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Gewalt? Pornographie? Kunst?
Kunstzensur wird immer häufiger gefordert!

Kritik an Kunstwerken steigt! Die #Metoo Debatte hat im vergangen Jahr für Furore gesorgt, immer noch schlagen Kommentare und Berichterstattungen
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Kritik an Kunstwerken steigt!

Die #Metoo Debatte hat im vergangen Jahr für Furore gesorgt, immer noch schlagen Kommentare und Berichterstattungen hohe Wellen, so sorgen die Ereignisse auch in der Kunst&Kulturwelt für Diskussionsstoff.
Den eigentlichen Fokus, der #Metoo Kampagne, und das Interesse dieses Movements unterstützen wir und möchten in keinem Rahmen eine Daseinsberechtigung abstreiten.  Allerdings stellen sich viele neue Fragen

Was ist noch Kunst? Wo beginnt Pornographie? Was ist sinnloser Sexismus?

Kunst oder Pornographie?

„Die Zeit“ widmet sich in einem Artikel vom 13. Dezember 2017 genau diesem Thema. Der Bericht kann hier nach gelesen werden. -> Sexismus in der Kunst
In dem Artikel von Hanno Rautenberg geht es auch darum, dass Kunstwerke die seit vielen Jahren in Museen zur Schau gestellt werden, nun anders Betrachtet werden. Und diese andere Betrachtungsweise trägt dazu bei, dass immer häufiger Beschwerden bei den Kuratoren und Veranstaltern eingehen. Ebenso steigt die Zahl von (Online)-Petitionen in denen bis zu zehntausende Stimmen gesammelt werden. Die Forderung: verschiedene Werke abzuhängen. Der Öffentlichkeit unzugänglich zu machen, kurz gesagt diese teilweise Jahrhunderten alten Gemälde zu zensieren. Exponate von etablierten Künstlern, Werke die Geschichten erzählen und einen Einblick in eine andere Zeit gewähren – sollen verboten werden. Weil auf Ihnen etwas zu sehen ist was einigen Betrachtern anstößig, sexistisch oder pornographisch erscheint. Doch wir befürchten das die Kunstfreiheit so immer mehr in den Hintergrund rückt – und mit ihr die Kunst. Es gibt klare Grenzen zwischen Kunst, Pornographie und sinnlosem Sexismus. Doch zuvor möchten wir auf ein Abschnitt aus dem oben genannten Artikel eingehen.

Balthus soll Weinstein erst möglich gemacht haben

„“Man sollte Gauguin ebenfalls abhängen“, heißt es in einem Kommentar unter der Petition, schließlich hatte der Maler eine 13-Jährige zur Geliebten. Eine andere Kommentarstimme stellt fest, die „sexuelle Ausbeutung eines Kindes“ – gemeint ist die künstlerische Darstellung – glorifiziere den Missbrauch junger Frauen.  Der französische Maler Balthus ist bekannt für seine Gemälde von Frauen und Mädchen in anzüglichen Posen. Wer seine Werke kennt, im Internet recherchiert oder in Museen betrachtet, wird aber schnell merken, dass es hier im Auge des Betrachters liegt. Posen die man erotisch interpretieren kann, eventuell sogar soll, sind definitiv vorhanden!- Von Pornographie spricht man in der Regel, wenn die Absicht ist den Betrachter zu eregen und oder eindeutig sexuelle Handlungen wiederspiegelt. Balthus fotografierte und malte junge Mädchen und Frauen in vielen fragwürdigen Posen. Allerdings lässt er den Spielraum für interpretation. Dies macht die Werke für uns definitiv zur Kunst. Sie zeigen gewisser Maßen, unsere eigenen verdorbenen Seiten ein wenig auf. An dieser Stelle soll gesagt werden das alle Fotos oder Gemälde in einverständnis mit den Modelen entstanden und veröffentlicht wurden. Picasso, Gauguin und unzählige andere alte Meister sind bekannt für ihr selbstsüchtiges, ekelhaftes und nicht grade vorbildhaftes Verhalten gegenüber Frauen und Mädchen. Das bedeutet für uns aber nicht, das man diese Künstler zensieren sollte oder darf, da sie trotz ihrer menschlichen Fehler einen Großteil zur Entwicklung der Kunst beigetragen haben. Moralisch kann man davon halten was man möchte. Kritik ist immer angebracht!

von Balthus: „Thérèse, träumend“ von 1938. -FOTO: PROMO

Sexualität als Stilmittel

Künstler leben nunmal von Aufmerksamkeit, nach dem Motto: „sex sells“. So zieht sich Sexualität als Stilmittel durch die gesamte Geschichte der Kunstwelt – bis heute! Doch bevor wir Kunstwerke, die zwar der Öffentlichkeit zugängliche sind, aber hochgerechnet doch deutlich weniger Aufmerksamkeit als andere Medien bekommen, eine Schuld geben, möchten wir auf das tägliche TV-Programm aufmerksam machen. Oder auf doppeldeutige Werbung etc., den hier steht definitiv nicht die Kunst im Vordergrund – sondern die Unterhaltung. Anders als bei Werken von berühmten Malen. Trotzdem gehen die häufig genannten Quoten tendenziell in eine Richtung. So zeigen 95% aller Aktgemälde weibliche Körper, aber nur ca. 5 % der etablierten Künstlern sind weiblich.

Im Auge des Betrachters

Welcher Aspekt im Vordergrund steht liegt im Auge des Betrachters. Steht die „Baumfrau“ für den Ursprung des Lebens? Die Wichtigkeit der Frau in der Natur? Soll das „verträumte Mädchen“ von Balthus erregen oder zeigt es ein unschuldiges junges weibliches Wesen nach dem aufstehen? – Das Urteil fällt jeder anders – die Schwelle von Tabus wird individuell interprätiert. Gemälde und Kunstwerke im Museum oder Galerien erst ab einem bestimmten Alter zu präsentieren kann richtig sein und ist in gewissen Fällen erforderlich. Kunstzensur, nach dem Motto, aus dem Auge aus dem Sinn ist nicht förderlich. Die Menschheit neigt zum vergessen.

Kunstbranche ist Männerdomäne

Es ist ein mühsamer Prozess der Emanzipation in der Kunstbranche. Trotzdem steigen die Zahlen der weiblichen Museumsdirektoren und Mitarbeiter an, auch in Galerien sind häufig die meisten Positionen von Frauen besetzt. Uns ist im Endeffekt aber das Geschlecht einer Person egal und wir sind der Meinung das Kompetenz sich durchsetzt. Das verschiedene Aktivisten-Gruppen darauf aufmerksam machen ist und bleibt wichtig. So zum Beispiel die Guerilla Girls. Mehr Informationen über die Guerilla Girls stehen in folgendem Artikel. -> http://www.deutschlandfunkkultur.de/guerilla-girls  . Positiv ist uns diese Aktivisten-Gruppe besonders aufgefallen weil sie das Gespräch sucht und fördert. Sie lässt auf Zahlen und Fakten blicken, Guerilla Girls klären auf, sie möchten Veränderung. Sie sind gegen Ungerechtigkeit und nicht gegen Kunst!

Debattieren ja, Zensieren nein!

Kunstzensur wird immer häufiger gefordert!

Doch das Problem ist, dass in den vergangenen Monaten viele Kunstwerke nicht mehr nur kritisiert werden. Es wird immer häufiger gefordert Kunstwerke abzuhängen oder zu überstreichen. Über alles kann gesprochen werden, wie wir schon in folgendem Artikel über die „Skandal“ – Ausstellung in Berlin aufgegriffen haben. „Kunst kann und darf anecken und wenn eine Ausstellung dazubeiträgt, dass sich Politiker mit einem Thema auseinandersetzen und debattieren bringt sie uns offensichtlich weiter.“ Zum Beitrag: ->http://arttrado.de/news/skandal-ausstellung-andere-heimat/

Kunstzensur und die (möglichen) Folgen

Eine Zensur allerdings nicht, sie fördert nicht, dass ein Publikum sich mit einem Thema auseinander setzt, sondern die umstrittene Kunst wird verteufelt und unter Verschluss gehalten. Wenn dies bei Kunstwerken geschieht, die eindeutig unter den Begriff der Kunstfreiheit fallen und keine eindeutigen pornographischen Szenen zeigen, so wird unserer Meinung nach ein falsches Bild vermittelt. Wenn wir wie oben genannt nicht anfangen zu differenzieren was einen künstlerischen Aspekt hat und was klar sexistisch ist, fällt es für alle folgenden Generationen schwer zu unterscheiden.Der Deutsche Maler Nolde war bekennendes Mitglied einer Parteigruppe der Nationalsozialsten. Trotzdem oder deshalb werden seine Werke als Kunst geschätzt? Es liegt in unserer Macht uns eine Meinung zu bilden über den Künstler und die Werke aber nicht sie zu Zensieren, Vorzuenthalten oder zu verteufeln, denn wenn wir bestimmen was entartet ist wären wir dadurch paradoxer Weise nicht besser als die Nazi´s selbst. Dazu noch ein weiterer Beitrag von uns über den Kunstbegriff im Nationalsozialismus: http://arttrado.de/news/der-nationalsozialistische-kunstbegriff/

Kunstfreiheit

Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

So steht es im Grundgesetz. Artikel 5. Absatz 3.Die Kunstfreiheit wird von dem Bundesverfassungsgericht zu den Kommunikationsgrundgesetzen gezählt, somit ist es fester Bestandteil für eine demokratische Grundordnung.

Das bedeutet nicht, dass man alles unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit tolerieren muss, wenn aber ausschließlich fiktive Personen abgebildet sind und es keiner Personen schadet, sind die Fronten unserer Meinung nach schon ausführlich genug geklärt.

Die Stimme des Volkes

Allerdings scheint es, wenn sich tausende Menschen zusammenschließen einen Grund zu geben. Diesen kann und sollte man nicht klein reden. Wenn sich soviele Meinungen öffentlich äußern entsteht ein gewisser Druck. Dieser Druck kann zwar dafür sorgen das die Verantwortlichen (Kurator,Veranstalter,Schauraum usw.) sich beugen. Das Gemälde wird dann eventuell aus dem eigenen „Umfeld“ verbannt,allerdings kann es dann jederzeit an einem anderen Ort präsentiert werden. Durch den Trubel kann besagtes Gemälde oder Kunstwerk aber noch mehr in den Mittelpunkt rücken. Eine Universität hängte besagte Kunstwerke ab. Focus berichtete. Hier zum Beitrag:  https://www.focus.de/kultur/kunst/kunst/kunst-uni-haengt-kunstwerke-nach-sexismus-vorwuerfen-ab_id_7815631.html

Horst Reinert zeigt eine Zeichnung mit nackten Brüsten in der Zentralmensa der Universität. dpa/Christina Hinzmann

weitere Debatten

open carscet/(offener sarg) von Dana Schutz zum Artikel: http://www.deutschlandfunk.de/
Fassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin

Seit Herbst 2017 umstritten nun soll es überstrichen werden -> zum Artikel

Fazit

Ein schwieriges Thema. Bei zeitgenössischer Kunst sollte man differenzieren , die Gemälde präsentieren Situationen und Ansichten aus der Vergangenheit. Das heißt nicht das man das gesehene für gut beheißen muss, aber es sollte nicht vergessen werden das wir dadurch auch einen Einblick in die Vergangenheit erhalten. Ob dieser im Endeffekt anstößig, sexistisch oder brutal sein sollen, wissen wir in keinem Fall zu 100%. Zartbesaitete können diese meiden, genau so wie es bei Film und Fotokunst möglich ist. Anders ist es bei Werbung oder im Alltag, wenn der Betrachter quasi nicht dran vorbeikommt, sich dem „Kunstwerk“ auszusetzen. Jedes Aktgemälde oder festgehaltene Szene von Kriegsfotografen sollte uns nicht dazubringen das wir die Augen verschließen möchten. Für alle Beteiligten ist es garantiert besser sich mit dem Thema auseinander zusetzen, etwas aus den Kunstwerken zu lernen, den Künstler zu verstehen oder einfach bei der Betrachtung ein Auge zuzudrücken. Schließlich existiert die Frage, „was darf Kunst?“, nicht erst seit gestern. Das wir Toleranz fordern aber wenig tolerant sind, wenn es um uns geht, ist ein trauriges Schaubild. Auch die häufige Aussage „andere“ könnten sich gestört fühlen ist Paradox. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, sieht der besagte „andere“ in dem Werk nicht das Gleiche. Er achtet auf andere Details und betrachtet die Aussage in einem ganz anderen Licht. Das Vorfälle von Übergriffen auf Frauen, auf die Gemälde alter Malermeister zurückzuführen ist, ist sehr weit hergeholt. Das Frauen durch Aktgemälde als Objekt betrachtet werden ist sehr weit hergeholt. Ein Künstler ist verantwortlich für das was er zeichnet, nicht für das was andere dadrin sehen möchten. Sonst können wir uns bald um den Verstand zensieren. Einen guten Aspekt hat es trotzdem – es scheinen sich immer mehr Menschen für Kunst zu interessieren!