Nach dem Erfolg in Turin und Venedig wird die Ausstellung „Hasse den Krieg - denn es gibt keine Gewinner oder Verlierer“ von der Münchner Künstlerin Alexandra Kordas noch vom 27.10. - 03.11.2023 in den historischen Räumen des Museum Bellini in Florenz gezeigt. Im Interview möchten wir mehr über die Künstlerin erfahren und was Besucher der Ausstellung erwartet.
Kunst aus München nach Italien – Alexandra Kordas im Interview
In der kommenden Ausstellung im Bellini-Museum präsentiert die Künstlerin Alexandra Kordas ihre Kunstwerke, die von den Ereignissen des Ukraine-Krieges inspiriert wurden. Unter dem Titel „The Six Steps of War“ setzen sich die Werke auf einzigartige und anregende Weise mit den komplexen Themen Krieg, Konflikt und menschlichen Emotionen auseinander. Dieser Titel bezieht sich auf die sechs Phasen eines Konflikts, die erstmals von Kurt Lewin identifiziert wurden.
Lewin, der während des Ersten Weltkriegs als Soldat gedient hatte und später zum Begründer der Sozialpsychologie wurde, verarbeitete seine Kriegserfahrungen auf wissenschaftliche Weise. Kordas nutzt diese Phasen als Rahmen, um Emotionen und Erfahrungen der von Krieg betroffenen Menschen zu erkundigen – von den frühen Anzeichen eines Konflikts bis hin zur zerstörerischen Endphase. Die Gemälde in der Ausstellung vereinen abstrakte und figurative Stile und erzählen jeweils ihre einzigartige Geschichte.
Alexandra Kordas im Interview
Wo sind Sie grade, wie geht es Ihnen und wodran arbeiten Sie aktuell?
Ich bin gerade zu Hause in München in meinem Atelier und habe nach längerer Sommerpause wieder angefangen zu arbeiten bzw kreativ zu sein. Vor meinem Fenster tobt das Oktoberfest. Lustigerweise kann ich um so besser arbeiten je lauter es ist. Irgendwie habe ich das Gefühl dabei zu sein ohne dabei zu sein. Ich arbeite jetzt an meinem Projekt „ The future generation“.
Wie sind Sie eigentlich zur Kunst gekommen und gab es einen Moment, in dem Sie sich entschieden haben, Ihre Werke mit der Öffentlichkeit zu teilen?
Zur Kunst bin ich wirklich „ out of the blue“ und vollkommen zufällig gekommen. Dazu muss ich aber sagen, ich war sehr lange auf der Rudolf-Steiner-Schule ( Waldorfschule ) in München, die die Kreativität sehr angeregt und gefördert hat. Bevor ich zur Malerei kam, galt mein Engagement mehr dem Schauspiel und dem Schreiben. Aber seit dem Augenblick an dem ich anfing zu malen (2018), habe ich nicht mehr aufgehört. Es war und ist fast wie ein Sog, der mich immer weiter machen lässt. Zunächst dachte ich nicht darüber nach auszustellen oder mir eine Webseite zu erstellen, denn ich malte ja nur für mich, weil es mich einfach so unbeschreiblich glücklich und zufrieden machte.
Ich wollte meine Bilder auch niemanden zeigen, da mir sehr bewusst war, wie sie in mein Innerstes blicken ließen. Im Herbst 2019 bekam ich dann durch Bekannte in München die Chance, an zwei Ausstellungen teilzunehmen. Eigentlich wollte ich erst gar nicht teilnehmen, denn ich wollte meine Bilder für mich behalten und dachte mir, es geht niemanden etwas an, was ich male. Ich ließ mich dann aber überzeugen. Ich war unglaublich aufgeregt und unsicher und meinen Freunden, die zahlreich zu meiner Unterstützung kamen, sehr dankbar. Eine meiner Freundinnen meinte danach: „Jetzt brauchst Du aber eine Webseite“. Eigentlich machte es gar keinen Sinn für mich, aber ich machte es halt und dachte mir, die Sparte Ausstellungen kann ich mir sparen.
Seit dem ist viel passiert. Vom 27.10. – 03.11.2023 werden ihre Werke in den historischen Räumen des Museum Bellini in Florenz gezeigt und vom 4.-11. November sind Sie in der Galerie Borgo Pio in Rom präsent. Können Sie schon verraten, was die Besucher erwarten wird?
Bei der Ausstellung der Galerie Borgo Pio in Rom steht das Thema „türkis“ im Mittelpunkt. Türkis macht mir immer gute Laune und ist meine absolute Lieblingsfarbe. Einen Teil der Bilder habe ich in diesem Sommer mit Blick aufs Meer gemalt. Die verschiedenen türkis und blauen Töne des Meeres haben in mir so viel positive Energie ausgelöst. Alles Schwere und Schlechte wurde mir dabei genommen und unendlich viel Kraft, Lebensmut und Glück sind in mich hineingeströmt. Da ich mich ja ansonsten zum Großteil mit schweren Themen befasse, musste ich dies einfach einmal für meine Seele tun.
Sie arbeiten auch viel mit sakralen Symbolen – welche Rolle spielt Religion für Sie und Ihre Kunst?
Für meine Kunst spielt Religion glaube ich keine Rolle, aber für mich als Person schon und fließt damit natürlich immer wieder in meine Kunst ein. Ich bin überzeugt, dass es etwas höheres übergeordnetes gibt – wie immer man es nennen mag-. Ich glaube auch durchaus an Wunder und habe einige davon auch persönlich mitbekommen, da ich 15 Jahre, einmal im Jahr für eine Woche als Krankenpflegerin mit dem „ Order of Great Britain“ der Malteser nach Lourdes/Frankreich zur Wallfahrt gefahren bin.
Gibt es ein bestimmtes Element oder eine bestimmte Technik in ihrer Kunst, die Sie als ihre „Signatur“ betrachten? Wie ist diese entstanden und was bedeutet sie für Sie?
Am Anfang war das Kreuz ein ganz starkes und besonderes Symbol als Ausdruck von Schmerz und Leid für mich. Als ich angefangen habe zu malen, ist es einfach aus mir herausgekommen und wurde ein wichtiger Bestandteil meiner Kunst. Inzwischen ist es in seiner Bedeutung jedoch für mich zurückgetreten.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Wie kann man sich den Entstehungsprozess von einem Ihrer Werke vorstellen?
Der Großteil meiner Werke entsteht erst einmal in Gedanken im Unterbewusstsein. In der Regel habe ich zwar inzwischen eine ungefähre Vorstellung von dem, was ich noch machen will, aber meistens ist es sehr vage. Dann forciere ich nichts. Ich warte ab und höre in mein Inneres. Sei es nachts im Schlaf, beim Aufwachen oder in einem entspannten Moment, wo ich einfach nur aus dem Fenster sehe. Manchmal geht das ganz schnell, manchmal dauert es lange, bis es sich gut für mich anfühlt. Dann muss ich aber auch sofort anfangen zu arbeiten und wenn ich es aus irgendeinem Grund mal nicht kann, ist es wie ein Schmerz das Wollen und nicht können. Wenn ich dann richtig in meinem Element bin, kann ich auch nicht mehr aufhören, bis mein Werk fertig ist. Danach bin ich oft vollkommen erschöpft, aber glücklich.
Gibt es gelegentlich auch Kreativblockaden? Falls ja, wie gehen Sie damit um?
Oh ja, Kreative Blockaden habe ich immer wieder. Manchmal sogar ganz lange und heftig. Dann geht einfach gar nichts mehr. Ich habe keine Ideen mehr und fühle nichts. Es ist, als wäre meine Seele und mein Hirn vollkommen leer und ich frage mich, wieso ich überhaupt angefangen habe, Kunst zu machen. Manchmal bin ich dann nicht weit von einer Depression. Alles wird so schwer und sinnlos. Das letzte Mal war ich Anfang dieses Jahres in so einer Phase. Irgendwie ging nichts mehr. Eine Freundin, die Kunst studiert hatte, schenkte mir alte Materialien von sich, mit denen ich noch nie gearbeitet hatte. Beim Ausprobieren von etwas für mich vollkommen Neuen kam dann langsam wieder meine Kreativität zum Vorschein. Inzwischen ist mir ganz klar, dass ich immer wieder kreative Pausen brauche, in denen ich mich mit ganz anderen Dingen als der Kunst beschäftige. Sozusagen, um meinen inneren Speicher wieder zu füllen.
Wie gehen Sie mit dem Druck um, immer originell sein zu müssen?
Den Druck originell zu sein, empfinde ich nicht bzw. gibt es für mich nicht. Ich kreiere etwas aus meinem tiefsten Inneren heraus und habe noch nie darüber nachgedacht, etwas Besonderes oder Originelles zu erschaffen. Wenn ich es tue, dann entsteht es einfach durch meine Lust am Erschaffen, meiner Lust an der Kreativität und vor allem an der Neugier, was denn so alles im kreativen Bereich möglich ist. So habe ich mal eine Zeit lang mit Bett Federn gearbeitet. Das fand ich ganz toll. Naja nachdem ich einige Arbeiten fertiggestellt hatte, war mein Interesse dann wieder vorbei und ich musste mich etwas neuem zuwenden.
Welche Rolle spielt die Gesellschaft in Ihrer Kunst? Und beeinflussen politische oder soziale Ereignisse Ihre Arbeiten?
Die Gesellschaft spielt eine große Rolle in meiner Kunst, denn in vielem ist sie ja das Spiegelbild bzw. meine Inspiration. Genauso beeinflussen politische und soziale Ereignisse meine Arbeit. Das war eigentlich schon immer so, da ich sehr politisch interessiert bin. Ich denke, alle politischen und sozialen Ereignisse haben schon immer unser aller Leben beeinflusst und in meiner Kunst bzw. mit meiner Kunst möchte ich gerne auf viele Missverständnisse im Äußeren sowie im Inneren aufmerksam machen.
Ihre Werke können durchaus als provokant bezeichnet werden, darf Kunst alles oder gibt es Grenzen?
Ich denke, Kunst darf ganz viel und darf auf jeden Fall provokant oder sogar sehr provokant sein. Allerdings gibt es doch gewisse Grenzen. So sollte sie niemals andere verletzen und über die Grenzen einer gewissen Erträglichkeit hinausgehen. So hatte ich schon einige Ideen, die ich aus genau diesem Grund wieder verworfen habe. Manchmal kämpfe ich deswegen auch mit mir selbst.
Muss Kunst eine Botschaft vermitteln? Oder kann Sie auch einfach „nur schön“ sein?
Kunst kann natürlich einfach nur schön sein. Allerdings versuche ich doch in meinen Arbeiten meistens eine Botschaft zu vermitteln. Das ist für mich sinnhafter.
Wie wichtig ist Ihnen die Reaktion des Betrachters auf Ihre Bilder? Möchten Sie, dass Zuschauer eine bestimmte Botschaft verstehen oder fühlen Sie sich eher ermutigt, wenn diese ihre eigenen Interpretationen finden?
Die Reaktionen des Betrachters ist mir sehr wichtig, egal wie diese ausfällt und ob er meine Botschaft versteht oder seine eigene Interpretation findet. Nie werde ich die Reaktion auf meine ersten Bilder vergessen. Die eine Person war vollkommen begeistert und die Andere wandte sich angeekelt davon ab und meinte nur: “wie widerlich“. Da wusste ich, mein Bild löste etwas aus und nur das war mir wichtig.
Welche ungewöhnlichen Orte oder Umgebungen haben Sie schon inspiriert, Kunst zu schaffen?
Die Orte, die mich inspiriert haben, sind vollkommen unterschiedlich. Da war eine echte Voodoo Zeremonie in Haiti an der ich einst teilgenommen hatte, ein spontanes Jazz Konzert von Freunden von mir für mich auf einem vielbefahrenen Highway in Sao Paulo, eine Favela an den Hängen von Rio, ein Museum in San Miguel de Allende das die Toten konserviert in Glassärgen aufgebahrt zeigt und wo am Ende des Raumes ein riesiges Schild „Bano“ hing da sich schon viele Besucher gleich übergeben mussten. Genauso aber die Heilige Domain in Lourdes oder ein Gefängnis, wo ich als junge Frau mal an einer Veranstaltung teilgenommen habe und dessen Besuch mich bis heute bewegt.
Welche Rolle spielen Träume in ihrem kreativen Prozess? Haben Sie jemals Träume oder Albträume gehabt, die ihre Kunst beeinflusst haben?
Träume spielen eine ganz große Rolle bei der Erschaffung meiner Kunst. Manchmal wache ich in der Nacht auf und ich weiß oder fühle genau, was ich als nächstes machen muss. Es gibt Zeiten, da habe ich so viele dieser Träume, dass ich es nachts aufschreiben muss, um es nicht zu vergessen. Alpträume habe ich nie, eigentlich auch nie gehabt. Das Unterbewusstsein spielt dür mich im Schlaf eine große Rolle und hat mir von Anfang an meinen Weg gezeigt.
Glauben Sie, dass Kunst die Fähigkeit hat, die Welt zu verändern? Warum oder warum nicht?
Ich glaube dass Kunst, die in die Seele des Betrachters geht, in ihm etwas Starkes auslöst und ihn tief berührt, durchaus die Welt verändern kann. Warum? Wenn wir uns ganz tief in unserem Innersten von etwas berührt fühlen- sei es negativ oder positiv- dann tut sich in unserem Innersten etwas. Außerdem gibt uns Kunst die Möglichkeit und mit einem Thema, das uns vielleicht unangenehm ist und mit dem wir uns nicht direkt auseinandersetzen möchten, indirekt zu beschäftigen.
Stellen Sie sich vor, wir wären ein großes Magazin – die New York Times oder Ähnliches, was würden Sie der Welt gerne noch sagen?
Ich würde der Welt gerne sagen: Seit emphatisch, spürt euren Nächsten so wie ihr Euch spürt, macht mit ihm nichts, was ihr nicht möchtet, dass man mit euch macht. Daher füge niemanden Schmerzen, sei es seelischer oder körperlich zu. Hört auf, euch zu bekriegen, denn kein Krieg hat die Welt je besser gemacht. Lasst die Liebe, wann immer es geht, die Oberhand gewinnen.
Weitere Informationen
Zur Webseite der Künstlerin: https://alexandrakordas.com/
Sie planen einen Besuch in Italien? – Hotels finden Sie bei unserem Partner Booking.com
Von uns ausgewählte Veranstaltungen finden Sie unter >>>Events<<<
Unsere Interviews finden Sie hier: Interview| Arttrado.de
Wenn Sie uns über ihr spannendes Kunstprojekt informieren wollen, nutzen Sie unseren Kontakt.