Kunst in München: Anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums hat die Pinakothek der Moderne den KI-Medienkünstler Refik Anadol eingeladen, eine digitale Datenskulptur zu entwickeln. LAUFZEIT: 14. SEPTEMBER 2022 BIS 27. NOVEMBER 2022 - ERÖFFNUNG MIT ARTIST TALK: 13. SEPTEMBER 2022, 19.00 Uhr!
Refik Anadol – Kunst und Technik… digitale Datenskulptur?
In seinen Arbeiten beschäftigt sich Refik Anadol mit dem Verhältnis von Künstlicher Intelligenz und Kreativität, er entwickelt eine neue durch künstliche Intelligenz gezielt gesteuerte künstlerische Ästhetik. Aus den Daten im Kontext der Pinakothek der Moderne erschafft Refik Anadol eine Datenskulptur, die uns alternative Formen von Präsenz und neue Perspektiven auf die eigene Existenz vorführt. Diese Daten werden mit künstlicher Intelligenz so bearbeitet, dass ihre ursprünglichen Erscheinungen selbst unkenntlich werden, aber ihre Bestandteile zu neuen Verbindungen mutieren.
Mit Hilfe von datenbasierten maschinellen Lernalgorithmen bildet die flache Projektion immer neue dreidimensional erscheinende Räume aus. Aus den Daten entstehen in einem zufälligen Rhythmus ständig neue Anordnungen mit immer wieder neuen Farbkonstellationen und Mustern. Es entwickeln sich abstrakte Bilder aus sich bewegenden Linien, Flächen, Wellen oder Strudeln, die in ihrer Dynamik die Wand aufzulösen scheinen und eine Sogwirkung entfalten.
Diese auf die Nordseite des Gebäudes projizierte Datenskulptur basiert auf umfangreichen Bild- und Sounddatensätzen der Pinakothek der Moderne, die ihre vier Museen für Kunst, Graphik, Architektur und Design sowie ihre Kooperationspartner zur Verfügung gestellt haben. Refik Anadol und sein Team ergänzen diese Quellen mit weiteren öffentlich zugänglichen Daten aus digitalen Archiven im Kontext der Pinakothek der Moderne.
Der Künstler möchte die Besucher:innen in einen Zustand der „Immersion“ (des Versinkens) versetzen, um die traditionellen Grenzen der Betrachtung zu überschreiten und das Bewusstsein zu erweitern. Die Gegensätze zwischen Fläche und Raum, Realität und Fiktion, Physis und Virtualität lösen sich auf.
Refik Anadol
Refik Anadol, geboren 1985 in Istanbul, studierte Fotografie, Video und Kunst an der Bilgi Universität in Istanbul. Ein zweites Studium absolvierte er am Design Media Arts Program an der University of California in Los Angeles. Refik Anadol lebt und arbeitet in Los Angeles, wo er das Refik Anadol Studio und RAS LAB gründete. Das RAS LAB widmet sich der Erforschung und Kultivierung neuer Wege zu Datenerzählungen und künstlicher Intelligenz. Seit 2021 unterrichtet Refik Anadol an der Design Media Arts School der UCLA.
Für seine Arbeiten setzt er die innovativsten Methoden ein, die KI-Medienkünstler:innen zur Verfügung stehen.
Refik Anadol gilt als einer der international bedeutendsten Pioniere der Datenkunst und wird weltweit zu Projekten und ortsspezifischen Großinstallationen eingeladen.
Für seine Arbeiten hat Anadol viele Preise und Anerkennungen erhalten, darunter den Microsoft Research’s Best Vision Award, den German Design Award, den UCLA Art+Architecture Moss Award, den University of California Institute for Research in the Arts Award, den SEGD Global Design Award und den Google’s Art and Machine Intelligence Artist Residency Award.
Ganz zu Beginn seiner Laufbahn ist Refik Anadol auch nach München gereist, um Motive der Stadt zu fotografieren. Nach eigenen Aussagen lag sein Fokus auf der Pinakothek der Moderne, von der er zahlreiche Fotografien anfertigte. Natürlich werden auch diese Fotografien in den Datenpool für seine neue Arbeit wandern. So scheint sich ein Kreis zu schließen.
Auf Instagram begeistert der Künstler rund 620.000 Follower mit seiner Kunst…
Wie wird die Entwicklung von KI die Kunst noch beeinflussen?
Die vier Museen der Pinakothek der Moderne sind glücklich, dass sie Refik Anadol für die Entwicklung einer ortsspezifischen Datenskulptur gewinnen konnten. Denn neue technische Mittel bringen immer auch Innovationen im Bereich von Kunst, Graphik, Architektur und Design hervor. Wie wird die Entwicklung von KI noch weiter diese Disziplinen beeinflussen und wie werden sich die Seh- und Rezeptionsgewohnheiten im Kontext digitaler Lebens- und Arbeitsfelder sowie der alltäglichen Nutzung digitaler Objekte und Tools noch weiterentwickeln?
Die Arbeit von Refik Anadol, die sich mit Phänomenen und Fragestellungen aus den Bereichen Kunst, Grafik, Architektur und Design beschäftigt, ist so Disziplinen übergreifend wie die Pinakothek der Moderne selbst. Mit seiner faszinierenden Kunst spiegelt Refik Anadol die Entwicklung der zunehmenden Datenflut und ihre Auswirkungen auf Individuen und Gesellschaft.
Die von Refik Anadol zum Jubiläum der Pinakothek der Moderne geschaffene Datenskulptur wird dank PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne für die Sammlung erworben. Ein wunderbares und großzügiges Jubiläumsgeschenk.
Kuratorin: Prof. Dr. Angelika Nollert
Weitere Informationen
Titelbild: Refik Anadol/Screenshot/Panasonic North America/
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