Antje Seewald – über Kunst und Ihr Leben
Um Kunstfreunden und potenziellen Kunststudenten einen Einblick in das Leben von Künstlern zu bieten führen wir Interviews mit Künstlern, teilweise auf Messen, teilweise ein spontaner Besuch im Atelier oder eine mal kürzere oder längere Befragung zu einem Thema per Mail. Auf Antje Seewald wurden wir im Rahmen der Neue Art Dresden Messe aufmerksam.
Antje Seewald
Über sich selbst sagt die dresdner Künstlerin auf Ihrer Homepage:
„Mein Leben gleicht einem Mosaik. Ich bin Künstlerin, male Bilder und gestalte Alltagsdinge. Ich bin Grafikerin, bringe Drucksachen in ansprechende Form. Ich bin Gärtnerin und Kräuterfrau, Mutter und …“
Ihr Leben gleicht einem Mosaik
„In den leuchtenden Farben und weiblichen Formen meiner Werke drückt sich mein Wesen aus, zeigt sich meine grundsätzlich optimistische Einstellung zum Leben. Beginne ich in schwierigen Situationen zu malen, verändert sich meine Stimmung mit jedem Pinselstrich zum Positiven. So bekommen auch diese Bilder eine kraftvolle Klarheit.
Wenn ich kreativ sein kann, bin ich glücklich.
Für das was ich heute tue, habe ich keine Urkunden und Scheine. Es ist meine Berufung, der ich mit Freude schon seit vielen Jahren nachgehe.“
Talent oder Studium? – Ihre Entwicklung und Tipps für angehende Künstler
Sie haben Kulturmanagment studiert – wie groß war der Kunstanteil während des Studiums?
Bildende Kunst spielte bei meinem Studium keine Rolle, damit beschäftigte ich mich eher in der Freizeit.
Wann stand in Ihrem Leben fest das Sie Künstlerin sein/werden möchten?
2001 habe ich begonnen, freiberuflich zu arbeiten, wobei zu dieser Zeit noch weniger die Malerei im Mittelpunkt stand, sondern eher die Gebrauchsgrafik. Aber in den darauf folgenden Jahren verlagerte sich mein Arbeitsschwerpunkt immer mehr in Richtung freie Kunst. Das ist so allmählich gewachsen.
Seit 1994 haben Sie sich auch der Ölmalerei gewidmet – welche Entwicklungen waren prägend seit dem Beginn?
Das war ein ganz entscheidender Schritt. Ich war vom ersten Moment fasziniert von Ölfarbe und male ja auch heute noch hauptsächlich damit. Mich hat die Leuchtkraft der Farben begeistert, auch wenn ich zu Anfang längst noch nicht so farbig wie jetzt gemalt habe und meine allerersten Ölbilder sogar auf Wellpappe entstanden. Ich begann mit leicht abstrahierten Landschaften, Stilleben, Porträts u.Ä. Die Motive waren erkennbar, aber stark vereinfacht, auf das Wesentliche reduziert. Und eines Tages ging ich beim Malen eines Gemüsekorbes zu einer noch stärkeren Abstraktion über, veränderte das Sujet auch farblich, malte es fast abstrakt. Darauf folgten dann die ersten ganz abstrakten Bilder und dabei ist es im Prinzip geblieben. Die Formen wurden allmählich runder und feiner, die Farben noch intensiver.
Wieviel Zeit investieren/verbringen Sie mit oder für künstlerische Aspekte?
Eine schwer zu beantwortende Frage. Die Kunst ist meine Arbeit und mein Leben. Beim Malen schaue ich nicht auf die Uhr, da ist es auch sehr unterschiedlich, wie lange ich an einem Bild arbeite. Zwischendurch gestalte ich allerlei Kleinkunst zum Verkaufen. Und dann gibt es noch die Kurse in meinem Atelier, die grafische Arbeit am Computer und was sonst noch so zum freiberuflichen Arbeiten gehört – Buchhaltung, Organisation, Internetseite etc. Ich kann Arbeit und Leben nicht trennen, erst recht nicht zeitlich.
Welchen Ratschlag geben Sie neuen/jungen Künstlern anhand Ihrer Karriere mit auf dem Weg?
Ich wurde schon mehrfach von jungen Menschen um Rat gefragt, ob sie die Kunst zu ihrem Beruf machen sollten. Dazu habe ich mal eine geniale Antwort gelesen: Wenn Du es sein lassen kannst, dann lass es sein. Das sagt eigentlich alles. Auch wenn es nicht immer leicht ist, es ist der schönste Beruf der Welt, wenn Du dafür brennst, wen es Dich so glücklich macht, kreativ zu sein, dass Du alle Schwierigkeiten in Kauf nimmst.
Wenn Du es sein lassen kannst, dann lass es sein.
Finden Sie ein Kunststudium oder Talent von größerer Bedeutung?
Talent allein bedeutet gar nichts. Kunst ist Idee und Handwerk. Ein Studium hat gewisse Vorteile, aber Kreativität und Ausdauer kann man auch unabhängig davon entwickeln.
Finden Sie Ihre Kunst wird genug geschätzt?
Ich glaube, der Wert von Kunst, insbesondere von Originalwerken, wird oft nicht richtig gewürdigt. Sehr oft bekomme ich anerkennende Worte, aber beim Blick auf den Preis lässt das Interesse plötzlich nach. Das ist schade, aber da auch Künstler Miete zahlen und Brötchen kaufen müssen, können wir unsere Arbeit ja leider nicht verschenken. Manchmal würde ich das gern tun, aber es hat ja auch etwas mit Wertschätzung zu tun, für ein Bild einen angemessenen Preis zu bezahlen, der dem Künstler das Weiterarbeiten und -leben ermöglicht.
Gab es Momente in denen Sie gerne alles hingeschmissen hätten?
Selten. Aber es gab Zeiten, wo ich mir nicht sicher war, wie es weiter geht. Freiwillig würde ich es nie aufgeben, dafür liebe ich meine Arbeit zu sehr und eigentlich habe ich auch das Vertrauen, dass es irgendwie immer einen guten Weg gibt, meiner Berufung weiter zu folgen.
Mir persönlich gefallen Ihre Gemälde sehr gut – wer beeinflusst Sie?
Ich mag die Expressionisten und ich mag Hundertwasser. Aber ich habe meine ganz eigene Ausdrucksform gefunden und lasse mich vorwiegend von meinem eigenen Inneren beeinflussen.
Wer sind die ersten Menschen die Ihre neuen Werke betrachten dürfen?
Die Bilder stehen ja im Atelier auf der Staffelei, während des (manchmal langen) Malprozesses und dann zum Trocknen. Also sehen meine Malkurs-Teilnehmer und meine Tochter sie zuerst. Manchmal zeige ich auch etwas ganz frisch Entstandenes bei Facebook oder in meinem Newsletter. Und jeder, der mich im Atelier besucht (was jederzeit nach Absprache möglich ist), kann natürlich alle neuen und älteren Bilder sehen.
Wieviele Werke haben Sie erschaffen und gibt es welche die Sie unter Verschluss halten?
Meine Bilder-Liste ist derzeit bei Nummer 518 angekommen, wobei da nur die Ölgemälde und Acrylbilder erfasst sind. Darüber hinaus gibt es noch allerhand Ölpastell- und Aquarell-Arbeiten sowie kleine Tuschebilder. Unter Verschluss halte ich eigentlich nichts, aber es gibt einige wenige sehr persönliche Bilder, die ich nicht verkaufen, vielleicht nicht einmal ausstellen würde. Aber gezeigt habe ich sie schon, wenn das Gespräch auf das entsprechende Thema kam.
Wenn Sie noch etwas loswerden möchten, nur zu …
Einfach weil es ein schönes Schlusswort geben sollte: Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich so leben darf, dass ich meine Schöpferkraft nutzen und die Welt damit ein wenig farbenfroher machen kann. Noch besser wäre es, wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen oder vielleicht eines Tages gar kein Geld mehr geben würde, aber bis dahin ist es wie es ist – auch gut. Kunst ist einfach Nahrung für die Seele, und ich möchte mit positiv ausstrahlenden Bildern nahrhaftes Seelenfutter erschaffen. Danke!
Wir bedanken uns – Eine durchweg positive Persönlichkeit!
Wer Antje Seewald näher kennenlernen möchte, weitere Fragen hat oder mehr Eindrücke von Ihren Werken gewinnen möchte kann über Ihre Homepage kontakt zu Antje Seewald aufnehmen. Die vielseitige Künstlerin bietet in Ihrem Atelier in Dresden die Möglichkeit für besondere Malkurse, Events und sogar kreative Feiern an. Einen Besuch legen wir ans Herz! -> https://antje-seewald.com/