Nachwuchskünstlerin Janine Pommerenke im Portrait
In unserem Portraits möchten wir unseren Lesern junge Künstler näher bringen. Diesmal stellt sich die Künstlerin Pommerenke unseren Fragen und gewährt uns einen kleinen Einblick in Ihre arbeiten. Im Titelbild sehen wir Frau Pommerenke beim zeichnen am Strand. Beginnen wir mit den Fragen.
Fragenhagel
Wann haben Sie ihre ersten Erfahrungen mit der Kunst gemacht?
Dazu kann ich keinen genauen Zeitrahmen nennen. Schon als ich klein war, fragte ich meinen Vater beispielsweise, ob er mir ein Auto zeichnen könnte, damit ich weiß worauf man achten muss. Zudem habe ich oft mit Temperafarbe mit meiner Oma früher gemalt, was natürlich noch keine Kunstwerke waren. Mit der Zeit fing ich an immer mehr zu zeichnen und somit das Auge zu schulen. Mit dem Beginn meines Studiums reiste ich mit meinen Skizzenbuch durch verschiedene Städte und Landschaften. Dabei versuchte ich vor Ort die Motive „einzufangen“. Zeitgleich verarbeitete ich entweder Gefühle oder Eindrücke auf der Leinwand meistens mit Acrylfarbe. Später kamen meine ersten Aufträge von Bekannten. So durfte ich mein bisher größtes Werk, eine abstrakte Katze auf einer 2 x 2m Leinwand, anfertigen.
Ihre erste Ausstellung? oder ggf. ihre letzte?
Bisher hatte ich leider noch nicht die Ehre auf einer Ausstellung etwas präsentieren zu können. Es ist noch nicht fest und es muss noch einiges geklärt werden, aber eventuell nehme ich in Hamburg an der Grace Denker Ausstellung vom 16.08.2020 – 15.10.2020 teil. Außerdem habe ich mich für den Luxembourg Art Prize 2020 beworben. Drückt mir die Daumen, vielleicht sehen wir uns dann da.
Was bedeutet für Sie Kunst?
Kunst ist für mich eine eigene Art des Ausdrucks und eine Verarbeitung von Eindrücken. Gerade in abstrakten Werken präsentiere ich meine inneren Gefühle und Geschehnisse, die mich privat oder weltweit berühren. Teilweise gibt man damit seine eigene Positionierung und Meinung gegenüber der Thematik, die mit dem Kunstwerk behandelt wird, preis. Man setzt sich auf einen eigene Art und Weise mit sich und der Außenwelt auseinander. Das interessante ist dabei, dass der Betrachter oder die Betrachterin aus den Kunstwerken andere Dinge lesen, als die die mich dabei beschäftigten. So bekommt man meistens völlig andere Blickwinkel auf die eigenen Werke.
Welche Veränderung haben Sie in der Corona Krise gehabt?
Kurz vor der Pandemie verlor ich meinen Job. Mein Ziel war es auf Reisen durch Osteuropa zu gehen, um die Geschehnisse zu verarbeiten und neue Inspirationen für mich und meine Lebensziele zu finden. Doch das war durch die Corona Pandemie nicht möglich. Ich begann mein Fernweh durch eine Verarbeitung alter Bilder aus Malta zu stillen. Darunter sind die Kunstwerke „St. Angelo“ und „Valletta – Three Cities“ entstanden.
Zeitgleich habe ich den Entschluss gefasst wieder in die Nähe meiner Heimat zu ziehen, um meine Familie besser unterstützen zu können. Leider ist während der Pandemie meine Stiefoma schwer krank geworden.
Wieviel Zeit investieren Sie letztendlich für Ihre Kunst?
Momentan verbringe ich viel Zeit vor der Staffelei oder mit meinen Skizzenbuch. Selbst wenn ich voll berufstätig bin, versuche meine Freizeit mit der Kunst zu verbringen. Es hilft mir zu entspannen bzw. Geschehnisse zu verarbeiten.
Wer soll Ihre Kunst auf gar keinen Fall kaufen?
Menschen die Kunst als Handwerk nicht schätzen, sollen meine Kunst auf keinen Fall kaufen. Hinzu kommen jedoch auch Leute, die meiner Meinung nach offensichtlich keinen Sinn für die Natur und die Gesellschaft haben. Darunter zählen vor allem berühmte Persönlichkeiten wie Donald Trump, Jair Bolsonaro oder Wladimir Putin.
Was wollten Sie schon immer einmal sagen?
Ich finde es schlimm, wenn ich Leinwände sehe, die mit Fotos überzogen sind. Auch die sogenannten „Wandtattoos“ sind meiner Meinung nach oft geschmacklos. Es ist schade, dass die breite Gesellschaft die Kunst nicht als Handwerk sieht. Ich denke mir dabei oft, dass es doch viel authentischer ist ein Kunstwerk vom Maler oder der Malerin nebenan zu kaufen bzw. anfertigen zu lassen, als Dekorationen mit mehreren Wandtattoos oder gekaufte Fertigleinwände aus dem Baumarkt zu besorgen. Es gibt so viele wunderbare Künstler und Künstlerinnen, die ihr Herzblut in die Leinwände stecken und dadurch natürlich höhere Preise verlangen. Aber das ist gerechtfertigt, das ist nun mal Handwerk. Ich wäre glücklich wenn man heutzutage von der Kunst bzw. von diesem Handwerk leben könnte. Ein Atelier zu eröffnen und zu unterhalten ist in meinen Augen wahrer Luxus. Es wäre schön, wenn es sich mehr Künstler und Künstlerinnen leisten könnten, so ihr Lebensunterhalt zu verdienen. Nebenbei könnte man Nachhaltigkeit und Regionalität fördern.
Was darf niemals jemand über Sie erfahren?
Interessant gestellte Frage meiner Meinung nach. Im Grunde ist es oft schwer zu zeigen, wie viel Angst ich vor der Zukunft in Hinblick auf die veränderte Weltgesellschaft und auf den Klimawandel habe. Gewissermaßen hat mich das Studium für diese Themen sensibilisiert. Doch je mehr man erfährt, umso trauriger und machtloser fühlt man sich. Stark nach außen zu wirken verlangt eine Menge Energie und Selbstvertrauen ab.
Wir von Arttrado möchten natürlich auch den Austausch zwischen Künstlern fördern!
Welchen Künstler/in würden Sie gerne mal persönlich treffen?
Ich würde sehr gerne Frau Marina Abramović einmal treffen. Ich hörte das erste Mal während meines Studiums von ihr und ich war fasziniert von ihrer Hingabe ihrer Performances. Vor einigen Jahren besuchte ich ihre Ausstellung in Stockholm. Auch dort fragte ich mich woher sie ihre Inspiration und die Kraft nimmt ihre leidenschaftlichen Performances zu installieren bzw. durchzuführen.
Gibt es eventuell, einen Künstler den Sie öffentlich kritisieren möchten?
Sie hätten jetzt die Möglichkeit…
Ja, erst kürzlich musste ich mich tatsächlich aufregen. Die weltweit bekannte Installation „Hungry Artist“ von Maurizio Cattelan hat mich regelrecht verärgert. Auch ohne die Aktion von David Dutana, kann ich diese Art von Kunst nicht verstehen. Ich nehme sie sogar gegenüber der Kunstwelt an sich als eine Schmach wahr. Wie kann es sein, dass eine an die Wand geklebte Banane (auch noch mit Panzertape) einen derart hohen Preis und soviel Aufmerksamkeit bekommt? Ich glaube die alten Meister der Kunst wie Albrecht Dürer, Michelangelo Buonarroti oder Leonardo da Vinci würden sich im Grabe umdrehen, wüssten sie davon.
Was möchten Sie mit ihrer Kunst bewegen?
Bei dieser Frage möchte ich zwei Antworten geben. Die eine Antwort ist wahrscheinlich die, die sie von den meisten Künstlern und Künstlerinnen erfahren. Ich möchte meine Betrachter und Betrachterinnen zum Träumen und Nachdenken animieren.
Die andere Antwort bezieht sich auf die Gesellschaft an sich. Mein Traum ist eines Tages ein Gemeinschaftsatelier zu eröffnen, wo mehrere Künstler und Künstlerinnen mit unterschiedlichen künstlerischen Fähigkeiten bzw. Schwerpunkten in einen Kollektiv arbeiten. Es soll möglich sein mit der Idee bzw. mit den verschiedensten Fotos zu uns zu kommen und Kunstwerke aller Art anfertigen zu lassen. Das Gemeinschaftsatelier soll eine Begegnungsstätte sein, wo z.B. verschiedene Workshops mit Kindern stattfinden können. Es soll eine große Werkstatt sein, die die Kunst als Handwerk den Leuten von nebenan näher bringt. Viele Menschen bringen viele unterschiedliche Einflüsse, Denkweisen und Kulturen mit und somit gewinnt dieser Ort immer wieder neue Inspirationen. Ich könnte mir sogar vorstellen mit den Künstlern und Künstlerinnen aktive Stadtplanung zu betreiben und somit verschiedene Kunstwerke an Hauswänden und Ähnliches entstehen zu lassen. Vor allem unattraktive, oft verarmte Stadtviertel können so eine neue Würde bekommen. So würden wir im Kollektiv nicht nur etwas für die Gesellschaft bewegen, sondern auch für die gesamte Stadt in der wir leben.
Woran merken Sie das ein Bild fertig ist?
Eine wirkliche Faustformel gibt es für mich nicht. Oft liegt der letzte Pinselstrich bei mir im Gefühl. Manchmal habe ich das Kunstwerk länger bei mir, wodurch es manchmal noch zu Veränderungen kommt im Laufe der Zeit. Aber das sind dann nur Kleinigkeiten.
Ihr Lieblingslied zur Zeit?
Das gibt es relativ viele gute Lieder.
Meine zwei Lieblingslieder zur Zeit sind:
Yoke Lore „Everybody wants to be loved“
Provinz „Diego Maradona“
Ein Ratschlag den Sie anderen Künstlern auf den Weg geben können?
Man darf niemals aufhören an sich und seine Ideen zu glauben. Das ist zwar schon ein relativ alter Ratschlag, den man vermutliche von jedem Opa und von jeder Oma hört, aber er ist wichtig. Im Leben kommen immer wieder Herausforderungen, die einen in die Knie zwingen können. Ohne den Glauben ist es dann sehr schwer sich aus einer Spirale an depressiven Gedanken, Trauer und Wut herauszukommen. Sicherlich gibt es dann für Jeden unterschiedliche Ventile, um die Geschehnisse zu verarbeiten. Aber um neue Ziele für sich zu stecken, braucht man den Glauben an sich selbst. Zudem ist es wichtig achtsam durch die eigene Umgebung zu gehen.
Inspiration lauert schließlich immer und überall.
Wie berechnen Sie den Wert ihrer Werke und welchen Preis für Kunst?
Da ich noch am Anfang meines Kunstschaffens stehe, berechne ich ca. die Hälfte eines durchschnittlichen Handwerkerlohns, also 16 Euro pro Stunde. Der veranschlagte Preis enthält zudem die Materialkosten, aber nicht die Portokosten. Je nach Komplexität und der Auftragsdichte ist der Stundenlohn minimal variabel. Meine Devise ist je komplexer die Werke umso höher der Stundenlohn.
Was halten Sie für angemessen? Darf Kunst alles? Gibt es Grenzen?
Meiner Meinung nach gibt es Grenzen innerhalb der Kunstszene, insofern dass keine Lebenwesen zu schaden kommen dürfen.
Wir bedanken uns für diese offene und ausführliche Beantwortung unserer Fragen. Nach soviel Text möchten wir jetzt aber natürlich auch unseren Lesern mit einigen Werken von Ihnen belohnen. Danke das Sie sich die Mühe gemacht haben und zu den Werken eine kleine Geschichte erzählen.
Werke von Janine Pommerenke
St. Angelo
Das Kunstwerk „St. Angelo“ stammt aus einer Momentaufnahme in Malta auf dem Fort St.Angelo. Es war gerade Abendstimmung und die letzten Konzertvorbereitungen vor der Festung waren abgeschlossen. Ursprünglich war der Abend durch die untergehende Sonne in sehr dunklen Gelbtönen getaucht. Ich habe mich entschlossen diese Momentaufnahme etwas abzuändern und das Abendlicht sehr viel bunter zu gestalten. Das Kunstwerk entstand aus dem Gefühl des Fernwehs heraus und soll den Betrachter oder die Betrachterin zum Träumen einladen. Mit einer Nass in Nass Technik mischte ich die verschiedenen Acrylfarben direkt auf der Leinwand, um den Sonnenuntergang zu simulieren. Das Bild misst 40x80cm.
Erwartungen
Das Kunstwerk „Erwartungen“ entstand nachdem ich eigene erste Ziele in beruflicher Hinsicht neu befassen konnte. Es zeigt auf abstrakte Weise wie aufgewirbelt ich innerlich bin. Aber die Gefühle sind positiver Natur und voller Freude, weshalb ich sogar Blattgold verwendet habe. Ich zog zunächst mittels Modelliermasse eine Struktur durch das Bild. Anschließend schuf ich das Farbmuster in einer Nass in Nass Technik direkt auf der Leinwand. Die Farben sind ausschließlich Acrylfarben. Anschließend bekam das Bild mittels Blattgold seine letzte Verzierung.
Valletta – Three Cities
Eines was mir aus Malta besonders in Erinnerung blieb, waren die wunderschönen, farbenfrohen Fischerboote. Das Kunstwerk selbst trotz vor Farbe und zeigt eine Momentaufnahme im Stadtteil three cities in Valletta. Das Bild entstand nach und nach mit einer Acryl-Mischtechnik. Die letzten Feinheiten zeichnete ich mit einen permanent Maker hinein (z.B. die Dachbrüstungen und die Satellitenstange ). Es umfasst 40cm x 80cm und ist ideal geeignet um einen Raum einen regelrechten farbigen Eyecatcher zu geben.
Das Gewissen
Das Kunstwerk entstand erst vor kurzem nachdem ich mich von der Flut negativer Schlagzeilen überrannt gefühlt habe. Zudem habe ich das Gefühl, dass wesentliche Neuigkeiten wie z.B. das Jair Bolsonaro in Brasilien erneut durch eine neue Gesetzgebung die Abholzung des Amazonas voranbringen möchte, kaum in die Schlagzeilen kommen oder wenn dann sind sie nur sehr kurz präsent. Solche Nachrichten machen mich wütend und traurig zugleich. Zu sehen wie Mutter Natur mit Füßen getreten wird, obwohl wir als Menschheit auf sie angewiesen sind, lässt mich innerlich wahrlich zerreißen. Zeitgleich gibt es viele positive Konzepte und Projekte, um dem Klimawandel oder auch andere aktuelle Probleme der Gesellschaft wie beispielsweise Rassismus entgegenzutreten. Diese entgegensetzte Gedankenwelt habe ich mittels Nass in Nass Technik durch Acrylfarben auf die Leinwand gebracht. Rottöne und Grüntöne als konträres Paar lassen dem Kunstwerk eine besondere Ausdruckskraft zukommen. Der schwarze Streifen enthält im Detail Silouetten von Bäumen und Gebäuden. In der Mitte erstreckt sich ein Streifen aus kleinen Mosaikformationen, die durch Modelliermasse und den weiß/ goldenen Anstrich hervorgehoben werden. Sie stehen für meine Gedankenwelt, die das Bild nicht in exakt zwei Hälften teilt. Das Bild soll den Betrachter oder die Betrachterin zum Nachdenken anregen. Durch die auffallenden Farben lässt es den Betrachter oder die Betrachterin näher herantreten und mehr Details erblicken. Nichts an dem Motiv ist gerade, genauso wenig wie sich solche komplexen Themen wie Klimawandel in gerade Bahnen pressen lassen. Das Kunstwerk umfasst 60x80cm.
Weitere Informationen
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