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Zeichnungen als Biografie
Interview mit der Schweizer Künstlerin V.F – Anonyme Zeichnungen

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Interview mit der Schweizer Künstlerin V.F – Anonyme Zeichnungen V.F ist in der Blüte Ihres Lebens, die Künstlerin zeichnet bereits
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Die Zeichnungen der Schweizer Künstlerin V.F sind teilweise als Biografie zu verstehen, auf dem Papier teilt die Künstlerin tiefe Einblicke in ihre Gefühlswelt - jenseits der Kunstwerke möchte Sie aber anonym bleiben. Nicht nur als Werbegag oder Marketingmasche - sondern, weil Sie die Reaktionen auf Ihre Kunstwerke sehen möchte, nicht auf Ihre Persönlichkeit.

Interview mit der Schweizer Künstlerin V.F – Anonyme Zeichnungen

V.F ist in der Blüte Ihres Lebens, die Künstlerin zeichnet bereits seit über 12 Jahren – trotzdem wissen privat die wenigsten davon. Es würde die Reaktionen auf Ihre Kunstwerke verfälschen, wenn sie Feedback von Freunden oder Bekannten bekommt, die Ihre Arbeiten aufgrund Ihrer Person loben oder kritisieren. V.F möchte auch nicht, das Kritiker sagen können, das Ihre Kunstwerke gehandelt werden, weil Sie Person XY ist. Ihre Zeichnungen sind zutiefst persönlich und können auch biografisch verstanden werden – aber Ihre Kunst steht im Vordergrund, nicht die Person. Zuletzt war V.F im Sommer 2023 über die Pashmin Art Gallery Hamburg präsent.

Die Pashmin Art Gallery schrieb über V.F: „… dringt mit ihren psychologischen Schwarz-Weiß-Kunstwerken tief in die menschliche Psyche ein. Mit akribischer Liebe zum Detail deckt Fernandes die Feinheiten menschlicher Emotionen auf und hinterlässt beim Betrachter eine tiefgreifende Reflexion über die Komplexität des menschlichen Daseins.“

V.F lebt in den Schweizer Bergen, treibt sehr gerne Sport und liebt es mit ihrem Hund und ihrer Katze Zeit zu verbringen. Sie liest und hört gerne Musik. Doch die meiste Zeit beschäftigt sie sich mit ihren Zeichnungen. Eine ganz normale Frau von nebenan, deren tiefgründigen Zeichnungen im mittleren dreistelligen Bereich gehandelt werden – größere Arbeiten beginnen im 4-stelligen Bereich.

Im Interview wollen wir mehr über die Künstlerin und über ihre Arbeitsweise und Kunstwerke erfahren.

Zwischen Anonymität und „Seelenstriptease“ in den Zeichnungen – V.F im Interview

Wo bist du grade, wie geht es dir und wodran arbeitest du aktuell?

Grade bin ich in der Schweiz, aber meistens gehe ich für 3-4 Monaten ins Ausland. Ich reise sehr gerne und lerne neue Kulturen kennen. Sonst bin ich zu Hause und mache viel Sport oder gehe gerne mit meinem Hund spazieren. Überall wo ich gehe, nehme ich meinem Bleistift und leere Blätter mit. Ich zeichne jeden Tag, oft mehrere Stunden. Zeichnen ist wie meine persönliche Therapie, welche mich beruhigt, und wo ich meinem Herz leeren kann.

Wie hast du überhaupt zur Kunst gefunden?

Ich zeichne seit ich 13 Jahre alt bin. In einen von vielen schwierigen Lebensabschnitt habe ich das Zeichnen für mich entdeckt. Zeichnen war und ist für mich die beste Art mich auszudrücken. Ich muss nicht sprechen oder was erklären. Auf einem Blatt Papier mit einem Bleistift kann ich meine Gefühle freien Lauf lassen und verschiedene Gedanke verarbeiten. Zeichnen ist für mich mehr als ein Hobby,
es ist ein Hauptbestandteil meines Lebens.

Gab es einen bestimmten Moment für den Entscheid deine Werke mit der Öffentlichkeit zu teilen?

Das war ein Schritt welche ich mir lange nicht zugetraut habe. Einerseits weil meine Zeichnung sehr persönlich sind und meine Erfahrungen und Emotionen zum Teil 1:1 beschreiben und anderseits, weil Zeichnen für mich etwas Privates war. Etwas was ich in aller Ruhe in meinem Zimmer gemacht habe und mit niemandem Teilte. Es war lang mein Geheimnis.

Den Entscheid meine Kunst mit der Öffentlichkeit zu teilen war nicht einfach… Meine Familie hat mich dazu motiviert und gezeigt, dass ich Talent habe und, dass es schade wäre, wenn ich meine Zeichnungen nur für mich behalte. So habe ich mir den Schritt zugetraut und probiere jetzt Fuß zu fassen und mit meiner Kunst Menschen zu erreichen und Ihnen die Schönheit die sich hinter aller Art von Gefühle verbirgt zu zeigen.

Wie kann man sich den Entstehungsprozess von deinen Werken vorstellen?

Es ist in meinem Augen einer sehr natürlichen Prozedere… Da das Zeichnen so eine Art Verarbeitungskanal für meine Gefühle ist. Ich spüre, dass ich was zeichnen will – und muss – um mich gerade besser zu fühlen. Die Ideen kommen… sprudeln schon bevor ich den Zeichnungsblock rausnehme. Und dann lasse ich meinen Gefühlen und der Hand freien Lauf.

Meine Zeichnung reflektieren zu 100% persönliche Erfahrungen. Meine Zeichnung sind immer ein Spiegel, meiner momentanen Gefühlslage oder einen bestimmten jetzigen oder frühere Ereignis. Es gibt kein Filter und ich denke überhaupt nicht beim zeichnen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden anonym zu bleiben, auch ein bisschen um ein Schutzschild für meine Gefühle aufzubauen, da meine Zeichnungen so Intim und persönlich sind und gleichzeitig, ist das Feedback von Betrachtern auf die Kunstwerke so ehrlicher.

Wie hältst du die Balance zwischen dem Wunsch nach Privatsphäre und der Welt deine Kunst zu präsentieren?

Es ist ein innerlicher Kampf für mich. Einerseits will ich meine Zeichnungen sogar für mich behalten, da wie erwähnt – sie sehr Intim sind – und meine Seele dort schwarz auf weiß liegt. Anderseits freue ich mich, wenn andere Freude an meiner Kunst haben. Wenn sich vielleicht sogar jemandem darein versetzen oder sich darin sehen kann… Meine Kunst hat auch viel mit der Psyche zu tun und vielleicht können sich auch manche damit identifizieren oder andere können eventuell besser verstehen was für ein Gefühlschaos in einem drinnen sein kann… und wenn es jemand nicht versteht, dann lädt Kunst zur Diskussion ein.

Inwiefern ist Anonymität ein Mittel, um dich von Gesellschaftlichen Erwartungen zu befreien?

Ich würde nicht sagen um mich von Erwartungen zu befreien, doch eher um mich von Erklärungen zu schützen. Gespräche über meine Werke fallen mir auch schwer, weil sie in mir immer gewisse Gefühle, Schmerz oder genaue Emotionen hervorrufen und ich eher ein Einsamer Mensch bin der gerne für sich selber ist.

Deine Kunst spricht für sich selbst, während viele Künstler ihre Persönlichkeit in ihre Werke integrieren, bzw. über diese Aufmerksamkeit generieren – hast du es dadurch schwerer, mit dem Betrachter in Kontakt zu treten?

Es ist mir wichtig, dass auf meinen Zeichnungen auch passende Texte dazu stehen. Manchmal höre ich ein Lied und die Texte beschreiben
mich, meine Gefühle in dem Moment, der Zeichnung ganz genau. Vielleicht ist es eine Art zwischen dem Betrachter
und mich eine Bindung zu schaffen. Ich hoffe, das man sich durch diese Art der Kommunikation besser in meine Werke einfinden kann.

Ist der Dialog zwischen deiner Kunst und dem Betrachter mölich, wenn deine persönliche Geschichte im Dunklen bleibt?

Ich glaube durch meine Zeichnung kann sich der Betrachter einen relativ genaues Bild von mir und meiner Geschichte machen. Denn Rest überlasse ich der Phantasie des Betrachters. Das ist in meinen Augen noch spannender, da es den Betrachter dazu verleitet, sich eine Person hinter den Bildern vorzustellen.

Gibt es eine spezielle Botschaft oder Emotion, die du durch deine Zeichnungen vermitteln möchtest?

Ich würde sagen meine Zeichnungen können den Menschen einen Einblick in die Menschliche Psyche eingeben. Und sicherlich können sie auch vermitteln, dass man immer wieder aufstehen kann, auch in den schwierigsten und aussichtslosen Augenblicken.

Wieso sind deine Zeichnungen immer ohne Farbe?

Meine Zeichnungen sind immer schwarz-weiß. Ich habe das Gefühl, der Betrachter kann sich darin seine eigenen Farben vorstellen. Ich glaube, meine Zeichnungen sind so für jeden Einzelnen am ehrlichsten. Maximal durch Schatten und Kontraste gebe ich meinen Bildern
eine gewisse Farbe.

Welche Herausforderungen begegnen dir häufig beim Zeichen und wie gehst du damit um?

Meine Bilder zeigen sehr intensive Gefühle. Ich bin gezwungen, mich damit auseinander zu setzen. Es ist eine sehr präzise Arbeit welche von viele Stunden Detailarbeit erfordert. Aber genau das brauche ich um meine Emotionen zu verarbeiten.

Welche Rolle spielt die Natur in deinen Zeichnungen?

Sicher auch eine große Rolle. Tiere, Landschaften, Blumen, Sonne… der Mond… All diese Elemente sind ein wichtiger Teil meiner Zeichnungen und ich inspiriere mich gerne an der Natur.

Wie beeinflusst generell deine Umgebung und dein Lebensstil deine zeichnerische Kreativität?

Wo ich mich gerade im Leben befinde, hat für mich eine große Bedeutung. Meine Zeichnungen leben von Ereignissen meiner Kindheit aber auch mein Erwachsenes Leben. Ich lasse auch gerne die Umgebung in welche ich mich gerade befinde auf mir einwirken und in meiner Zeichnungen mit einfließen. Auch Lieder die ich höre haben einen Einfluss auf das Endergebnis.

Gibt es spezielle Rituale oder Gewohnheiten, die deine zeichnerische Produktivität fördern?

Musik hören ist ein wichtiger Bestandteil des Entstehungsprozesses meiner Werke. Musik beruhigt und inspiriert mich. Mein alltägiges Leben und meine Gedanken helfen mir dabei neue Motive und Hintergründe für meine Zeichnungen zu kreieren. Doch das Alleine sein ist mir auch sehr wichtig. Zeit für mich zu haben und auf mich selbst zu hören, mich so konzentrieren und fokussieren zu können, ist auchein Ursprung für die Entstehung meiner Werke.

In welcher Weise möchtest du, dass deine Zeichnungen auf die Betrachter wirken oder sie inspirieren?

Das ist für mich noch schwierig zu sagen… Ich will sicherlich, dass der Betrachter meine Bilder verstehen kann. Dass er die Emotion darin sieht, der Schmerz, das Glück, die Angst… und all das zusammen auf sich wirken lässt. Das die Menschliche Psyche viel komplexer und Tiefgründiger ist, sollte auch in meinen Bilder dargestellt werden.

Weitere Informationen

Titelbild: Wrong direction ( B.24cm, L.32cm.) von V.F

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