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und die Dietro l‘aria -Technik
Interview: Stan Bert Singer über Moderne Madonnen

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Interview: Stan Bert Singer über Moderne Madonnen Stan Bert Singer wurde 1966 in Niederösterreich als Christian Hubert Freisinger geboren. Er
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"Enttäuschenderweise wird heute sehr viel Kunst „produziert“, wo es schade um Leinwand und Farbe ist. Plakatives und Provokantes bzw. immer mehr auch Schockierendes ist im Vormarsch, nach dem Motto es muss um jeden Preis aufregen und auffallen. Ja die Kunst kann aufzeigen und auch provozieren – selbstverständlich, aber es ist nicht der Hauptzweck oder Sinn der Kunst, sofern es einen solchen überhaupt gibt..." - Stan Bert Singer

Interview: Stan Bert Singer über Moderne Madonnen

Stan Bert Singer wurde 1966 in Niederösterreich als Christian Hubert Freisinger geboren. Er malt seit Kindertagen, so dürfte sein erstes (Selbst)-Porträt mit ca. 10 Jahren entstanden sein. Bereits dieses frühe Werk zeigt Singers Detailbesessenheit. Er studierte Architektur, während der Studienzeit lernte er Malerei und Zeichentechnik unter Professor Göschl – inklusive Studienreise zur Aquarellmalerei nach Venedig.

Zusätzlich genoss Stan Bert Singer eine Ausbildung in plastischer Formgebung. Aber erst relativ spät, um 1991 begann er selbst ernsthaft mit der Malerei. Aufgrund der autodidaktischen Herangehensweise versuchte er sich in verschiedenen Stilen und Ausdrucksmöglichkeiten. Seit 2005 sieht er sich der klassischen Malerei verpflichtet.

Es folgten Ausstellung in Österreich, Italien sowie in den USA. Sein jüngstes Projekt, „Moderne Madonnen“ – unser Anlass das Gespräch mit dem Künstler zu suchen. Dieser war so freundlich unsere Fragen zu beantworten.

Stan Bert Singer im Interview

Ein leichter Einstieg, wo sind Sie grade, wie geht es ihnen und wodran arbeiten Sie aktuell?

Im Moment befinde ich mich in Wien – abgesehen von der politischen überbordenden Coronasituation in Österreich geht es mir sehr gut. Ich bin gesund und arbeite gerade an drei Projekten. Ein Projekt nennt sich „Moderne Madonnen“,das zweite hat den Arbeitstitel: „Mythologie und Eros 21Punkt Null“ und im Projekt Nr. 3 geht es um „den Heilsbringer“

Eines davon ist der Anlass für unser Gespräch. Mit Dieter Hanf haben Sie das Frauenbild der Heiligen Maria überarbeitet, wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Ja, genau! Das bezieht sich auf das zuvor genannte Projekt „Moderne Madonnen“. Nun ja, die Zusammenarbeit hat sich spontan ergeben, würde ich sagen … Wir haben uns nicht hingesetzt und gesagt, jetzt machen wir mal ein Projekt „Neue Madonnen“ oder? (lacht)

Dieter und ich stehen in regen künstlerischen Austausch. Wir sprechen oft über neue künstlerische Ansätze, welche Fotografie und Malerei stärker in Verbindung bringen kann – dies in Verbindung mit meinem Lieblingsthema, nämlich Weiblichkeit, Erotik und der Würde der Frau und mit Dieters Ambitionen in Fotografie und digitalen Kunst. Wir beide sind ja eigentlich in den Ausdrucksformen sehr unterschiedlich, was die Zusammenarbeit daher so spannend macht.

Wie viel Zeit und Aufwand war im Hintergrund für das Projekt „Moderne Madonnen“ nötig?

Das ist sehr schwer zu sagen, so etwas ist ein laufender Prozess mit Pausen, dann wieder neuen Ideen und Rückschlägen usw… Wir zählen da nicht die Stunden oder Wochen. An den Ölbildern selbst arbeite ich nun schon über ein Jahr, so viel kann ich von meiner Seite berichten. Dieter ist natürlich bedingt durch sein Medium wesentlich schneller als ich. Jedenfalls sind wir nun in der Schlussphase und planen die Locations für die Ausstellungen.

Können Sie schon etwas über die Zukunftspläne verraten?

Bezüglich Moderne Madonnen und mit Künstlerkollegen Dieter Hanf sollen die Werke bis Mitte 2022 in Europa ausgestellt werden und auf Kunstmessen präsentiert werden. Zum Beispiel bei der Discovery Art fair und ähnlichen Events. Eigene Zukunftspläne gibt es in Richtung Religion, Glaube und Verirrung,… da sind Ansätze vorhanden,… viel mehr kann ich dazu im Moment nicht berichten – es werden jedenfalls andere Arbeiten sein, als man sie von mir gewohnt ist…

Ich bin gespannt! Die Transformation der Madonna in das 21. Jahrhundert gelingt über teils sehr subtile Änderungen der Blicke und Gesten, teils deutlich abweichende räumliche Zuordnungen oder durch eine provozierende Wahl der Modelle. Gab es Momente, in denen Sie Angst vor der Kirche hatten?

Nein, gar nicht. Angst im Zusammenhang mit meiner Kunst ist mir fremd. Ich sehe mich auch nicht als Provokateur. Meine Werke sind nur sehr subtil provokant. Die Provokation belegt auch nur ein sehr untergeordneter Teil in meinen Bildern. Es geht mir vor allem darum, die Würde und die Schönheit der Frau zu zeigen – im Falle der modernen Madonnen sind also junge, selbstbewusste Frauen ganz bewusst in ähnlich traditionellen Posen wie in der Renaissancekunst von mir gemalt worden.

Ein Spiel und Reflexion von Gegenwartsweiblichkeit und dem Bild der Frau in der Renaissance. Die Spannung entsteht auch erst maßgeblich in der Gegenüberstellung mit den Fotografien von Dieter Hanf. Um ehrlich zu sein, spreche ich nicht so sonderlich gern über meine Bilder und was Sie möglicherweise bedeuten.

Ein Bild soll vorzugsweise in erster Linie ein Gefühl und einen Eindruck beim Betrachter erwecken. Dann im Idealfall ergänzend eine Aussage durch das Bild beim Betrachter erzeugen. Sowohl Gefühl und Eindruck werden von Betrachter zu Betrachter unterschiedlich ausfallen – wenn man das vorher erklären muss bzw. den Betrachter vorher einsuggerieren muss, was er darin fühlen, lesen oder erkennen kann oder soll, so ist das Bild nicht stark genug und hat zu wenig Aura…

Gut sprechen wir weniger über die Bedeutung und mehr über die Technik. Wie kamen Sie auf die „Dietro l‘aria“-Technik, was hat Sie besonders fasziniert und wo liegen die Herausforderungen?

Gute Frage, das werde ich oft gefragt ,… – wie bekannt sein dürfte, schätze ich die alten Meister sehr, insbesondere den Meister unter den Meistern, nämlich Leonardo da Vinci. Man glaubt nicht, wie viel man auch heute noch von ihm lernen kann.

Ich weiß, wovon ich spreche, da ich eine Replik seiner „Dame mit den Hermelin“ gemacht habe. Anfangs dachte ich: „Da bist du in 3,4 Monaten fertig,“ – gedauert hat es 18 Monate, da ich die Replik in der Originaltechnik, also in sfumato ausgeführt habe und nicht bloß eine Kopie der Form und Farben. Davon gibt es ja genug.

Enttäuschenderweise wird heute sehr viel Kunst „produziert“, wo es schade um Leinwand und Farbe ist. Plakatives und Provokantes bzw. immer mehr auch Schockierendes ist im Vormarsch, nach dem Motto es muss um jeden Preis aufregen und auffallen. Ja die Kunst kann aufzeigen und auch provozieren – selbstverständlich, aber es ist nicht der Hauptzweck oder Sinn der Kunst, sofern es einen solchen überhaupt gibt…

Jetzt bin ich jedoch sehr von ihrer Frage abgeschweift, aber das ließ sich nicht vermeiden, da es mit der Dietro Aria Technik letztlich ursprünglich zusammenhängt. Dietro Aria bedeutet so viel wie „hinter Luft“. Ähnlich wie die sfumato Technik von Leonardo geht es auch mir darum, eine gewisse Unschärfe der Kontur zu erzeugen, da es dem menschlichen Sehen am nächsten kommt.

Die derzeit gezeigten hyperrealistischen Bilder verschiedener Künstler entsprechen ja in keiner Weise dem natürlichen Sehen, sondern eher dem der Fotografie. Leider haben wir aufgrund der vielen digitalen Medien und Fotografien verlernt, was ein natürliches Bild ist, und bevorzugen oft überkontrastiertes und überdetailliertes Bildwerk.

Das natürlich Sehen wird im Gegensatz zum Foto im Gehirn aus zwei Bildern erzeugt, welches von zwei Augen generiert wird, und dies aus verschiedenen Winkeln. Schon aus diesem Grund kann es gar nicht scharf sein, – es ist eine Interpretation der Realität durch das Gehirn.

Weiters liegt zwischen Betrachter und Objekt die Atmosphäre bzw. Luft dazwischen, was speziell bei Landschaftsbildern für eine gewisse Unschärfe sorgt. Leonardo, aber auch beispielsweise Giorgione hat dies mit Hilfe des sfumato, also dem Verwischen der Konturen erzeugt, aber auch durch das einsetzten brauner Farbtöne in den Schattenbereichen usw. In meinen Werken versuche ich einerseits die Details genau auszuarbeiten, um diese dann aber in einem weiteren Schritt wieder durch das Einsetzen der Dietro Aria Technik abzuschwächen.

Dies wird durch eine Vielzahl von Layern erzeugt und einem von mir speziell entwickeltem Malmedium. Die Herausforderung bei dieser Technik ist vor allem Zeit und die Geduld. Oft ist man versucht, den einfachen, schnellen Weg zu wählen und „schnell“ fertig zu malen. An den Dietro Aria Bildern arbeite ich oft bis zu einem Jahr und darüber.

Sehr Intensiv und Zeitaufwendig … gab es schonmal einen Moment, in denen Sie mit dem Gedanken gespielt haben, den Pinsel an den Nagel zu hängen? Falls ja, wie motivieren Sie sich in solchen Momenten selbst?

Nein – die Malerei ist ein Teil von mir.

Mir gefällt es besonders, das sie ihre Kreativität auch als Sprachrohr nutzen, um zu sagen „hier gibt es Probleme – darauf möchte ich aufmerksam machen“ – gab es einen bestimmten Auslöser für „Moderne Madonnen“?

Einen bestimmten Auslöser hat es nicht gegeben. Es ist ja so, dass die Emanzipation seit ich weiß, nicht wie vielen Jahren zu Tode ge- und besprochen wird. Letztlich ändert sich meist sehr wenig und viele tradierte Rollen und Denkweisen bleiben weiterhin erhalten. Ich sage nicht, dass das schlecht ist – und ich sage auch nicht, dass dies gut ist. Ich zeige einfach auf – was ich aufzeige, sind Frauenporträts.

Sehen Sie sich Cecilia Gallerani um ca. 1490/1500 von Leonardo da Vinci an. Und betrachten Sie mein Bild „La affascinante“ aus 2021. Beide Damen sind 17 Jahre alt. Wo sind die Gemeinsamkeiten, – sehen Sie diese? – und wo sind die Unterschiede? – sehen Sie diese? Was hat sich in 3 Hundert Jahren wirklich verändert und was ist unverändert geblieben?

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„La affascinante“ von Stan Bert Singer

Apropos Veränderung, gibt es etwas, was Sie auf dem Kunstmarkt gerne ändern würden?

Nun, dass ist eine Frage die einer umfangreicheren Betrachtung und Antwort bedarf. Das hebe ich mir für ein nächstes Interview auf!

Darf Kunst alles oder gibt es Grenzen?

Natürlich gibt es Grenzen. Diese liegen genau dort, wo es zu einer aktiven Form der Einflussnahme auf die individuelle Freiheit kommt. Dabei ist mir das Wort aktiv sehr wichtig.

Kunst muss…

Geist und Herz anrühren!

Haben Sie einen Tipp für junge Künstler?

Nicht den einfachen Weg einschlagen und seinen Visionen treu bleiben und das Sehen kultivieren!

Vielen Dank für ihre Zeit und Mühe. Ich bin gespannt wohin die Reise der „Modernen Madonnen“ geht und freue mich auf unser nächstes Gespräch!

Weitere Informationen

Mehr über Stan Bert Singer: www.stan-bert-singer.com

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