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Keine Dekogegenstände sondern Kraftquellen.
Kunst aus Waidhofen/Ybbs – Dagmar Schauer im Interview

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Kunst aus Waidhofen/Ybbs – Dagmar Schauer im Interview In ihrem Atelier in Waidhofen an der Ybbs, wo sie seit 2006
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Dagmar Schauer wurde 1968 in St. Pölten geboren. 1999 bis 2006: Studium an der Wiener Kunstschule. 4 Semester Malerei und 5 Semester Druckgraphik. Im Februar 2006 dann der Abschluss des Kunststudiums mit Diplom. Seit 2006: Freischaffende Künstlerin mit Lebensmittelpunkt in Waidhofen/Ybbs. Das Credo der Künstlerin lautet - "Keine Dekogegenstände sondern Kraftquellen".

Kunst aus Waidhofen/Ybbs – Dagmar Schauer im Interview

In ihrem Atelier in Waidhofen an der Ybbs, wo sie seit 2006 ihren Lebensmittelpunkt hat, fertig Dagmar Schauer Aquarelle, Graphiken in Bleistift, Buntstift, Pastell, Tusche und Tinte in Schraffurtechnik an; seit den letzten 2 Jahren malt Sie hauptsächlich Arbeiten in Acryl.

Das künstlerische Schaffen Dagmar Schauers ist nach reiflicher Überlegung und dem Zusammenfassen ihres bisherigen Lebenswerkes auf sowie abseits des Papieres wie folgt zu beschreiben: „Willst du das Unsichtbare kennenlernen, ergib dich mit ganzem Herzen dem Sichtbaren“ (ein Zitat des 1950 verstorbenen Malers Max Beckmann). Die Malerin und Grafikerin möchte mit ihren Werken dem Betrachter nichts vorgeben, sondern ihn zur intensiven und ständigen Auseinandersetzung einladen.

Dagmar Schauer im Interview

Wo sind Sie grade, wie geht es Ihnen und wodran arbeiten Sie aktuell?

Ich arbeite, wenn es das Wetter zulässt, im Garten draußen auf der Terrasse in Waidhofen/Ybbs. Ich habe gerade ein Triptychon fertiggestellt mit dem Titel „Gericht der Tiere“. Es sind drei Acrylarbeiten im Format je 30 x 24 cm.

Wie viele Werke sind bis heute entstanden und kommt es auch einmal vor, das Sie mit einem Werk unzufrieden sind? Was passiert mit solchen Arbeiten?

Da ich schon über 20 Jahre künstlerisch tätig bin, hat sich einiges an Arbeiten angesammelt. Ich habe davon viele Arbeiten auf Papier, die ich in Mappen abgelegt habe. Da wiederum sind etliche Mappen mit „nicht fertigen Arbeiten“ dabei, die ich aber teilweise zu einer späteren Zeit fertigzeichne oder male (Großteils Aquarelle), oder auch als Teilvorlage für ein neues Bild verwenden kann.

Wichtig ist mir, dass ich meine Arbeiten datiere. So bin ich schon draufgekommen, dass zwischendurch mal ein „Highlight“ entsteht, meist aber erst nach einigen „durchschnittlichen“ Arbeiten. z.B. auf einem Blatt ist zuviel, auf dem anderen „zu wenig“ oben, und dann „zack“ kommt ein „Highlight“ raus.

Bei den Acrylarbeiten ist das was anderes. Die übermale ich dann halt. Ich habe ein paar „Highlights“ bei den Acrylarbeiten, die ich aber bis zu 3-mal übermalt habe. Eigentlich sollte ich da auch den 3-fachen Verkaufspreis verlangen. 🙂

Um auf die Anzahl der Arbeiten zu kommen: Also auf der Homepage befinden sich 123 Bilder, ca. 64 Acrylbilder (plus 10 Acrylbilder werden über eine Madrider Galerie „van Gogh Art Gallery“ gehandelt. 

Fertige Arbeiten auf Papier habe ich noch weit über 100. Dann gibt es – wie gesagt – noch viele unfertige Arbeiten auf Papier, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, dann habe ich auch noch genügend Arbeiten auf Papier, die nicht für den Verkauf bestimmt sind, ich daran auch nichts mehr ändern kann, weil es Aquarelle sind.

Ich schaue die Arbeiten in regelmäßigen Abständen durch und einige davon werden dann früher oder später von mir in Stücke gerissen.

Wann und wie haben Sie überhaupt zur Kunst gefunden?

Das Thema Kunst war eigentlich sehr präsent in unserer Familie. Zwei meiner Brüder waren auch sehr talentiert im Zeichnen, der um 14 Jahre ältere Bruder, Erich hat auch eine Aufnahmeprüfung an der Hochschule gemacht, wurde aber nicht genommen. Er wurde dann Schauspieler.

Mein um zwei Jahre älterer Bruder Wolfgang besuchte eine höhere Graphiker-Lehranstalt und studierte dann Malerei in Linz und Wien. Wir beide verbrachten als Kinder Stunden damit, leere Blätter vollzuzeichnen.

Wie hat ihr Umfeld reagiert, als Sie gesagt haben – das Sie den Weg der Kunst gehen möchten?

Ich habe als junger Mensch noch das gemacht, was mir meine Eltern geraten haben. Ich habe die 3-jährige Handelsschule absolviert und habe dann als Büroangestellte gearbeitet. Aber in den letzten Jahren meiner beruflichen Tätigkeit habe ich im Sommer schon regelmäßig Ölmalkurse und Aktzeichenkurse im Waldviertel besucht, bis in mir dann der Wunsch so übermächtig wurde, mich ganz auf die künstlerische Laufbahn zu begeben.

Erst auf dem zweiten Bildungsweg habe ich die Wiener Kunstschule absolviert und mit 38 Jahren abgeschlossen.

Seitdem ist viel passiert; was war bisher das schönste Feedback?

Jemand hat einmal zu mir gesagt: „Früher hat es mir genügt, wenn ich mir hübsche, dekorative Bilder an die Wand gehängt habe, heute möchte ich Bilder, aus denen ich Kraft schöpfen kann. Und aus Deinen Bildern kann ich das.“

Oder ein Bruder hat erst vor ein paar Tagen, als ich ihm meine neuesten Arbeiten zeigte, gesagt: „Ein Bild muss kein großes Format haben, um „monumental“ zu sein.“ Da hatte ich Tränen in den Augen!

Und die härteste Kritik? 

Im Jahr 2010 habe ich in unserer Raiffeisenbank in Waidhofen ausgestellt. Und die Sekretärin dort hat mir ein blaues Aquarell abgekauft und vertraute mir dabei an, dass ein Kollege von ihr gesagt haben soll, dass meine Bilder „alle gleich ausschauen“.

Das hat mich momentan schon ein bisschen getroffen. Von dieser Sekretärin habe ich aber auch wieder ein sehr schönes Kompliment bekommen. Sie erzählte mir, in der Dienstzeit ging sie immer wieder an diesem Bild vorbei und sie meinte, dass das Bild immer anders für sie „aussah“. Eigentlich handelte es sich um einen Landschaftsausschnitt, wo sich Bäume einander zuwenden. Von weiter weg sieht es wirklich wie eine Art Tür oder Tor aus.

Sie meinte, sie schaut hin und „einmal ist das Tor offen, ein anderes Mal ist das Tor zu!“.

Und ich höre oftmals von Leuten, die mir Bilder abgekauft haben, dass sie immer wieder „was Neues“ in meinen Bildern entdecken. Und das ist für mich ein Riesenkompliment, sagt es mir doch, dass eine Lebendigkeit in den Bildern ist, auf das ich hinauswill.

Worauf möchten Sie denn hinaus, bzw. was möchten Sie mit Ihrer Kunst erreichen?

Das Optimalste für mich wäre natürlich, so, wie eine Schwester von mir gesagt hat, dass sie aus meinen Bildern Kraft schöpfen kann. Das ist für mich als Künstlerin das schönste Kompliment.

Nur selbst kann ich das schwer beurteilen, da braucht es Kommentare von außen. Welche Arbeitsweise sich bei mir in den Jahren durchgesetzt hat, kann ich in den folgenden 3 Zitaten von berühmten Männern zum Ausdruck bringen:

„Das Ziel der Kunst ist es, nicht die äußere Erscheinung der Dinge darzustellen, sondern ihre innere
Bedeutung.“ – Aristoteles.

Oder: „Everyone discusses my art and pretends to understand, as if it were necessary to understand, when it is simply necessary to love.“ – Claude Monet.

Und aus einem Zitat von Emil Nolde: „ …Auf eine naturalistische Wiedergabe der unmittelbaren Eindrücke kam es Nolde dabei nicht an. Er war der Meinung, dass es keine Kunst sei, die Natur nachzubilden, sondern dass der Maler sie <umwerten> müsse, <unter Hinzugabe des eigenen Seelisch-Geistigen>;. Erst dadurch werde die Arbeit zum Kunstwerk.“

Wie lange arbeiten Sie an einem Werk und wie kann man sich den Entstehungsprozess vorstellen?

Der Entstehungsprozess ist unterschiedlich. Als erstes Beispiel:

Ich habe ein ungefähres Thema im Kopf und male einfach drauflos. Nach einiger Zeit muss ich dann das Bild wegstellen und aus der Ferne betrachten, und zwar so lange, bis ich spüre, wie ich weiterarbeiten soll. Nach und nach sehe ich dann, was entstehen will.

Dazwischen mache ich auch mal eine Bleistiftzeichnung vom noch nicht fertigen Bild. Ich bekomme durch die Konturen der Zeichnung mehr Klarheit und Struktur. Das Ganze ist dann doch ein längerer Prozess. Obwohl das Format 30 x 24 cm relativ klein ist, bekomme ich in einer Woche höchstens 2 Bilder, manchmal auch nur ein Bild fertig.

Noch ein wichtiger Aspekt: Von 4 Stunden Malen schaue ich davon mindestens 2 Stunden das Bild an. Gut, wenn man das „Schauen“ so wie ich schon im Namen hat, was bleibt einem anderes über?

Als zweites Beispiel: Ich habe bereits ein Thema, wie „Wir halten Wache“ z. B. in einer anderen Technik, wie z. B. in Tusche laviert, seriell verarbeitet. Diese Serie habe ich zwar schon verkauft, aber ich habe eine Kopie davon in Bleistift schraffiert gemacht. Ich versuche das dann in Farbe mit Vorzeichnung auf die Leinwand umzusetzen.

Das Thema „Wir halten Wache“ war eine geraume Zeitlang sehr präsent bei mir. Diese Bilder mit diesem Thema sind immer wieder gekommen. Und das ist auch gut so.

Was ich zu meiner Malvorgangsweise noch sagen will:

Durch die vielen Arbeiten nach der Natur, in der Natur, durch Aktstudien, durch Porträtstudien, die ich in den 19 Jahren davor gemacht habe, entwickelte ich eine eigene Formensprache, die jetzt in diesen Acrylarbeiten zum Ausdruck kommen.

Es gibt hierfür aus dem Zen-Buddhismus ein treffendes Zitat:

„Entwickle eine unfehlbare Technik und ergib dich der Gnade der Inspiration!“

Darf Kunst alles oder gibt es Grenzen?

Ich persönlich glaube nicht, dass Kunst alles darf und dass es sehr wohl Grenzen gibt. Jede Form von Aktionismus verstehe ich persönlich nicht und hätte auch nicht das Bedürfnis, mich so auszudrücken. Ich persönlich drücke mich nur über die bildnerische Gestaltung aus.

Gibt es etwas, was Sie auf dem Kunstmarkt gerne ändern würden?

Wichtig wäre es für mich darauf hinzuweisen, dass junge Künstler vom Staat gefördert werden sollten, damit sie einmal in Ruhe was Eigenes entwickeln können. Für manche Kunstwerke werden horrende Preise bezahlt, wenn man von diesen Millionenbeträge einige Prozente dafür abzweigt, das wäre optimal.

Warum sollten Menschen Kunst kaufen? Oder sich überhaupt mit der Thematik auseinandersetzen?

Menschen sollten deshalb Kunst kaufen, weil es nichts anderes gibt, was Kunst ersetzen kann. Wenn es ein „wirkliches“ Kunstwerk ist, dann spricht es zu dem Menschen, spendet Trost und Zuversicht.

Nach Dutzenden Ausstellungen in Österreich, werden nun auch Projekte und Veranstaltungen in Deutschland angestrebt – gibt es sonst noch weitere Länder, die Sie für eine Ausstellung reizen würden?

Sagen wir, das kommende Jahr einmal Deutschland, wenn sich dazwischen was ergibt, gern auch ein anderes europäisches Land, auch USA, warum nicht. Ich möchte da ziemlich offen sein.

Vielen Dank für Ihre Zeit und Mühe!

Weitere Informationen

Mehr über die Künstlerin finden Sie auf der Webseite: https://www.dagmarschauer.com/

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