Im Gespräch mit Nina Juncker gewährt uns die interessante Künstlerin aus dem Berliner Speckgürtel einen Einblick in ihre vielfältige und vor allem produktive, künstlerische Reise, die von Designs für Taschen und Mode über abstrakte oder figurative Grafiken reicht - oftmals bildet die Fotografie die Grundlage der Kunstwerke von Nina Juncker.
Nina Juncker im Interview – Vielseitige Kunstwerke aus Berlin
Die autodidaktische Künstlerin Nina Juncker arbeitet digital sowie physisch und auf eine leidenschaftliche Art und Weise. Das erste Werk entstand bereits 1999 und bis heute sind über 2000 Motive und Hunderte reale Werke entstanden. Im Interview gehen wir auch darauf ein, warum Nina Juncker mit ihrer Kunst auch auf die Krankheit Parkinson aufmerksam machen möchte.
Nina Juncker im Interview
Wo bist du gerade, wie geht es dir und woran arbeitest du aktuell?
Ich bin gerade krank zuhause – Corona. Das gute ist aber, das ich dadurch mehr Zeit hatte für die Kunst. Aktuell arbeite ich an neuen Designs und meinem Projekt der sog. Taschenkunst, die sich noch in der Entwicklung befindet… Oft fange ich auch etwas an, und es kommt etwas anderes raus, als anfänglich erwartet. Als letztes habe ich die „Love“ -Serie fertiggestellt.
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Ist in deiner aktuellen Serie „LOVE“ eine gewisse Botschaft, die du vermitteln möchtest?
Ein Bild meiner Serie heisst Mutterliebe. Das Herz als wiederkehrendes Motiv und universelles Symbol der Liebe auch ohne Worte zu verstehen. Dazu ist das Herz bewusst in verschiedenen Farben, nicht nur in Rot gehalten – Liebe ist vielseitig.
Muss Kunst immer tiefgründig sein, oder kann sie auch einfach „nur schön“ sein?
Kunst muss nicht immer eine Botschaft haben. Viel fließt bei mir einfach heraus, und vielleicht ergibt sich eine Botschaft im Nachhinein. Aber ich gehe nicht verkopft an ein Projekt und sage mir vorher, DAS möchte ich vermitteln.
Gibt es Künstler oder Kunstbewegungen, die dich beeinflussen? Oder Künstler, mit denen du überhaupt nichts anfangen kannst?
Einige moderne Kunst, die unästhetisch erscheint, beeinflusst mich nicht. Für mich muss ein Werk schöne Farben haben und Kunstfertigkeit zeigen.
Manche moderne Kunst, wo Werke hingeschludert werden, unästhetischen Farbflecken oder angegammelte Objekte, die übereinander gestapelt werden. Wie blutverschmierte Kleidungsstücke. Aber das liegt natürlich auch individuell im Auge des Betrachters. Auf Instagram habe ich vor Kurzem einen Beitrag von Katharina Grosses Solo Ausstellung in Paris gesehen. Ein Werk namens „Das Bett“ – Farbe rumgespritzt im Raum und Bücher . Ich fand es war weder schön noch ästhetisch und nichts, was man sich selbst hinstellen oder installieren kann.
Darf Kunst alles oder gibt es Grenzen?
Kunst kann viel, aber es gibt Grenzen. Es muss respektvoll und im Kontext betrachtet werden.
Gibt es etwas, das du am Kunstmarkt gerne ändern würdest?
Es gibt sehr viele Leute, die wirklich richtig gute Sachen machen – die aber nicht gesehen werden. Es wäre schön, wenn es mehr Möglichkeiten geben würde, da die Eintrittshürde recht hoch ist.
Wie bist du eigentlich zur Kunst gekommen, gab es einen Schlüsselmoment, deine Werke mit der Öffentlichkeit zu teilen?
Dieses Jahr habe ich wieder viel ausprobiert, besonders während der „Crazy Spark Art Challenge“ im Januar. Die Challenge erzielte rund 30.000 Aufrufe in den sozialen Medien – es war ein globales Projekt initiiert von PD Avengers Deutschland. Mein erstes Werk entstand aber schon 1999 während eines Praktikums in Köln. Dort hatte ich keinen Fernseher, also experimentierte ich mit Kartons. Meine Arbeit habe ich nie als Kunst gesehen, eher als kreative Arbeit.
Wie viele Werke sind bis heute entstanden – digital und „real“?
Digital über 2000 – darunter auch über 800 Designs auf RedBubble, und es gibt 200/300 Drucke. Reale Bilder im Rahmen sind um die 60 in unterschiedlichen Formaten.
Was inspiriert dich, wenn du neue Werke erschaffst?
Fotos aus der Stadt, die ich dann zuhause weiterentwickle. Alles Mögliche kann inspirieren – Architektur, Natur, Struktur. Es geht um auch um bewusstes Erkunden und einen Perspektivenwechsel.
Gibt es in deinen Werken eine „Signatur“ – etwas, wo du sagen würdest, das ist deine eigene Handschrift?
Jede Serie hat einen eigenen Stil, aber ich habe (noch)keine Signatur im traditionellen Sinne. Es ist auch schwierig wegen der Vielfältigkeit. Viele meiner Designs sind für Objekte, die als Einzelobjekt nicht funktionieren würden, aber als Druck oder Grafik bspw. für Kissenbezüge, Taschen, Decken sehr ansprechend sein können.
Was motiviert dich am meisten in deiner täglichen Arbeit?
Ich investiere 30-40 Stunden pro Woche in die Kunst, oft auch am Wochenende. Das Ausprobieren motiviert mich – nicht alles, was entsteht, gefällt mir, und vieles wird überworfen. Ich stehe erst am Anfang, vielleicht bin ich deshalb besonders motiviert – Kunst wirkt für mich aber auch „entstressend“.
Welches Projekt oder welche Arbeit hat dich bisher am meisten herausgefordert und warum?
Meine Alphabet Serie (5.8.-20.8.23) war zwischenzeitlich eine Herausforderung. Grafisch habe ich mich von a bis Z durchgearbeitet und mit jedem Buchstaben 5-6 Designs entworfen – bei dem Buchstaben U gab es dann eine kleine Kreativitiätskrise. Mindestens ein Buchstabe pro Tag war die Regel, und ich dokumentierte dies auf Instagram mit Kurzvideos.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als du als Künstlerin aufgetreten bist?
Die Reaktionen waren positiv, aber viele waren überfordert – ich muss meine Präsenz dosieren, sonst gibt es einen Overflow.
Was war das bisher schönste Feedback?
Künstlerin: Mein Mann wollte ein Bild, (Überlagerung Gaudihaus, Graffitti und Ornamente) für sein Büro – ein zentrales Stück aus meiner ersten Online Ausstellung auf Instagram BLACK WHITE RED im März 2023. Das Bild hängt öffentlich aus, und Kollegen sprachen Ihn darauf an.
Was war der Auslöser, dass du dich mit deiner Kunst für wohltätige Zwecke einsetzt oder auf Krankheiten aufmerksam machst?
Parkinson wird meist mit alten zittrigen Männern in Verbindung gebracht, doch das ist nicht die Realität. 10% der Erkrankten sind unter 50 Jahren und nicht jeder zittert. Ich selbst habe vor 3 Jahren mit 47 die Diagnose bekommen. Die Hilde-Ulrichs-Stiftung hat die Mission allen Menschen mit Parkinson durch nicht-medikamentöse Therapien ein aktives Leben zu ermöglichen und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Diese Arbeit möchte ich gerne unterstützen. Im Augenblick hängen 12 meiner Werke in der Logopädiepraxis Grote in Kladow und 50% des Erlöses aus dem Verkauf werden an die Hilde-Ulrics-Stiftung gespendet…
Wie beeinflusst die Krankheit Parkinson deine Kunst?
In der Umsetzung bin ich derzeit noch nicht eingeschränkt, im Gegenteil – Parkinson-Patienten sind oft kreativ. Die Thematik spiegelt sich in meinen Werken wider, der Blickwinkel verändert sich.
Du arbeitest auch viel digital. Wie stehst du zu NFTs und dem generellen technischen Fortschritt in der Kunst?
Ich bin offen, habe aber auch schlechte Erfahrungen gemacht, insbesondere mit Betrügern und Scams. Grundsätzlich finde ich NFTs gut, aber als unbekannte Künstlerin hat man es schwer, am Anfang auf sich aufmerksam zu machen – es ist mehr eine gute Entwicklung, für bereits etablierte Künstler. Bringt aber auch den Vorteil, dass man Designs und Kunstwerke auf der ganzen Welt kaufen kann, ohne diese physisch verschicken zu müssen.
Kannst du schon Projekte in der Zukunft verraten?
Ein Projekt, an dem ich arbeite, ist ein Kochbuch aus den 70er Jahren. Es enthält Fotos von Rezepten, die sehr speziell sind, ich glaube, das kann eine Inspiration für kommende Werke werden. Parallel suche ich nach Räumlichkeiten, und eine private Ausstellung wird noch nachgeholt. Es gibt bereits 12 Bilder in einer Praxis Grote in Kladow – aber ich bin auch nicht abgeneigt, weitere Möglichkeiten zu erkunden.
Hast du einen bestimmten Ort oder ein Land, wo du gerne ausstellen würdest?
Ich bin nicht an einen Ort gebunden, aber momentan liegt mein Fokus auf Berlin. Es muss nicht in die Ferne schweifen, aber ich bin ein großer Fan von Barcelona. Es ist für mich ein beliebtes Urlaubsziel, eine Stadt mit viel Kunst und am Meer – eine gute Atmosphäre.
Zum Abschluss noch einen Tipp für junge Künstler oder einen Ratschlag, den du selber gerne früher bekommen hättest?
Hinter dem stehen, was man macht. Neue Dinge ausprobieren. Kunst ist individuell – mach die Augen auf und staune über die Natur.
Danke dir für deine Zeit und Mühe!
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