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Kleine Malkunde: Mysterium Mumienbraun/Mumia – Farbe aus Toten?

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Kleine Malkunde: Mysterium Mumienbraun/Mumia – Farbe aus Toten? Mumienbraun war ein überwältigendes, tiefbraunes Pigment. Die Farbe wurde von Künstlern bereits
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Die Welt der Kunstgeschichte birgt zahlreiche Geheimnisse, und eines der faszinierendsten Kapitel ist zweifellos die Verwendung von Mumienbraun. Diese ungewöhnliche Farbe, die im 16. bis 19. Jahrhundert von Künstlern wie William Turner oder Eugene Delacroix verwendet wurde, hat eine dunkle Vergangenheit, die nicht nur mit Pinselstrichen, sondern auch mit ethischen Kontroversen und gesundheitlichen Bedenken verwoben ist.

Kleine Malkunde: Mysterium Mumienbraun/Mumia – Farbe aus Toten?

Mumienbraun war ein überwältigendes, tiefbraunes Pigment. Die Farbe wurde von Künstlern bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts verwendet – besonders in der Ölmalerei fand es seine Anwendung. In altmeisterlichen Techniken wurde es lasierend bis deckend verwendet und war aufgrund seiner Eigenschaften auch für Schattierung sehr beliebt.

Mumienbraun war keine gewöhnliche Pigmentmischung. Ihr Ursprung liegt in der Verwendung von gemahlenen ägyptischen Mumien – eine Praxis, die im Laufe der Jahrhunderte in der europäischen Kunst entstand und sich verbreitete. Diese Mumienreste, hauptsächlich von Menschen, Tieren und sogar Katzen – die als Heilig galten – , wurden aus ägyptischen Gräbern importiert und zu einem feinen Pulver verarbeitet.

Der warme, bräunlich-rote Farbton von Mumienbraun/Mumia fand seinen Platz auf den Paletten einiger renommierter Künstler. Es ist zwar schwierig, spezifische Werke zu identifizieren, in denen Mumienbraun verwendet wurde, da viele Gemälde im Laufe der Jahrhunderte auch restauriert wurden und die genaue Verwendung von Pigmenten oft schwer nachvollziehbar ist. Es wird jedoch angenommen, dass einige Künstler im 18. und 19. Jahrhundert, darunter auch bekannte Namen wie William Turner oder Eugene Delacroix Mumienbraun in ihren Gemälden verwendet haben.

Makaber, wenn man bedenkt, das sich an Kunstwerken wie „Die Freiheit führt das Volk“ von Eugene Delacroix im Louvre in Paris jährlich Hunderttausende – wenn nicht sogar Millionen Besucher erfreuen.

Die Verwendung dieser Farbe war jedoch nicht ohne Kontroverse. Ethik spielte eine immer größere Rolle, als die viktorianische Ära Fortschritte machte. Die Idee, Pigmente aus menschlichen Überresten zu gewinnen, rief zunehmend Bedenken hervor, und viele Künstler wandten sich aus Respekt vor den Toten von der Farbe Mumienbraun ab.

Auch die Gesundheitsrisiken trugen zur Abkehr von dieser Praxis bei. Es wurde festgestellt, dass das Einatmen von „Mummy-Brown“-Pulver gesundheitsschädlich sein könnte, was die Verwendung dieser Farbe weiter zurückdrängte.

Wussten die Künstler, mit was sie da malten?

Ob und wie weit, die Künstler selbst wussten, womit sie da malten, lässt sich nur wage vermuten. Bis 1933 konnte man Mumienbraun beispielsweise im Katalog von C Roberson und Co. finden – damals einer der Marktführer für Künstlerfarben in ganz Europa. Und auch heute, auch wenn zum Glück nicht mehr die Überreste von Toten Menschen oder Tieren verwendet werden, finden sich bei einigen Verkäufern von Farben rund um den Globus noch Farbtuben mit Namen wie „Transparent Mummy“ – die wenigsten werden wissen, wo diese Farbtöne ihre Wurzeln haben.

Mumienbraun heute?

Heutzutage ist Mumienbraun nicht mehr in der Kunstwelt präsent. Die Verwendung von Mumienbraun ist heute höchst unwahrscheinlich und wäre mit Sicherheit, – zu mindestens in den meisten Teilen der Welt –  auch illegal. Die ethischen und gesundheitlichen Bedenken, die im 19. Jahrhundert zu einem Rückgang der Verwendung führten, gelten auch immer noch und auch die Nutzung von menschlichen Überresten zu künstlerischen Zwecken wird heute in den meisten Ländern als respektlos und ethisch unvertretbar betrachtet.

Darüber hinaus könnten Gesundheitsvorschriften und Umweltauflagen die Verwendung von Materialien, die potenziell gefährliche Substanzen enthalten, verbieten. Moderne Kunstmaterialien werden nach strengen Sicherheitsstandards hergestellt, und die Verwendung von historisch kontroversen oder problematischen Substanzen wie Mumienbraun würde diesen Standards wahrscheinlich nicht entsprechen.

Die obskure Geschichte dieser Farbe dient als Mahnung an die sich ändernden ethischen Standards in der Kunst und die komplexen Beziehungen zwischen Kreativität und sozialen Werten. Obwohl Mumienbraun einst auf den Leinwänden der Meister zu finden war, bleibt es nun als kurioses Kapitel in der Farbgeschichte erhalten, ein faszinierendes Rätsel, das die Dunkelheit vergangener Pinselstriche enthüllt.

In jedem Fall ist es wichtig, sich an die aktuellen Gesetze und Standards zu halten und Materialien zu verwenden, die ethisch und gesundheitlich unbedenklich sind.

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