Bettys Gemälde strahlen rohe Ehrlichkeit und Intensität aus und zeigen komplexe Beziehungen, unerwiderte Liebe und die sexuelle Machtdynamik, der sie begegnet ist. Ihre Verwendung kräftiger Farben und kontrastreicher Texturen spiegelt die widersprüchlichen Emotionen wider, mit denen sie zu kämpfen hatte, und schafft eine visuelle Sprache, die ihre innersten Gedanken und Gefühle wiedergibt.
Kunst aus der Schweiz – Betty Steinmair im Interview
Betty Steinmair (Betty Art ist eine rätselhafte radikale Malerin. Sie hat ihre Kunst als kathartisches Mittel genutzt, um die Komplexität ihrer turbulenten Beziehungen und wilden Vergangenheit zu bewältigen. Mit einem kreativen Geist und dem Talent, Emotionen auf Leinwand zu bannen, hat sie in ihrer Kunst gewissermaßen einen Katalysator gefunden. Bis heute sind über 400 Werke entstanden.
Die ausdrucksstarke Künstlerin spielt zwar gerne mit der Kamera, ist Interviews gegenüber jedoch eher abgeneigt – da Sie sich lieber durch ihre Werke ausdrückt. Umso mehr freuen wir uns, das wir Sie für ein Interview gewinnen konnten.
Betty Steinmair im Interview
Wo bist du grade, wie geht es dir und wodran arbeitest du aktuell?
Ich bin momentan in Zürich und arbeite zurzeit an diversen Bildern weiter, die noch nicht fertiggestellt sind. Gleichzeitig habe ich auch neue Ideen, die ich verfolge, also ich bin grade an mehreren, verschiedenen Arbeiten dran.
Wie kann man sich den Entstehungsprozess von einem deiner Werke vorstellen? Arbeitest du mit Skizzen? Oder bringst du die Idee direkt auf die Leinwand? Und wie lange arbeitest du in der Regel an einem Werk?
Sowohl als auch – aber Skizzen mache ich so gut wie gar nicht. Es kommt sofort auf die Leinwand, oder auf den Bristolkarton. in der Regel arbeite ich mit Kohle und Acryl. Farbe, sowohl auch Spray – aktuell immer mehr mit Spray. Selten verwende ich Pinsel – eher mit den Händen oder Messern. Ich ritze auch gerne – also die Bilder, nicht mich selbst. Ich bringe meine Gefühle auf die Leinwand, also es ist nicht so, das ich bei dem Kreativprozess lange überlege..
Die Zeit, wie lange ich an einem Werk arbeite ist schwierig zu sagen. Einige sind in 30 Minuten fertig, andere wiederum sind nie fertig und ich nehme sie erst später wieder aus meiner Mappe und mache weiter, also hier kann ich keine Zeitangabe machen.
Gibt es ein ungewöhnliches Material oder eine ungewöhnliche Ressource, mit der du gerne in deinen Kunstwerken arbeiten würdest? Bzw. bist du experimentierfreudig?
Also Alles kann ich dir natürlich nicht mitteilen – weil illegal, aber grundsätzlich, erfinde ich mich immer wieder selbst und bleibe nicht stehen an einem Punkt, wo ich denke ich habe es geschafft, oder jetzt habe ich die Technik oder das Material und bleibe dann mit allen Arbeiten in diesem Muster. Kunst ist immer wieder neu. Es kommt etwas dazu, es geht etwas weg. Also experimentierfreudig bin ich in jedem Fall.
Gibt es eine bestimmte Emotion, die du in deinen Kunstwerken verkörpern möchtest? Wenn ja, welche und warum?
Es gibt diverse Emotionen. Eine ganze Palette ist wohl in meinen Kunstwerken vorhanden. Hauptsächlich
arbeite ich mit Wut, Hass, Destroyer, natürlich nicht nur. Aber die Kunst ist für mich ein emotionaler
Blitzableiter, bzw. eine Art Therapie und so entstehen die Bilder meistens auch aus und in sehr kanalisierten emotionalen Momenten… es ist für mich ein Ventil. Andere gehen zum Sport oder machen sonst irgendwelche Sachen… ich male.
Gibt es ein Kunstwerk eines anderen Künstlers oder ein Künstler, der dich beeinflusst und warum?
Aktuell gar nicht. Ich bin von der Musik her aus dem Punkrock beeinflusst, auch aus den 80er Jahren, aber Künstler als Vorbild nehmen oder nennen kann ich nicht. Da gibt es schon mehr „nonames“ die bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen – also ich schaue natürlich auch bei anderen hin – aber meine Inspiration kommt aus dem puren Leben.
Wenn du eine Zeitmaschine hättest und zu jeder Epoche reisen könntest, welche Zeit und Ort würdest du wählen, um deine Kunst zu präsentieren und warum?
Zurück in die Zukunft – weil geil. Keine andere Epoche, es ist genau richtig jetzt! Und da will ich weder nach vorne noch zurück, es ist jetzt und jetzt passt.
Wenn du die Möglichkeit hättest, mit einem verstorbenen Künstler zusammenzuarbeiten, wer wäre es und warum? Bzw. kannst du dir überhaupt vorstellen mit anderen zusammenzuarbeiten?
Wer wäre so ein Traum…, es kein ist Maler eher eine Band. Mit 12 Jahren hat mir Nirvana sehr geholfen – also wenn dann Kurt Cobain, er rockt die Gitarre, ich mal dazu. Genau, das wäre der einzige Künstler, der mir jetzt gerade einfällt… oder, Kinski, nein, ich glaube doch nicht, der hatte immer so Wutanfälle…
Gibt es eigentlich ein bestimmtes Ereignis oder eine spezielle Erfahrung in deinem Leben, das du dich entschieden hast deine Kunst mit der Öffentlichkeit zu teilen, bzw. wie hast du zur Kunst gefunden?
Grundsätzlich habe ich das selbst nie fokussiert. Aber für die Filmgeschichte hat der Kontakt mit Markus Fischer eine große Rolle gespielt.
Stell dir vor, du könntest in einem Kunstwerk leben. Welches Kunstwerk würdest du wählen und wie sähe dein Leben darin aus?
Der Schrei. Aber in einem Kunstwerk würde ich vermutlich nicht lange leben wollen, aber mal kurz in die Hölle eintauchen und wieder zurück. Warum nicht.
Gibt es ein bestimmtes Kunstwerk von dir, das eine Geschichte oder eine Botschaft hat, die den Betrachtern oft entgeht?
Nein, es sind keine Geschichten. Reine Emotionen. Kunst ist dann Kunst, wenn man stehen bleibt und sich etwas nicht direkt erklären kann. Keine ausgeschmückte Geschichte – vielleicht eine Botschaft zwischen den Zeilen, sei und zeig wer du bist. Be yourself – ohne Facetten auszublenden. Natürlich Gesellschaftskonform, aber man muss nichts vertuschen. Sei jederzeit, das was du grade bist und fühlst.
Wie wichtig ist dir die Reaktion des Betrachters auf deine Kunstwerke? Möchtest du, dass sie eine bestimmte Botschaft verstehen oder fühlst du dich eher ermutigt, wenn sie ihre eigenen Interpretationen finden?
Eine feste Botschaft habe ich wie gesagt nicht, jeder soll die Botschaft für sich selbst erkennen. Schau hin und fühle – nur weil ein Kunstwerk in meinem Universum mit Gefühlen verbunden ist, heißt es nicht das es beim Betrachter die gleichen Emotionen wecken muss – oder kann.
Welche ungewöhnlichen Orte oder Umgebungen haben dich schon inspiriert, Kunst zu schaffen?
Es sind keine Orte – es sind immer die Menschen. Menschen sind das pure Leben und diese inspirieren am meisten.
Welche Rolle spielt Anstößigkeit in deiner Kunst? Glaubst du, dass Kunstwerke die Fähigkeit haben, Menschen zu triggern zu bringen und gleichzeitig eine ernsthafte Botschaft zu vermitteln?
Anstößigkeit spielt eine Rolle. Das Wort heißt ja schon „anstoßen“. Denkanstöße geben, aber nicht im Sinne von triggern.
Es ist eher die Berechtigung, auch die Dinge, die im Leben vielleicht nicht so schön sind zu fühlen. Die Trauer, die Wut, die Angst, den Verlust, die Wut auszuleben. Meine Bilder können anderen natürlich auch Freude bereiten, aber die Gesellschaft neigt zu Selbstoptimierung, in der viele Gefühle ausgeblendet werden und keinen Platz haben. Kunst ist Freiheit und Liebe und Wut ist alles, was das Leben beinhaltet.
Wenn du einen Raum gestalten könntest, der deine Kunst perfekt repräsentiert, wie sähe dieser Raum aus? Welche Elemente und Atmosphäre würdest du darin schaffen?
Vielleicht eine verlassene Psychiatrie. Lost Places. Im dunkeln – flackerndes Licht. Meine Kunstwerke an die Wände projiziert. Drückend, kalt – aber gleichzeitig ein Hoffnungsschimmer. Eine Mischung aus Horror und Freude.
Wie wichtig ist dir das Feedback anderer Künstler?
Ich schätze Feedback – das muss auch nicht immer positiv sein.
Glaubst du, dass Kunst die Fähigkeit hat, die Welt zu verändern? Warum oder warum nicht?
Kunst ist ein Teil der Welt. Kunst bewegt die Welt der Menschen – aber das Kunst die Welt komplett verändert, im Sinne von Klimakleber weg und direkt eine bessere Atmosphäre – nein.
Wenn du eine Zeitkapsel für zukünftige Generationen gestalten könntest, welche Gegenstände oder Kunstwerke würdest du hineinlegen und welche Botschaft würdest du ihnen übermitteln wollen?
Vielleicht ein Bild, auf dem Gegenstände abgebildet sind, die die Finder nicht erkennen.
Hast du gelegentlich Kreativitätsblockaden? Falls ja, wie gehst du damit um? Hast du eine besondere Methode oder Strategie, um wieder in den kreativen Fluss zu gelangen?
Ich wirke dem nicht entgegen, ich warte auf die nächste kreative Welle. Und wen die See mal ruhig ist, dann nehme ich das hin – man kann Kreativität nicht erzwingen.
Hast du jemals Kunstwerke geschaffen, die du später bereut hast oder die du am liebsten vernichtet hättest?
Nein, ich habe bisher wenig bereut, ich bereue es manchmal, das ich Bilder verschenkt habe und nicht weiß, was mit diesen passiert ist. Aber etwas zu erschaffen habe ich noch nie bereut.
Welche Rolle spielen gesellschaftliche und politische Themen in deiner Kunst? Bist du bestrebt, Botschaften oder Kommentare zu aktuellen Ereignissen in deine Werke einzubeziehen?
Als die Taliban wieder an die Macht gekommen sind, habe ich eine kleine Serie gemacht – generell spielt die Unterdrückung der Frau eine große Rolle in meinen Arbeiten. Ich habe keinen Männerhass, aber in vielen Gebieten spielt Unterdrückung durch Religion oder altmodisches Denken noch eine große Rolle – auch in Deutschland. Ich sage nur, Pulp Fiction – die Vorherrschaft der bösen Männer. 😉
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Mehr über Betty Steinmair: www.betty-art.com
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