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Lockdown Lektüre...
Wie werde ich Kurator? – 7 Tage zum Starkurator

Wie werde ich Kurator? – In 7 Tagen zum Starkurator Zuletzt gingen wir der Frage auf den Grund – Was
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Wie werde ich Kurator? – In 7 Tagen zum Starkurator

Zuletzt gingen wir der Frage auf den Grund – Was ist eigentlich ein Starkurator? 

Die viel wichtigere Frage ist  für die meisten aber eigentlich, wie werde ich Kurator? Und wieso gibt es keinen Ratgeber? Mit der Serie „In 7 Tagen zum Starkurator“ möchte ich angehenden Kuratoren mit Rat und Tat zur Seite stehen und erlebte Geschichten und Erfahrungen verarbeiten. ich bitte, nicht alles allzu ernst nehmen, was man im Internet ließt – aber selbst in jeder Lüge steckt ein Funken Wahrheit. Eines Tages wird das Sammelsurium vermutlich auch als gebundene Ausgabe erscheinen, bis dahin veröffentlichen wir in unregelmäßigen Abschnitten kleine Einblicke, Kapitel oder Kurzgeschichten aus „In 7 Tagen zum Starkurator“ Eventuelle Pandemien, Epidemien, Kriege oder Naturkatastrophen können den angesetzten Zeitrahmen von 7 Tagen  leider etwas sprengen. Schließlich sind Kunst und Kultur nicht systemrelevant.

Aber ich gebe meine Bestes, angehende Kuratoren bei ihrer Reise zu begleiten. Heutzutage gibt schließlich für alles Ratgeber, hier ist unserer. Sollten Sie sich in der Kunstwelt etablieren wollen, lesen Sie weiter, wenn Sie von Kunst keine Ahnung haben, macht das nichts. Sie werden alles hier lernen. Es eignet sich also auch wunderbar als Lockdown-Lektüre und wer weiß, eventuell änderst du ja doch noch deine Meinung.

Wie werde ich Kurator?

Wenn Sie nicht das große Glück haben, aus heiterem Himmel zum Starkurator ernannt zu werden, meist passiert das, weil Sie sich bereits anderweitig einen Namen gemacht haben und ein großes resümiertes Kunsthaus Sie und ihren Namen nutzen will, um die Besucherzahlen in die Höhe zu treiben. Dann starten Sie leider bei null. Aber kein Grund zur Verzweiflung.

In wenigen Tagen zieren Sie wahrscheinlich schon die Titelblätter der angesagtesten Kunstmagazine und die teuersten Künstler der Welt werden Sie reich beschenken, um bei Ihnen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Bis dahin sollten Sie sich nicht von Ihrer 140 Stunden Woche abschrecken lassen, eventuell kommt noch die ein oder andere Überstunde dazu,  aber bleiben Sie fokussiert von Anfang bis Ende. Vergessen Sie nie, Timing ist alles. Gehen Sie immer mit offenen Augen durch die Welt. Verschlafen? Okay!, aber geöffnet müssen Sie sein. Jeder Kurator ist nur eine Ausstellung vom Starkurator entfernt!

Sollte ihre Region grade zufälligerweise von einer Pandemie, Epidemie oder einer wilden Verschwörung betroffen sein, könnte es sein, dass Ausstellungen grade eventuell nicht möglich sind, in dem Fall – haben sie schon mal über eine Hochzeit nachgedacht? Schließlich ist der altmodischste Weg sich einen Namen zu machen die Hochzeit.

Sie sind hässlich, bereits verheiratet oder möchten partout ihren kommenden Reichtum nicht teilen? Kein Problem. Dann erarbeiten Sie sich den Titel „Starkurator“.

Sie dürfen niemals vergessen, dass wahre Starkuratoren nur mit den begabtesten Künstlern zusammenarbeiten. Wer zur Elite gehört, entscheiden Sie Gott sei Dank selbst, also keine falsche Scheu. Achten Sie nur darauf, dass die Künstler die Werke zu ihren Ausstellungen beisteuern, prominent sind und/oder Reich. Bei prominenten Künstlern, die auf zu großem Fuß gelebt haben und grade eine finanzielle Krise haben, können Sie natürlich eine höhere Provision nehmen. Diese Prominenten, die zufälligerweise immer während einer finanziellen Durststrecke die Kunst für sich entdecken, sind bereit, die verrücktesten Rahmenbedingungen und Provisionen anzunehmen. (Das machen Sie aber mit fehlendem Talent wieder gut) Diese „Promis“ wollen unbedingt eine Ausstellung. Und das wollen Sie auch!

Vorausgesetzt Sie bekommen bis zu 70 % eines verkauften Werkes und einen kleinen zusätzlichen Obolus wie einen Rassehundewelpen oder die verbindliche Zusage für eine Spenderniere. Plus Spesen. Natürlich sollten Sie eine solche Ausstellung nicht nur aus finanziellem Interesse begleiten. Nutzen Sie die Gelegenheit der persönlichen Treffen auch direkt sich mit dem Künstler in verschiedenen Situationen und Orten gemeinsam ablichten zu lassen. Es gibt keine schlechte Publicity, vergessen Sie das nie. Lassen Sie die Gerüchteküche brodeln. Notfalls gießen Sie selbst Öl ins Feuer. Melden Sie als gestohlen geglaubte Werke bei der Presse. Erzählen Sie ausführlich über peinliche After-Show-Eskapaden in Talkshows. Brechen Sie einem Künstler die Nase. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

(Kaum) Kein Kurator ohne Künstler

Für die Wahl des Künstlers und der Kunstwerke braucht ein Kurator normalerweise viel Zeit. Ein echter Starkurator arbeitet nur mit lebenden Künstlern zusammen. Frisch verstorbene lassen die Kassen klingeln. Im Optimalfall wenige Tage vor der Ausstellung. Diese findet selbstverständlich trotzdem statt. Es wäre nur im Interesse des Künstlers gewesen. Abzüglich der eigenen Provision wird alles für einen wohltätigen Zweck gespendet. (Nicht vergessen, alles von der Steuer abzusetzen, sprechen Sie dafür mit ihrem Starsteuerberater.) Trotz 160 Stunden Woche sollten Sie deshalb noch etwas Zeit und Energie dafür finden, immer auf dem neuesten Stand der Klatschpresse zu sein. Stichwort Künstlerakquisition.

In den Zeiten des 21. Jahrhunderts müssen Sie dafür glücklicherweise auch nicht mehr Unmengen an Papierkram abonnieren und zeitaufwendig durch augenkrebsfördernde Magazine blättern.

Tragen Sie sich einfach in den Newsletter der 100 bekanntesten Promimagazine ein. Egal, über welchen A bis Z Promi es Neuigkeiten gibt, Sie erhalten immer in Echtzeit eine Benachrichtigung auf einem ihrer 6 Smartphones und können abwiegen, ob es Sinn macht, den Kontakt zum Management zu suchen und mit der Planung der Ausstellung zu beginnen oder ob der Kunstmarkt noch nicht bereit ist für dieses Genie. Hierbei ist wichtig, nicht zu vergessen, aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Ein Künstler, für dessen Anliegen Sie heute keine Zeit haben, kann morgen schon hoch im Kurs stehen. Eine plötzliche Alkoholeskapade, Hochzeit oder Scheidung reicht schon aus. Halten Sie aus diesem Grund ihre Eisen im Feuer warm. Sagen Sie niemals einem Künstler ganz ab oder verweigern aufgrund mangelnden Talentes die Zusammenarbeit.

Verweisen Sie stets freundlich darauf, das Sie im Moment viel zu tun haben, grade in diversen Projekten in Miami, New York, Berlin, London, Tokio und Bern eingebunden sind, aber definitiv gespannt seine künstlerische Karriere verfolgen und sich sicher sind, dass in der nahen Zukunft eine Zusammenarbeit stattfinden könnte. Ein Starkurator zeichnet sich durch Erfolg aus. Binden Sie deshalb im Laufe ihrer Karriere möglichst viele Künstler durch Knebelverträge an sich, die meisten Künstler haben wenig Geld und können sich keinen Anwalt leisten. Diese kleine Schwachstelle könnten Sie nutzen, um mit der Hilfe eines Staranwaltes Künstler bis an ihr Lebensende und darüber hinaus zu binden. Allerdings sind Verträge auch Beweise und können in den falschen Hals gelangen und rufschädigend gegen Sie eingesetzt werden.

Der Volksmund vergleicht moderne Kuratoren oft mit Zuhältern aus dem Rotlichtmilieu. Wehren Sie sich gegen diese voreingenommenen Behauptungen, indem Sie den Künstler immer wieder daran erinnern, dass er Sie brauch. Jeder Künstler ist Stolz, mit ihnen zu arbeiten. Schließlich macht er das freiwillig. Tragen Sie alle Künstler, die bereit sind, mit Ihnen zu arbeiten in einer Datenbank ein. Der größte Vorteil einer solchen Künstlerkartei ist, dass man nach etwas Übung in der Lage ist, eine Ausstellung innerhalb von 24 Stunden aus dem Boden zu stampfen.

Organisation ist alles

Zuerst ein kurzer Anruf bei der Location und einen Termin vereinbaren.

Schnell ein Motto oder Thema überlegen. Danach den Künstlern das Motto und die Dauer und den Ort zukommen lassen. Abklären, wie viele und welche Werke präsentiert werden sollen. Kurz die Fragen bezüglich Logistik und Versicherung klären. Im Anschluss befreundete DJs oder Livemusiker bitten, bei der Eröffnung zu spielen. Kurz einer Cateringfirma die Wünsche zukommen lassen und kurz mit dem Techniker absprechen, wie man die Kunstwerke in schönem Licht richtig in Szene setzt und schon geht es auch direkt an das Gestalten und Versenden der schicken Einladungen.

Vergessen Sie natürlich nicht, die Presse zu informieren, im Optimalfall schreiben Sie nebenbei Pressetexte vor und lassen diese nur noch über dritte veröffentlichen – das wirkt glaubwürdiger und Journalisten haben doch eh keine Ahnung.

Bei der Masse an Besuchern die Sie erwarten müssen Sie natürlich für genügend Parkplätze (gegebenenfalls Helikopterlandeplätze) sorgen, der zu erwartende Andrang könnte leicht in einem Desaster enden, vergessen Sie also nicht für die nötige Sicherheit zu sorgen und ausgeklügelte Flucht und Rettungspläne zu entwerfen.

Easy. Bleibt nur noch die Frage wer das alles bezahlt. Aber dazu später mehr. Eigene Ausstellungen sind für einen Starkurator das geringste Problem, sofern er fleißig seine Karteien führt. Schlimmer für einen Kurator, als keine Künstler in seiner Kartei zu haben ist eigentlich nur, Künstler in seiner Kartei zu haben. Wenn ein Künstler erst einmal seine Seele verkauft hat, wird er irgendwann auf den Gedanken kommen, dass Sie etwas für ihn tun könnten. Er wird Sie regelmäßig über seine, wenn es gut läuft, spannenden Projekte informieren und mit einer gewissen Erwartungshaltung darauf pochen, das Sie seine Werke einer breiteren Masse präsentieren und/oder sogar verkaufen. Eventuell wird der Künstler sogar eines Tages lästig anrufen und macht Sie für seinen Erfolg beziehungsweise Nicht-Erfolg verantwortlich.

Als Nachweis für ihre Produktivität können Sie Pressefotos verwenden. Schließlich waren Sie gestern noch in Cannes bei einer Gala und sind jetzt schon wieder über Berlin auf den Weg nach London. Um dort mit einem berühmten Galeristen zu frühstücken und dabei werden sich bestimmt ganz großartige Kooperationsmöglichkeiten entwickeln. Auch wenn Sie am längeren Hebel sitzen, seien sie stets freundlich und bescheiden im Gespräch mit Künstlern, nie von oben herab

Warum muss ich Ihnen hier nicht erklären,

Schließlich sind Sie belesen und wissen, das Adolf Hitler sich an einer Kunstschule beworben hat. Wie wir aus der Geschichte gelernt haben, wäre er lieber angenommen worden. Vermutlich hätte sich alles anders entwickelt. Also – verärgern sie keine Künstler! Mit dem nötigen Kleingeld ist es für Sie eine Kleinigkeit, einem Künstler zum Erfolg zu verhelfen und/oder eine namhafte Galerie zu etablieren.

Selbstverständlich sollten Sie auch Bücher zum Thema Kunst publizieren, um ihre Vielseitigkeit zu unterstreichen. Mit dem nötigen Kleingeld können Sie sich auch einen Starautoren kaufen der Sie unterstützt und dafür sorgt das ihre geschriebenen Werke in spätestens 25 Jahren zu den Klassikern der Kunstliteratur zählen werden. Damit tragen Sie zusätzlich zum Erfolg der gesamten Kunstbranche bei. Sie sind sehr Systemrelevant. Sagen Sie sich das zur Motivation immer wieder. Sonst tut es keiner.

Plot Twist: Umso erfolgreicher Sie werden, umso erfolgreicher werden ihre Bücher und umso erfolgreicher ihre Bücher werden, umso erfolgreicher werden Sie. Als Starkurator können Sie nicht verlieren.

Wer geben will muss haben – gesunder Egoismus

Bevor Sie sich allerdings um den Erfolg und das Wohlbefinden von anderen kümmern können, müssen die eigenen Grundbedürfnisse gedeckt sein. Um in der nächstgelegenen Großstadt durchstarten zu können, reicht eine Penthousesuite im angesagtesten Stadtteil, ein bescheidener Sportwagen und eine stylishe Garderobe, getreu dem Motto umso unauffälliger, umso besser. Die Herren der Schöpfung können sich am klassischen Bild des Anzug tragenden FBI-Agenten orientieren. Das bessere Geschlecht neigt zu einem Dior-Kleid dazu eine strenge Kurzhaarfrisur. Den Hintergrund dazu entnehmen Sie am besten dem Buch „Starkuratorin in 7 Tagen“

Als Starkurator sind sie international und weltoffen. Sie sind aber kein knalliger Kanarienvogel, der krampfhaft versucht, durch sein pompöses Aussehen auf sich aufmerksam zu machen. Diesen Job überlassen Sie am besten den anderen. Sie sind stilsicher und selbstbewusst. Manchmal wissen sie zwar teilweise gar nicht mehr, in welchem Land Sie momentan sind, aber Anzug geht immer und ihre Kreditkarten werden in jedem Land der Welt akzeptiert, hoffentlich. Reden Sie sicherheitshalber in einer Mischung aus Deutsch, Englisch und Französisch. Denken müssen Sie sowieso. Denken Sie groß.

Fun Fakt: Ihr Kontostand wächst parallel mit ihren Vielfliegermeilen.
Arbeiten Sie an ihrer Flugangst.

Wer sich als erfolgreicher Kurator in der Kunstbranche durchsetzen will und möchte, dass man seinen Namen mit Ruhm, Macht und Geld verbindet, sollte sich niemals an anderen orientieren und sich Erstrecht nichts vorschreiben lassen. Sprengen Sie Grenzen. Sprengen Sie Rahmen. Sprengen Sie das Budget.

Wenn Sie allein in ihrem Büro sind, empfehle ich ihnen zur Motivation den Song „Get Back“ von dem US-Künstler Ludacris lernen Sie dazu den Tanz von Tom Cruise am Ende von Ben Stillers Tropic Thunder. Die Kombination von Lied und Tanz setzt unbekannte Kräfte in ihnen frei. Vertrauen Sie mir. Üben Sie.

 

Weitere Informationen

Als nächstes gewähren wir auf Arttrado  einen kleinen Einblick in die Künstler Akquisition.

Termine bezüglich Erscheinungsdatum und co. liegen noch in der Zukunft.
Mit einer kleine Spende beschleunigen Sie aber garantiert den Prozess.
Danke fürs lesen und bleiben Sie gesund.

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Zum Thema Bücher: Checken Sie auch unsere letzte Buchempfehlung: BUCHEMPFEHLUNG: Kunst und Verbrechen

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