziger*innen und ihre Beiträge zur Erinnerungskultur und Teilhabe von Migrant*innen vorstellen, anerkennen und zum Austausch einladen möchte.
Durch internationale Beziehungen zu sozialistischen „Bruderländern“ versuchte die DDR von diesen anerkannt zu werden und ihr wirtschaftliches wie politisches Einflussgebiet zu erweitern. Kunst- und Kulturaustausch und die künstlerische (Zweit-) Ausbildung von Künstler*innen an den Kunsthochschulen in der DDR waren dabei wichtige Bausteine.
Im Ausstellungsteil Zwingende Geschichten werden Positionen migrantischer Künstler*innen vorgestellt, die aufgrund dieser DDR-Kulturdiplomatie oder weil sie aus ihrem Herkunftsland fliehen mussten an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig oder den Kunsthochschulen in Ost-Berlin, Dresden und Halle studierten und in der DDR künstlerisch tätig waren. Im Kontext der Begriffe „Leipziger Schule“ und „Neue Leipziger Schule“ sind sie und ihre Werke jedoch bislang weitgehend außer Acht geblieben.
Deshalb sollen mit diesem Ausstellungskapitel das Spektrum der Leipziger Kunst erweitert, neue Impulse hinsichtlich einer transnationalen Kunst- und Kulturgeschichte gesetzt und die Forschungsperspektive auf die Kunst aus Ostdeutschland konstruktiv geöffnet werden. Gezeigt werden insgesamt rund 80 Gemälde, Arbeiten auf Papier und Videoarbeiten von Semir Alschausky (*1962, Leipzig, Deutschland), Rimer Cardillo (*1944,
Montevideo, Uruguay). Teresa Casanueva (*1963, Havanna, Kuba). Mona Ragy Enayat (*1964, Kairo, Ägypten), Getachew Yossef Hagoss (*1957, Dessie, Äthiopien). César Olhagaray (*1951, Santiago de Chile). Michael Touma (*1956, Haifa, Israel) und Solomon Wija (*1958, Addis Abeba, Äthiopien).
RE-CONNECT #3
Der Ausstellungsteil RE-CONNECT #3 ist der künstlerischen Nachwuchsförderung gewidmet. In Fortsetzung der Reihe CONNECT Leipzig hat das MdbK einen Open Call ausgelobt, der, im Einklang zur Kernidee der Gesamtausstellung, für Künstler*innen mit (post-) migrantischen biografischen Bezügen zur DDR bestimmt war.
Aus den Bewerbungen wählte eine divers besetzte Jury vier künstlerische Positionen aus. Auffällig ist, dass sich alle Künstler*innen – obwohl dies ausdrücklich kein Kriterium der Ausschreibung war – ausgehend von der eigenen Familienbiografie im weitesten Sinne mit dem Thema Migration beschäftigt hatten. RE-CONNECT #3 zeigt Arbeiten von Philipp Farra (*1991, Schönebeck (Elbe), Deutschland). Minh Duc Pham (*1991, Bad Schlema, Deutschland). Alina Simmelbauer (*1981, Sömmerda, Deutschland). Sarnt Utamachote (*1992, Thailand) und Phuong Phan (*1988, Hanoi, Vietnam).
Zur Jury gehörten Andreas Glauch (Künstler des Duos Doppeldenk, Leipzig), Do Tuong Linh (Kuratorin im künstlerischen Team der Berlin Biennale 2022, Hanoi/Berlin), Kathy-Ann Tan (Kurator*in, Autor*in und Wissenschaftler*in, Berlin) sowie Marcus Andrew Hurttig und Sithara Weeratunga vom Kurator*innen-Team des MdbK.
Eine Auseinandersetzung mit dem historisch-politischen Kontext der DDR-Einwanderungspolitik erfolgt im Ausstellungsteil Archiv der Erinnerung und Zukunft. Der tabuisierte Rassismus in der DDR, die Lebensverhältnisse der Vertragsarbeiter*innen, der ausländischen Studierenden und ihrer Nachfahren werden thematisiert.
Das MdbK würdigt dabei die schon früh geleistete Arbeit von Migrant*innenselbstorganisationen für eine gesamtdeutsche Erinnerungskultur. Wie die vom vietnamesischem Reistrommel e.V., und zeigt von diesen erarbeitete Tafelausstellungen sowie Audio- und Videopräsentationen.
Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Fotografien des Leipziger Fotografen Mahmoud Dabdoub (*1958, Baalbeck, Libanon). Ergänzend hat das MdbK (post-) migrantische Stimmen aus Leipzig gesammelt, die Perspektiven auf die DDR-Zeit, insbesondere die Umbruchszeit Jahre 1989/90, vorstellen und über Kontinuitäten und Brüche in der Lebensrealität migrantisierter Ostdeutscher informieren.
Weitere Informationen
Mehr über die Ausstellung und das Museum der bildenden Künste Leipzig: www.mdbk.de
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