Lost Art #6: Jugo Dada – Die Geschichte von Sava Šaronjić
Kunstverbrechen – Jugo Dada. Die Geschichte ließt sich wie ein Krimi. Dem Anschein nach wurden 2016 bedeutende Kunstwerke eines serbischen Sammlers ungerechtfertigt von der Polizei München beschlagnahmt. Zuvor wurden diese mit der Absicht sie in Deutschland auf einer Auktion zu verkaufen, von einem Galeristen ins Land gebracht. Die Auktion sollte bei dem Münchener Auktionshaus Zisska & Lacher stattfinden. Der Ausstellungskatalog war schon fertig. Dazu kam es jedoch nicht, da die Kunstwerke als angebliche Fälschungen am ersten Tag beschlagnahmt wurden. Den Beschluss dazu erteilte das Amtsgericht München am 10. November 2016. Das Aktenzeichen liegt uns vor. Bei der Versteigerung der 31 Werke sollten mindestens über 170.000€ erzielt werden. Das es sich bei den Kunstwerken tatsächlich um Fälschungen handelt wurde bis heute nicht bestätigt. Der Sammler tappt im dunkeln. Die Geschichte wirft Unklarheiten und Fragen auf. Wir stehen mit dem Sammler in Kontakt und möchten das die Wahrheit ans Licht kommt. Um die Glaubwürdigkeit des Serbischen Sammlers Sava Šaronjić zu unterstreichen müssen wir etwas ausholen.
Jugo Dada – Die Geschichte von Sava Šaronjić
Beginnen wir im Jahr 1996. In diesem Jahr kaufte Sava Šaronjić die Sammlung von der Witwe von Marko Ristić (1902-1984), Dichter, Autor und Gründer des Serbischen Surrealismus. Die Sammlung enthielt eine Menge Arbeiten von serbischer und ex-jugoslawischer Provenienz sowie Arbeiten von Picasso, Dali, Miro, M. Duchamp, Valentine Hugo, Dora Maar, Max Ernst, Man Ray, Ives Tangui, Hannah Hoch sowie eine beeindruckende Anzahl von Photographien, Büchern und Magazinen zum Thema Dadaismus und Surrealismus.
Im Jahre 1999 wurde die Arbeiten, ausgenommen die serbischen und ex-jugoslawischen Arbeiten, aus der Sammlung durch Christies in Genf für 350.000 Sfr. verkauft. Sava Šaronjić erwarb zwischenzeitlich junge Avantgarde-Kunst von serbischen und ex-jugoslawischen Künstlern zu günstigen Preisen, denn zu diesem Zeitpunkt gab es in Serbien kaum Interesse an diesen Werken.
Nenad Stojić aus Umka, ein Ort nahe Belgrad, den Herr Šaronjić gut kannte, bekundete eines Tages sein Interesse an einem Teil seiner Sammlung. Ein Teil der Sammlung wurde an Herrn Stojic verkauft.
Bis hierher haben also weder Stojic noch das Auktionshaus Christies in Genf Herrn Šaronjić unterstellt das es sich bei einem seiner Werke um eine Fälschung handeln sollte. Mit Herrn Stojic stehen wir ebenfalls in Kontakt. Das Auktionshaus Christies hat sich noch nicht dazu geäußert.
Im Jahr 2015 spendete der Kunstsammler Šaronjić einen Teil seiner verbliebenen Sammlung. 24 Werke gingen an das Museum of Contemporary Art in Belgrad. Dafür bekam er einen Dankesbrief vom Museum. Auch hier ging eine Anfrage von unserer Seite an das Museum raus, sobald wir eine Antwort erhalten haben, werden wir das updaten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keinen Verdacht darauf, dass es sich hierbei um Fälschungen gehandelt haben könnte. Herr Šaronjić bot dem Museum in Belgrad zusätzlich noch 3 Werke zum kauf an, mangels Kaufkraft entschied sich das Museum nur für 1 Werk in Höhe von 5000€ und gab die anderen Werke in den Besitz von Šaronjić zurück.
Wichtig: Diese Zwei Werke die vom Museum of Contemporary Art in Belgrad gekauft worden wären, wenn die finanziellen Mittel gestimmt hätten, wurden mit weiteren 29 Werken später in München beim Auktionshaus Zisska & Lacher als Fälschung beschlagnahmt. Eine Aussage, einer bisher unbeteiligten Galerie aus Berlin, trug dazu dem Anschein nach einen großen Teil bei. Weitere Details dürfen vor der Gerichtsverhandlung nicht von uns veröffentlicht werden.
Als Anzahlung für die 31 Werke, soll Herr Lacher vom Auktionshaus Zisska & Lacher Herrn Šaronjić 10.000€ gezahlt haben. Uns lagen Versicherungsnachweise, Exportlizenzen vom Institut zum Schutz kultureller Schätze der Republik Serbien und der Vertrag zwischen Herrn Lacher und Herrn Šaronjić vor.
Die Beschlagnahmung
Am 12.10.2016 ging bei dem Auktionshaus ein Warnbrief eines Käufers ein, dass alle 31 Werke Fälschungen seien. Herr Šaronjić wies Lacher darauf hin, dass er, wenn er befürchte, dass die Werke Fälschungen seien, er jederzeit den Versteigerungsauftrag nicht auszuführen brauche. Angeblich beharrte Lacher auf der Durchführung der Auktion.
Am Tage der Auktion durchsuchte die Polizei das Auktionshaus und beschlagnahmte die Bilder. Dabei gaben die Beamten an, sie haben Hinweise eines Berliner Galeristen, dass es sich bei den Werken um Fälschungen handele.
Seit 4 Jahren weiß Herr Šaronjić nun nicht, wo seine Werke sind. Herr Lacher behauptete im Jahre 2018, dass die 31 Werke tatsächlich Fälschungen seien. Dabei berief er sich auf ein 400-seitiges Gutachten, welches er jedoch nicht zur Verfügung stellte.
Herr Stojić blieb in der Zeit nicht untätig und unterzog 57 seiner Werke aus der ursprünglichen Sammlung von Šaronjić einer forensischen Untersuchung. Dabei konsultierte er 3 forensische Institute und den Kurator und Gerichtssachverständigen Herrn Kusovac. Dabei wurde festgestellt, dass alle 57 untersuchten Werke Originale sind.
Die Münchner Polizei kontaktierte die serbische Polizei und Staatsanwaltschaft und forderte eine Untersuchung wegen angeblich gefälschter Kunstwerke an. Das Serbische Gericht wies den Antrag als unbegründet zurück.
Ausstellung der verbliebenen Werke 2019
Dieses Video aus dem Jahr 2019 zeigt die Sammlung von Herr Stojić, bei einer Ausstellung, die größten teils aus ehemaligen Werken der Šaronjić- Sammlung besteht.
Fazit
Nach 4 Jahren scheint eine außergerichtliche Einigung nicht mehr möglich zu sein. Herr Šaronjić ist dabei mit juristischer Unterstützung Klage zu erheben. Wir wünschen uns das am Ende die Gerechtigkeit siegt und im Falle des Falles die Kunstwerke unbeschadet zu ihrem Besitzer zurück finden. Wir bleiben weiterhin dran und werden gegebenen Falls noch Beweismittel veröffentlichen, wenn Herr Šaronjić das wünscht.
Weitere Informationen
Der gesamte Katalog der Auktion und beschlagnahmter Werke: DADA-KATALOG-Deutsch
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