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Kunst in der Corona-Krise
CP Krenkler zurück in Hamburg: Die Corona-Krise in New York City

CP Krenkler zurück in Hamburg: Die Corona-Krise in New York City Aufmerksame Leser erinnern sich bestimmt an unser erstes Interview
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CP Krenkler zurück in Hamburg: Die Corona-Krise in New York City

Aufmerksame Leser erinnern sich bestimmt an unser erstes Interview mit der Hamburger Fotokünstlerin. Seitdem ist einige Zeit vergangen und viel passiert. Corona, Georg Floyd, Black Lives Matter um nur ein paar Schlagworte zu nennen. Wer wäre also ein besserer Partner für ein Gespräch, über eben diese Ereignisse, als eine betroffene Künstlerin, die seit Anfang des Jahres in New York City vor Ort war? Ich freue mich, dass Sie sich kurz nach ihrer Rückkehr nach Hamburg, die Mühe gemacht hat, uns unsere Fragen zu beantworten.

CP Krenkler über Politik, Gefühle und Kunst

Wie und wann hast du den Anfang der Corona Krise mitbekommen?
Was waren deine ersten Gedanken?

Ein, zwei oder drei Tage bevor ich am 6 März Hamburg verlassen habe, hat mich ein Freund besucht und hat gesagt: „Jetzt ist `es´ schon in Hamburg.“ Ich habe innerlich etwas die Augen gerollt und mir gedacht: „jaja.“ Ich hatte viel um die Ohren. 10 Tage zuvor hatte ich per Skype mit einem New Yorker Freund gesprochen, der meinte: „Mal gucken, wie das mit Corona weiter geht.“ Da habe ich zwar gedacht: „Ach ja, stimmt, alles ist irgendwann in New York. Logisch,“ aber die Ausmaße, nicht im geringsten hätte ich das je erwartet. Auf der Reise habe ich innerlich tatsächlich auch etwas über die Leute den Kopf geschüttelt, die mit Atemmaske rum gelaufen sind. Trotzdem habe ich zu diesem Zeitpunkt schon so lange Hände gewaschen, dass die Leute im Flieger an die Türe gehämmert haben, weil sie zu lange warten mussten.

Corona ist mir hinterher gereist, wenige Tage nach meiner Ankunft ist Corona auch in New York angekommen. Zeitgleich sickerte bei mir die Situation in Italien durch. Die Ausmaße irritierten mich und ich habe Gresham, meinen besten Freund in New York, gefragt: „What is happening in Italy?“ „They didn’t contain it.“ unwillkürlich habe ich mich gefragt: „Do we?“ und keine fünf Tage später hat uns Covid-19 in einer unfassbaren Wucht überrollt. Zur Verteidigung von New York muss ich allerdings sagen, dass New York keine Chance hatte. New York ist irre dicht. Überall sind Menschen. Die Straßen sind voll, die öffentlichen Verkehrsmittel sind voll, überall Menschenmassen. Die New Yorker leben in kleinen Wohnungen, selten allein. Sie sind aktiv, hängen nicht vor dem Fernseher oder Netflix rum, die gehen auf Gallery Openings, ins Restaurant, auf Partys etc. Alle sind ständig im Austausch und in Bewegung. New York und “social distancing“, das ist wie schwarz und weiß. Da ist Covid-19 in einer Geschwindigkeit durch getauscht, die nicht zu bremsen war. Die Deutschen haben in dieser Hinsicht ja Glück, da sie von Natur aus distanziert sind. Endlich ist der Stock im Arsch mal ein Vorteil. 10 Tage nach diesem Gespräch über Italien ging NYC in den Lockdown, 18 Tage später sind in New York täglich 300 Menschen gestorben und die Todeszahlen schnellten immer weiter nach oben. Am 6 April wurde in den Nachrichten mitgeteilt, dass nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch das Bestattungswesen zusammengebrochen sei und das die Toten nun eventuell vorübergehend im Central Park beerdigt werden sollen. Es wurden später andere Parkanlagen gewählt und eben Hart Island, wo es schon bei der Aids Pandemie Massengräber gab. Mark D. Levine, City Councilmen sagte damals in einem Bericht von NPR: “We need more staffing for our city’s mortuary system, just like we need more doctors and nurses” New York hat erbittert und entschlossen gegen das Sterben gekämpft.

Das rot gefärbte Empire State Building  © CP Krenkler

Ich folge dir ja auch bei Facebook und freue mich immer einen neuen Beitrag aus deiner New York Zeit zu lesen, wie hat sich New York und die Kunstwelt durch die Corona Krise und die BLM Demos verändert?

Das bleibt noch spannend, welche Auswirkungen die Pandemie langfristig haben wird und welches kreative Potential möglicherweise freigesetzt wird, welche neuen Möglichkeiten entstehen werden und was aber auch an Potential für immer verloren gehen wird. Solch global erschütternde Ereignisse sortieren alles neu. Wir erleben einen Flächenbrand. Ein klassischer Fall der Emergenz, das Bestehende geht kaputt und es kann nur noch neues kommen.

In New York ist das sehr viel stärker zu spüren als in Hamburg bzw. Deutschland. An meinem Abflugtag bin ich nochmal mit dem Fahrrad die Fifth Avenue und den Broadway hoch und runter geradelt. Das sind die Einkaufsmeilen schlechthin. Jedes Label hat dort seinen Flagship Store oder will einen. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Geschäfte seit einer Woche wieder geöffnet haben dürfen. So gut wie alle waren aber nach wie vor geschlossen. An etlichen Läden stand bereits jetzt schon “for lease” oder “for rent.” Selbst die Luxusmarken wollen mittlerweile so schnell wie möglich aus ihren Verträgen raus. Das wird einen irre Leerstand geben. Laut kapitalistischem Gesetz Angebot / Nachfrage sollten die Preise fallen. Allerdings sind die Besitzverhältnisse im Kapitalismus so starr, dass die Reichen vermutlich ihren Weg finden werden, weiterhin abzusahnen und Profit zu schlagen. Die Superreichen und mega Immobilienkonzerne werden sich zurücklehnen, warten bis die Preise in den Keller gefallen sind und dann die Häuser aufkaufen. Trotzdem: Das kapitalistische System eruptiert von seinen Wurzeln aus. Die Vorboten des Wandels sind da. Die Frage ist nur, in welche Richtung das Pendel schlagen wird. Zugunsten sozialer Gerechtigkeit oder wird sich Kapitalismus in seiner negativsten Form verschärfen? Wird letzteres passieren, wird Covid-19 nicht die letzte Katastrophe gewesen sein, die wir in den nächsten Jahren erleben werden. Wenn erst die globale Wirtschaft zusammenbricht, wird die nächste Welle nicht ein Virus sein, sondern Armut. Auch der Klimawandel wird sich verschärfen und wenn wir nichts unternehmen, werden wir irgendwann an diese Pandemie zurückdenken und sagen: “Wie schön war das doch damals. Alles was wir tun mussten, war zu Hause zu sitzen, Masken zu tragen, wir hatten immer genug Essen und haben auch noch Geld vom Staat bekommen.”

Aber von der Politik zurück zu der Kunst in deiner Frage, der kreativen Output der New Yorker ist nicht zu übersehen. Der Mord des schwarzen George Floyd durch drei Polizisten in Minneapolis hatte Riots ausgelöst, in deren Folge selbst nach einem Monat die Ladenfronten in Manhattan noch immer noch mit Sperrholzplatten verrammelt gewesen sind. Darauf leben sich nun Künstler kreativ aus. Eine echte Straßengalerie ist dort schon entstanden. Die meisten Graffitis bzw Gemälde davon sind politisch “Demilitarize the Police” ist zum Beispiel zu lesen, “Defund the Police” etc., Viele Menschen haben New York verlassen. Für immer. Die Stadt wird sich grundlegend verändern, erneuern. Meine Freundin Sheila meinte zu diesem Thema begeistert: “It will be like in the 80s! Only the interesting people will stay!” Ich denke, etwas 80er wird New York gut tun. Die Stadt war bereits dabei an der Gentrifizierung zu ersticken. Optimistisch betrachtet wird es wieder Leerstand und Freiräume geben, die wir Künstler füllen können. Ein bisschen freue ich mich schon auf die neuen 80er.

Statements und Street Art statt shopping © CP Krenkler

Du bist zurückgekommen wegen einem Projekt über die Hamburger Polizei, was kannst du uns darüber sagen?

An dem Projekt über die Polizei liegt mir unglaublich viel. Es ist mein politischstes Projekt.

In ein paar Monaten soll es fertig sein, trotz Corona gut im Zeitplan?

Nein. Volle Katastrophe. Aus geplanten 12 Monaten sind drei geworden. Das ist nicht einfach für mich.

Wie sind deine Gefühle, in der Zeit wo ungerechtfertigte Polizeigewalt heiß diskutiert wird, selbst mit der Polizei zusammenzuarbeiten?

Es zeigt mir, dass ich an einem sehr wichtigen Thema arbeite. Gott sei Dank ist die Polizei in Deutschland nicht so schlecht, wie einige glauben, dann würde es bei uns nämlich finster aussehen. Unser Rechtsstaat funktioniert insgesamt doch ganz gut. Aber auch bei uns hat das System Polizei Schwachstellen und die gilt es konstruktiv zu betrachten. Die Polizei pauschal zu verurteilen bringt allerdings wenig. Es führt nur dazu, dass die Guten in der Polizei geschwächt und die Schlechten gestärkt werden, weil sich die Fronten verhärten.

Als die Black Live Matter Proteste in NYC los gingen hatte ich einen interessanten Austausch mit unserem Staatsrat Bernd Krösser, Vorsitzender des DIE (Dezernat für Interne Ermittlungen). Er schrieb mir in einer email: „Die Bilder um den getöteten Floyed sind verstörend und irritierend – auch als ehemaliger Polizist steht man ratlos vor der Frage, was die da eigentlich gemacht haben. Ich hoffe natürlich, dass das auch einen nachhaltigen und positiven Effekt auf den Umgang der Polizei hat (…) Letztlich machen viele Vorkommnisse auch in den USA aber deutlich, dass es nicht die Polizei gibt – es gibt auch in der Polizei eine Vielfalt, sowohl im Guten wie auch im Schlechten. Wobei nach meiner Erfahrung zumindest bei uns die Polizisten Gutes wollen und die Polizei auch so verstehen. Aber man muss immer wach bleiben für die anderen – auch das macht Minneapolis sehr deutlich.” Ich finde das sind sehr starke, eindrückliche Worte.

Die Davidwache hat im übrigen allen ihren Polizisten Dienstunterricht erteilt, in welchem der Clip, in dem festgehalten wurde, wie George Floyed um sein Leben kämpft, gemeinsam analysiert wurde. Über zwei Ebenen versucht die Davidwache derartige Vorfälle zu verhindern, einmal praktisch im Einsatztraining, in welchem geübt wird, wie Festnahmen von Menschen, die sich widersetzen, die also mittels Gewaltanwendung durchgeführt werden müssen, ohne dass es zu Verletzungen kommt. Ebenso schult die Davidwache ihre Leute, wie sie Polizeikontrollen kommunikativ durchführen müssen, so dass es erst gar nicht zur körperlichen Konfrontation kommt.

Im Vergleich zu anderen Polizeiwachen ist die Davidwache auf das Thema „rassistische Polizeikontrollen“ sensibilisiert, durch die starke Präsenz der linken Szene im Stadtteil, die das Thema immer wieder auf den Tisch legt und die Problematik der öffentlich wahrnehmbaren Drogenszene, die durch schwarze Dealer an der Balduintreppe geprägt wird. Das Thema Rassismus ist in der Davidwache präsent und der Stab, also die Chefetage, setzt sich immer wieder auf vielen Ebenen damit auseinander. Sönke Harms, stellvertretender Leiter, ist unter anderem kontinuierlich im Austausch mit Menschen, die sich mit dem Thema Rassismus befassen. Im Hintergrund passiert bei der Polizei also doch einiges mehr, als wir von außen wahrnehmen. Manchmal hebe ich dann imaginär den Zeigefinger und denke mir: “So liebe Polizei, jetzt habt ihr gesehen, wie es geht (Davidwache). Bitte alle einmal nachmachen.” Es ist eben wie der Staatsrat geschrieben hat, es gibt eine Vielfalt in der Polizei. Wenn wir über Rassismus sprechen ist es aber trotzdem natürlich so, dass die Polizei ein Problem mit Rassismus hat, weil die ganze Gesellschaft ein Problem mit Rassismus hat. Missstände wird es immer geben. Es ist nur die Frage, ob man sich mit diesen auseinandersetzt.

Ein ehemaliges Polizeiauto © CP Krenkler

Jemand sprach mal, dass man keine gute Krise verpassen sollte – was konntest du positives aus der Corona Krise für dich mitnehmen?

Ich konnte unglaublich viel positives daraus mitnehmen. Es war die schönste und schrecklichste Zeit meines Lebens. Meine New Yorker Mitbewohnerin Carolyn ist wie eine Schwester für mich. Wir waren das beste Covid-19 Team ever. Wir haben uns Halt gegeben uns gegenseitig supported, mit der anderen gelacht, geweint, gehofft. Haben uns gegenseitig inspiriert, Wege aus der Katastrophe zu finden, aus beiden Katastrophen. Der realen Bedrohung unseren Lebens, was für Deutsche aber nur sehr schwer nachzuvollziehen ist, wie ich fest stellen musste, und der existenziellen Bedrohung. Unsere berufliche Existenz lag ja erst einmal in Trümmern vor uns. Schön war auch zu erleben, wie solidarisch die Stadt ist. Carolyn und ich sind beispielsweise jede Woche zur Food Pantry, da konnte jeder sich Essen für eine Woche holen. Ehrenamtliche haben Essensspenden aus Supermärkten und Restaurants gesammelt und verteilt.

Die New Yorker sind generell sehr viel freundlicher im Umfang als die Deutschen und jetzt in diesem schrecklichen Ausnahmezustand war das noch viel deutlicher zu spüren. Gerade der alltägliche freundliche Umgang auf der Straße hat mir in dieser schweren Zeit sehr geholfen. Generell hat sich mit Covid-19 die Welt in Menschen aufgeteilt, die aufeinander acht geben und die, die das nicht tun. Es ist erstaunlich, wie Covid-19 schlechte Beziehungen in meinem Leben einfach weggepustet und gleichzeitig positive erneuert und gestärkt hat. Ich wusste nicht, wie vielen Menschen ich in Deutschland etwas bedeute. Es hat mich beispielsweise ein Freund angerufen, von dem ich seit zehn Jahren nichts mehr gehört habe, weil er wusste, dass ich in New York bin und sich Sorgen gemacht hat. Ich habe am Telefon eine Stunde geweint, weil ich so viel zu bewältigen hatte. Covid-19 hat mich auf vielen Ebenen getroffen. Ich habe zusammen gerechnet erstmal über $30 000 verloren. Das liegt daran, weil ich lange an Projekten arbeite, ohne Geld zu verdienen und dann viel auf einen Schlag einnehme. Covid-19 traf mich in dieser Hinsicht zu einem maximal ungünstigen Zeitpunkt. Das Museum of the City of New York wollte mein Fotokunst Projekt über Chinatown kaufen, einer der Gründe weshalb ich nach New York geflogen bin. Museen sind nun erstmal geschlossen. Immer noch. Eine Kunstsammlerin wollte mehrere Fotografien von mir kaufen, die gehört aber zur Risikogruppe, daher ist ebenfalls erstmal kein Kontakt möglich, etc.. Es ist nicht nur finanziell ein herber Schlag, viele wichtige berufliche Dinge haben sich erst einmal zerschlagen. Aber ja, man sollte keine gute Krise verpassen. Es ist enorm, wie Krisen dazu führen sich selbst weiterzuentwickeln. Meine Freunde in New York und ich, wir sind alle, jeder von uns auf seine Art, in dieser Zeit immens gewachsen.

Auf dem Times Square strahlt Black Lives Matter  © CP Krenkler

Du bist erst ein paar Tage wieder in Deutschland, was kannst du zu den politischen Ereignissen erzählen?

Die letzten Wochen in New York waren magisch. Am 1 Juni begannen die Black Lives Matter Proteste, ausgelöst durch den Mord an Georg Floyd. Am 28 Juni bin ich zurück geflogen, war also einen ganzen Monat Teil der Black Lives Matter Bewegung. Passenderweise wird in New York der Juni “Pride Month” genannt, in Erinnerung an die Riots, die 1969 ausgehenden vom Stonewall Inn, rund um die Christopher Street, statt fanden und deren Auslöser willkürliche und gewalttätige Polizeikontrollen gegen die Gay Szene gewesen sind. Jetzt wurde wieder Polizeibrutalität zum Auslöser für Riots und der Protest hat nicht nur die gesamte Stadt erfasst, er ist quer durch das Land gefegt. Ich könnte hier ein ganze Kapitel über diese Zeit schreiben. Ich versuche die Historie kurz zusammen zu fassen.

Nachdem 47 Polizeiautos in New York brannten und etliche Läden geplündert wurden, verhängte New York eine “Curfew,” eine totale Ausgangssperre. Das hieß, dass ab 20 Uhr niemand mehr auf die Straße durfte und das nicht wg Infektionsschutz, sondern weil die Stadt real Angst vor einem Aufstand hatte. Wie bei uns in Hamburg bei G20 sind die Hubschrauber über der Stadt gekreist und haben die Straßen durchleuchtet. In der dritten Curfew Nacht begannen die New Yorker sich gegen 19 Uhr zu sammeln, an mehreren Orten gleichzeitig, nur mit dem Ziel sich der Curfew zu widersetzen. Schließlich musste die Stadt kapitulieren, weil die Polizei so viele Menschen gar nicht hätten festnehmen können und die Curfew wurde wieder aufgehoben. Die Proteste gingen den ganzen Monat weiter. Jeden Tag überall. Wenige große, aber unzählige kleine. Wir hatten ja gerade erst die Pandemie hinter uns gelassen und waren immer noch bedacht auf social distancing. Die Polizei bekam schließlich von oben die Anweisung, im Stadtbild keine Präsenz mehr zu zeigen und war Ende Juni kaum noch in den Straßen zu erblicken. Täglich wurden Feuerwerkskörper in die Luft gejagt. Feuerwerk ist in New York selbst zu Silvester verboten. Der Protest hatte die ganze Stadt erfasst und die Geschlossenheit hat uns allen irre viel Kraft gegeben.

Covid-19 hat den Menschen gezeigt, dass sie alle von System verarscht werden “No Justice! No Peace!” wurde zum Slogan einer neuen Bewegung. In anderen Worten, der Protest wurde als “None peaceful, non violent“ ausgerufen. Meint: Wir sind nicht gewalttätig, wir sind nicht friedlich. Wir werden keinen Frieden geben, bis wir Gerechtigkeit bekommen. Oft wurde im Chor gerufen: “What do we want?” “Justice!” “If we don’t get it?” “Shut it down!” Die Menschen wissen jetzt, wie ein Lockdown funktioniert. Die Forderungen ist, soziale Gerechtigkeit oder wird schalten selbst das System ab. “Shut it down,” das war real. Das war die Stimmung. Aber es war eine schöne Stimmung. Die Menschen haben erkannt, dass sie stark sind. Meine Mitbewohnerin Carolyn ist schwarz. Sie hatte ein leuchten in den Augen, welches ich bei ihr noch nie gesehen habe. Das erste mal in ihrem Leben hat die breite Masse verstanden, was sie durchmachen musste und muss. Auch ich selbst bin aufgeblüht. Ich habe selbst Diskriminierung und strukturelle Gewalt erlebt. Das erste mal in meinem Leben hat mein Herz nicht mehr geweint. Die Menschen haben aufgehört, die Augen zu verschließen. In diesem Juni war ich jeden einzelnen Tag glücklich. Der Juni wurde für mich zu meinem eigenen “Pride Month.”

 

Black Lives Matter! © CP Krenkler

Auf welche Ausstellung oder welches Event  hast du dich besonders gefreut, was aber ins Wasser gefallen ist?

Ich weine immer noch. Die große Jean Michael Basquiat Retrospektive in Washington. Carolyn und ich sind vom Kurator schon vor einem Jahr zur Vernissage eingeladen worden.

Wie lange bleibst du jetzt voraussichtlich erstmal in Deutschland und gibt es Sorgen, die dir erst jetzt auffallen wenn du rüber auf deine Wahlheimat New York schaust?

Um New York selbst mache ich mir keine Sorgen. Die New Yorker haben die Covid-19 Katastrophe als Herausforderung angenommen und sie werden diese weiterhin meistern. Was mich selbst betrifft fallen mir keine neuen Sorgen auf, die alten Sorgen, die ich in Bezug auf Hamburg und meine Rückkehr hatte, haben sich nur als real herausgestellt. Ich habe mit meiner Rückkehr hoch gepokert. Bewusst. In New York habe ich sehr viel mehr Chancen Geld zu verdienen als in Hamburg und ich bin dort in gesundheitlicher Behandlung, weil ich seit zwei Jahren chronisch krank bin. Wäre ich vernünftig, wäre ich in New York geblieben. Aber da mein Zeitfenster für das Projekt an der Davidwache abläuft, habe ich mich dazu entschlossen zurück zu kehren. Kunst und Vernunft sind wohl eher zwei Paar Schuhe. Finanziell bin ich nach meiner Rückkehr also erstmal volle Else an die Wand geknallt. Die letzten Wochen habe ich 20,- pro der Woche für Essen ausgegeben. Aber was solls. Geld kommt, Geld geht. Schwere Zeiten ebenfalls.

Dein Optimismus ist ansteckend lass uns nicht nur über Sorgen nachdenken, worüber/worauf freust du dich jetzt erstmal wieder in Deutschland?

Ich freue mich wie Bolle auf den Doku Film, der über Frank Otto, das Séparée 31 im Millerntorstadion, den Extremschwimmer Andre Wirsig und mich, der wohl bald herauskommen wird. Privat bin ich glücklich, Menschen wieder zu sehen, die mir viel bedeuten.

Beängstigend leere Straßen in der Millionen Metropole © CP Krenkler

Was möchtest du noch unbedingt mit unseren Lesern teilen?

Dass ich dankbar bin, am Leben zu sein und so viel Menschen um mich hatte, die mich im Kleinen und Großen unterstützt haben. Wenn ich darauf schaue, kann ich es gar nicht glauben, was für ein Glückskind ich bin.

Vor kurzem haben zwei Künstler eine Wand im Central Park in Hamburg eingeweiht, dort werden in Zukunft evtl. öfters Kunstveranstaltungen stattfinden – ich persönlich würde deine Fotos ja gerne da sehen, Central Park statt Central Park oder so, aber wie viel Nerven hast du jetzt dich um neue, kommende Projekte zu kümmern?

The Future is unwritten. Wer weiß, was passieren wird. Ich sehne mich momentan sehr nach New York.

Über Geld spricht man nicht aber die meisten Künstler merken den Einschnitt, ich natürlich auch – ich überlege schon dich zu Fragen ob ich dich als Fotografin buchen kann für einen Kalender – den verkaufe ich dann für den guten Zweck und dann können sie sich meine Fresse anschauen während sie ihre Quarantäne-Tage zählen, aber Spaß beiseite –  Wie kann man dich unterstützen?

In der Tat ist es so, dass wir Künstler etwas untergehen. Es ist selbstverständlich, für die Stammkneipe oder Lieblingsbar zu spenden, aber die meisten würden es merkwürdig finden, für ihren Lieblingskünstler zu spenden. Dabei ist es sogar so, dass die Menschen oft unsere Kunst umsonst konsumieren, sei es im Internet, den Medien oder live auf einer Ausstellung. Ich habe allerdings sehr viel Solidarität und Unterstützung erlebt. Ein Freund mit Beamtenstatus hat zu Beginn des Lockdowns meine Miete für April übernommen und auch im Kleinen haben mir viele geholfen. Der Chef von meiner Rahmenwerkstatt wollte neulich sein Mittagessen vom Asia Imbiss mit mir teilen, das hat mich sehr berührt. Es gibt unzählige Möglichkeiten sich gegenseitig zu unterstützen. Auch immateriell. Manchmal reicht auch schon ein unterstützendes oder ermutigendes Wort. Nur die Hoffnung mit dem Kalender muss ich dir leider nehmen. Ich mache seit ein paar Jahren St. Pauli Kalender. Viel Geld ist damit nicht zu machen, aber es ist eine schöne Sache.

Metropolitan Life Tower © CP Krenkler

Vielen, vielen lieben Dank und Kopf hoch – alles wird gut! 

Wer mehr über die besagten Kalender erfahren möchte, kann unseren kleinen Beitrag dazu nochmal hier nachlesen.
Kiez-Kunst-Kalender von CP Krenkler! Buy, buy St. Pauli// Elbschlosskeller & Kiez Portrait

Alle Fotos kann man übrigens auch als gerahmte Fine Art Prints erwerben.
Den dazugehörigen Onlineshop finden Sie hier. https://krenkler.eu/commercial/

Weitere Informationen

Alle Fotos stammen mit freundlicher Genehmigung von der Künstlerin selbst.

Weitere Informationen gibt es auf der Website der Künstlerin: https://krenkler.eu/

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https://www.instagram.com/cp_krenkler/

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