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Interview: Karl Andlinger – seine aktuelle Ausstellung und Klima-Kleber

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Karl Andlinger… aktuelle Ausstellung und Klima-Kleber Von klein auf hat Karl Andlinger sich am analogen Fotoapparat seines Vaters bedient, heute
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Grade hat Karl Andlinger seine erste Ausstellung im "Le Passepartout" in Lustenau. Bei Andlinger steht die künstlerische Umsetzung im Vordergrund, weshalb er bisher wenig Zeit hatte, seine Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen - produktiv und kreativ war er aber schon immer. Der österreichische Künstler kam über die Fotografie zur Malerei. Im Interview spricht er über Grenzen in der Kunst und hat eine Botschaft für die "Klima-Kleber".

Karl Andlinger… aktuelle Ausstellung und Klima-Kleber

Von klein auf hat Karl Andlinger sich am analogen Fotoapparat seines Vaters bedient, heute arbeitet er vordergründig mit Mischtechniken aus Pastell und Kohle. Mittlerweile zieren diverse Auftragsarbeiten einfarbige, monotone Wände. Einblicke in seine Arbeitsweise und fertige Ergebnisse zeigt der österreichische Künstler auf seiner Webseite und seinem Instagram-Kanal.

Das Interview wurde via Schriftverkehr am 11.11.2022 geführt.

Karl Andlinger im Interview

Wo sind Sie grade, wie geht es Ihnen und wo dran arbeiten Sie aktuell?

Es ist der 11.11.2022 und Faschingsbeginn. Das Wochenende ist eingeläutet. Ich sitze in meinem kleinen Atelier zu Hause in Höchst und versuche mich mit ihrem Fragenkatalog zu beschäftigen. So weit geht es mir gut. Mein letztes Projekt war der Versuch einen Sonnenuntergang darzustellen. Wobei sich die Konturen des Dorfes wie ein Scherenschnitt am Horizont im Abendrot abzeichneten.

Aktuell möchte ich ein Bild mit einer Herbststimmung künstlerisch umsetzen. Erste Vorlagen dazu gibt bereits als Fotos, die ich vor Kurzem bei einem Spaziergang bei uns im Ried gemacht habe.

Bis Ende November läuft Ihre erste Ausstellung im „Le Passepartout“ in Lustenau, wie war das bisherige Feedback?

Nach dem ersten Gespräch mit Sonja vom Le Passepartout, die immer ehrlich und direkt ihre Meinung kundtut, wurde über die acht ausgestellten Werke ein durchwegs positives Feedback von den Betrachtern abgegeben. Offensichtlich wurde gefragt, ob die Bilder alle vom gleichen Künstler stammen, was mich erstaunte. Am meisten Zuspruch fand das Bild vom Ortasee.

 

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Sie sind nicht hauptberuflich als Künstler aktiv, wie viel Zeit bleibt bzw. verbringen Sie mit künstlerischen Tätigkeiten?

Aktuellen laufen bei uns im Betrieb einige Geschäftsprozesse, um die betrieblichen Strukturen auf die Gegebenheiten anzupassen. Hier sind wir als Mitarbeiter und Führungskräfte sehr gefordert. Deshalb kann es am Abend manchmal etwas später werden. Am Ende des Jahres sollte sich die Situation verbessern.

Die freie Kapazität liegt bei etwa bei 7 -10 Std. die Woche. Meistens male ich abends und an den Wochenenden. Ich würde gerne mehr Zeit im Atelier verbringen können, da ich das Malen für mich auch als wichtigen Ausgleich empfinde.

Für die Umsetzung eines Bildes rechne ich aktuell mit 15 bis 20 Std. Somit können bis zu ca. 2 Wochen vergehen, bis ein Werk geschaffen ist. Natürlich ist das auch vom Detailierungsgrad und der Motivwahl abhängig. Weitere 2 Wochen nimmt das Rahmen eines Bildes in Anspruch. Außerdem muss ich zugeben, dass ich im Sommer für die Umsetzung mitunter länger brauche, da ich an lauen Sommerabenden auch gerne mit meiner Frau auf der Terrasse sitze … .

Wie sind Sie überhaupt zur Kunst gekommen, bzw. was war der Moment, wo Sie sich entschieden haben, Ihre Werke mit der Öffentlichkeit zu teilen?

Die Wahrheit! Ich wollte bzw. musste die Praxis meiner Frau ausmalen und habe im Internet nach Dispersionsfarben in Pastelltönen gesucht. Im Zuge dieser Recherche bin ich auf Pastellkreiden gestoßen. Kurzentschlossen habe ich ein Einsteigerset bestellt, mit der Idee, gestalterisch etwas herumzuexperimentieren. Zuvor habe ich zusammen mit unserer Tochter, damals war sie noch sehr klein, zwei bis drei Acrylbilder gemalt. Es ist aber beim Versuch geblieben, ich konnte mich mit diesem Material nicht anfreunden.

Zeitgleich ging nach dem Tode meiner Großmutter ein Ölbild, es waren Mohnblumen in einer Vase, wieder zurück in den Besitz meiner Eltern. Von diesem Bild habe ich mich nur ungern getrennt. Ok, kurz entschlossen habe ich Papier beschafft – die Kreiden waren ja bereits in meinem Besitz – und Mohnblumen zunächst skizzenhaft dargestellt und dann das Arrangement auf das Bild übertragen.

Das war eigentlich das zweite Bild, wo ich umgesetzt habe. Ein kleinwenig stolz war ich, die künstlerischen Fähigkeiten in mir entfacht und an die Oberfläche des Eisberges getragen zu haben, diese verweilten bis zu dieser Zeit praktisch im Verborgenen.

Ich werde des öfteren gefragt, welche Kurse ich besucht habe, das muss ich immer (innerlich lächelnd) verneinen und erwidere, dass ich die Fähigkeiten autodidaktisch erlernt habe.

Und davor gab es noch die Fotografie? Weil auch wenn heute Ihr Schwerpunkt auf der Malerei liegt, waren Ihre ersten kreativen Arbeiten Fotoaufnahmen?

Bereits in der Schule musste oder durfte ich bei div. Veranstaltungen gewisse Stimmungsbilder, zu dieser Zeit noch Dias, fotographisch festhalten. Dies hatte auch Vorteile, ich war weniger betrunken als die abgelichteten Kollegen. Die Betrachtung der Bilder führten dann Jahre später beim Einen oder Anderen durchaus zu einer mitunter sehr kritischen Selbstreflexion (da haben wir unsere Frauen noch nicht gekannt).

Später habe ich dann sowohl manuell als auch digital fotografiert. Bei digitalen Kameras ist der Aufnahmeknopf rasch betätigt und das Bild auf der Speicherkarte archiviert. Die heutigen Kamerasysteme gleichen Computern mit Linsenaufsatz. Es können allerorts, ohne sich dabei großartig Gedanken über die vorherrschenden Gegebenheiten machen zu müssen, Aufnahmen entstehen. Dieser Zustand spiegelt unsere Zeit wider, in der vorwiegend rasche Ergebnisse zählen.

Wie bereits erwähnt, habe ich durch einen Zufall vor einigen Jahren begonnen, mich mit der Malerei intensiver zu beschäftigen. Bildinhalte aus Fotos wurden arrangiert und zusammengestellt. Die daraus entstanden collagenähnlichen Motive sind dann auf das Malmedium übertragen worden. Das Fotografieren zählt nach wie vor zu einem lukrativen Hilfsmittel als Zwischenschritt, um Bilder einzufangen. Bei Spaziergängen oder anderen Aktivitäten ist deshalb eine kleine Kamera ein ständiger Begleiter. Dies erspart den Einsatz einer Feldstaffelei.

Sie arbeiten viel mit Pastellen/Kreiden – wie haben Sie zu diesem Stilmittel gefunden? Gibt es Vor- oder Nachteile zu anderen Materialien?… und was muss man besonders beachten, wenn man mit Kreide arbeitet?

Versuchsweise habe ich, wie schon zuvor erzählt, erste Striche mit Acryl an die Leinwand geschmiert. Es mussten die Pinsel gereinigt werden. Die Farbe auf dem Palett ist eingetrocknet. Der Umgang mit dem Material hat mich genervt. Die Pastellfarben haben auch ihre Nachteile. Das Mischen von Farbtönen ist nicht so einfach möglich. Da haben die Hersteller bereits reagiert. Den Künstlern werden ganze Farbpaletten zur Verfügung gestellt. Als Zwischenschritt und auch als finale Bearbeitung ist das Fixieren erforderlich, was nicht unbedingt vorteilhaft ist. Wird dieser Arbeitsschritt fehlerhaft durchgeführt, können einzelne Pigmente aus dem Kunstwerk herausgelöst werden, was durchaus ärgerlich sein kann.

Die Bilder sollten – mein Zuspruch – mit einem Passepartout hinter Glas liegen (also eingerahmt werden). Das wäre bei den Stilmitteln Acryl oder Öl nicht zwingend erforderlich (außer es kommen ein paar Vollidioten, die Bilder mit organischen Substanzen vollschütten)

Einen weiteren Nachteil sehe ich bei der Verarbeitung in Kombination mit strukturgebenden Materialien. Die Farben sind einfach großflächig zu verwischen, Schatten können problemlos herausgearbeitet werden. Somit sind sowohl fotorealistische als auch abstrakte
Darstellungsformen möglich.

Was bedeutet für Sie Kunst?

Kunst bedeutet für mich, gestalterisch sich mit einem Objekt oder Thema auseinandersetzen zu können. Diese beinhaltet für mich den kreativen Prozess von der Idee weg bis hin zur finalen Entstehung. Das Ergebnis ist am Ende ein finales Bild bzw. das persönlich geschaffene Kunstwerk.

Darf Kunst alles, oder gibt es Grenzen?

Klare Grenzen sind nach meiner Vorstellung dann gegeben, wenn gewisse Aktionskünstler in Gedärmen von Tieren herumwühlen und die tierischen Flüssigkeiten dann weiter, nicht als Blutwurst, sondern in nachgeschalteten Prozessen und Orgien auf irgendwelche Unterlagen übertragen. Dabei kommt dann nicht etwa ein Pinsel zur Anwendung, sondern es dient ein menschliches Wesen zum Auftragen der tierischen Säfte. Mein Bild mit dem Totenkopf mit den aus den Augen rinnenden Farben ist eine Hommage an den besagten Künstler. Allerdings entstand das Bild vor seinem Tode.

Ich befürworte diese Kritik! Gibt es einen Künstler, der Sie inspiriert oder den Sie gerne einmal treffen würden?

Ich bewundere die vielen Altmeister, die als Fotografen mit dem Pinsel bewaffnet, Ereignisse aller Art in Szene gesetzt haben. Die haben ihr Handwerk gekonnt wie z.B. Rembrandt etc. Monet inspiriert mich auch, derzeit läuft eine Bildinstallation in Wien (habe ich zu meinem Bedauern nur übers Fernsehen vermittelt bekommen).

Regional bei uns in Vorarlberg ist es Gerold Hirn (leider verstorben) oder Gottfried Helnwein mit seinen Werken (dieser will in Österreich keine Steuern zahlen) als Kunstvorbilder zu nennen.

Gerhard Richter ist ein weiterer Künstler dessen Werke, die er dann später nach der Flucht in den Westen, gemalt hat, inspiriert.
Banksy fasiniert mich auch. Er schafft es unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen, was das Zeitgeschehen bewegt.

Wie wichtig ist für Sie der Austausch mit anderen Kreativen/Künstlern?

Es ist mir ein wichtiges Anliegen, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen zu können. Durch ein Feedback, was durchaus auch eine konstruktive Kritik sein kann, können diese Rückkoppelungen sich im künstlerischen Werdegang positiv manifestieren. Eine wertvolle Kritikerin ist Sonja vom Rahmengeschäft, die durch den besonderen Blick auf meine Bilder mich gelegentlich auf Verbesserung aufmerksam macht und dadurch die Bilder dann tatsächlich gestalterisch aufgewertet werden.

Auf ihrem Instagramkanal heißt es „be creative and open minded“ -wie wichtig ist es als Künstler, über den Tellerrand schauen zu können?

Die Eigenschaft ist nicht nur als Künstler vorteilhaft. Diese Offenheit spielt in vielen Lebenslagen eine wichtige Rolle und kann weitere Entwicklungsschritte fördern. Ich denke, wenn Kunst als Prozess bei der gestalterischen Umsetzung gesehen wird, können künftige Werke in einigen Jahren durch div. Einflüsse eine vielleicht ganz andere Stilrichtung aufweisen.

Aktuell fühle ich mich mit der jetzigen Darstellungsform gut aufgehoben. Das in Stein zu meißeln wäre der falsche Ansatz. Ich bin gespannt, wie die Bilder in 2 bis 3 Jahren aussehen werden.

Beeinflussen aktuelle globale Ereignisse Sie in ihrer Kreativität oder finden sich in ihrer Kunst wieder? Hat Kunst eine politische Aufgabe, oder darf Sie auch einfach „nur“ schön sein?

Für mich gehören die letzten beiden Fragen zusammen. Die Situation im Iran, der Konflikt in der Ukraine, um nur zwei Krisenherde zu nennen, die aktuell die politische und wirtschaftliche Lage weltweit ins Wanken gebracht haben. Diese Geschehnisse darf man nicht aus seinem Gedankengut extrahieren.

Es steht jedem frei, diese Themen zu kombinieren. Unumstritten erreicht eine progressive, radikalere Aufarbeitung der Inhalte wahrscheinlich mehr Zuspruch und auch ein breiteres Interesse in der Öffentlichkeit.

Die Kunst soll und darf Akzente setzen, ich hingegen versuche dennoch das Thema in eine „schöne“ Form zu übertragen.

Stellen Sie sich vor, wir wären ein großes Magazin – die New York  Times oder Ähnliches, was würden Sie der Welt gerne sagen?

Ich würde mich in einem Beitrag an die Klimaaktivisten wenden. Die Kunst ist beileibe nicht der richtige Austragungsort, um die Aufmerksamkeit auf das globale Thema zu richten. Die zum Teil von Altmeistern geschaffenen kostbaren Kunstwerke, die in div. Museen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht sind, können ja auch nichts dafür, dass ein paar geistig umnachtete Bildbespritzer diese Werke als ihr Opfer verunstalten.

Das Ankleben ist zu einer Modeerscheinung dieser Spezies geworden. Man darf dabei aber nicht außer Acht lassen, dass, wenn das Hobby zunehmender Beliebtheit erfährt, dass sich dann die Klebstoffhersteller definitiv freuen werden. Auch das Ablösen der verklebten Hände kann mit Lösungsmitteln erfolgen, welche ebenfalls klimaschädigend sind.

Inwieweit diese Aktivitäten initiiert sind, ist für mich schwer einschätzbar. Es ist eine gesetzwidrige Handlung, die eigentlich geahndet werden müsste. Davon dringt aber auch kaum was an die Öffentlichkeit – komisch, oder?

Dennoch ist das Klima ein sehr ernst zunehmendes Thema, das uns alle tangiert, und darf deshalb absolut nicht unter den Tisch gekehrt werden. Nur sollten die Proteste an jene Orte der Entstehung verlagert werden. Vielleicht sollten wir uns endlich mehr auf das Handeln konzentrieren als auf das Protestieren.

Vielen Dank für ihre Zeit und Mühe! 

Einen Beitrag von uns zum Thema „Klima-Kleber“ inklusive Lösungsvorschlag finden Sie hier: Klima-Kleber schaden (nicht nur) der Kunst und Kulturbranche

Weitere Informationen

Mehr über den Künstler: www.karlsbilderarchiv.at

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