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Es traf sie wie aus dem Nichts
Die Grosse: Norika Nienstedt erhält den Kunstpreis der Künstler

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Die Grosse: Norika Nienstedt erhält den Kunstpreis der Künstler Norika Nienstedt lebt und arbeitet in einem Atelier in einer ehemaligen
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Ein Anruf aus Stockholm hätte sie wohl kaum mehr überrascht. Als das Telefon im Januar klingelte und man ihr mitteilte, dass die Jury von „Die Grosse Kunstausstellung NRW“ ihr den Kunstpreis in diesem Jahr verleihen werde, sagte Norika Nienstedt: „Wieso ich? Nun arbeite ich schon seit über 50 Jahren als Künstlerin, aber das ist mein erster Preis.“

Die Grosse: Norika Nienstedt erhält den Kunstpreis der Künstler

Norika Nienstedt lebt und arbeitet in einem Atelier in einer ehemaligen Fabrik in Flingern. Und sie hat nie etwas anderes gemacht als Kunst. Und mit der geht sie gerade durch die Decke. Vor 14 Monaten legte sich die 69-Jährige ein Instagramprofil zu. „In der Coronazeit habe ich mich auf die Arbeit gestürzt und sah keine andere Möglichkeit, meine Kunst zu zeigen. Eigentlich wollte ich nie in die sozialen Medien. Heute freue ich mich, dass meine Collagen zum Teil über 2.000 Likes bekommen.“ 1500 Follower hat sie bislang und Feedback und Anfragen aus der ganzen Welt – auch von der Musikerlegende Rocko Schamoni.

 

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Renaissance der Collage

Ihr Atelier gleicht einem Antiquariat. Sie nennt es ihr Spielzimmer, in dem ihr nie langweilig wird. Überall stapeln sich Bücher von Marcel Proust, Bände über Yoga und Sakrale Kunst, Botanik, Architektur, alte Vogue-Zeitschriften und Geo-Hefte. Hier holt sie sich die Inspiration für ihre Collagen. „Meine Bilder spiegeln wider, was ich liebe, was ich mir einverleiben will: Schriftsteller, Musiker, Menschenaffen, Tiere. In meinen Collagen findet sich meist etwas Historisches, Kleinodien, Naturmaterialien oder Meereswesen und immer etwas Surreales.“ Und bis auf eine Architekturserie auf Stelzen sind ihre Collagen meist Porträts, die sie so lange bearbeitet, bis sie verfremdet sind und die Schöpferin selbst überraschen. Zwei große Bodhibaum-Blätter liegen über dem Gesicht einer Frau, nur ihre großen blauen Augenschauen heraus, undefinierbar animalisch blickt die „Geisha“ mit drei Augen. Nienstedts Werke waren in Gruppen- und Einzelausstellungen zu sehen.

Norika Nienstedt

Norika Nienstedt wurde 1952 in Güdingen an der Saar geboren. Ihr Vater stürzte mit einem Kleinflugzug ab, als sie 12 Jahre war. „Wir haben von meiner Mutter gelernt, dass man auch mit wenig Geld ein gutes Leben führen kann“, erinnert sie sich. Mit 17 Jahren zog sie in eine Kommune nach Heidelberg, drehte Kurzfilme, war Sängerin in einer Punkband und fing an, Puppen als Abbilder von Menschen zu nähen. „Ich habe mich immer für Mode interessiert und konnte bei Grace Jones oder Elvis im Goldanzug meinen Vorstellungen von avantgardistischer Mode mit der Nähmaschine Ausdruck verleihen, dabei habe ich alles benutzt, um die Puppen auszustaffieren. Ich habe mit den Applikationen von Badekappen gearbeitet und mit Kassettenbändern gestrickt.“

Ankommen in Düsseldorf

In ihrem Wohnort Weinheim wurde sie als Puppenkünstlerin gefeiert. In den 1970-er Jahren studierte sie freie Malerei an der Staedelschule in Frankfurt am Main. Aber wer in der Kunst etwas werden will, muss in eine Kunstmetropole, das war Norika Nienstedt irgendwann klar. Vor 40 Jahren kam sie nach Düsseldorf. Der österreichische Schriftsteller und Journalist Peter Glaser nahm sie mit nach Düsseldorf-Bilk. „An diesem Wochenende habe ich bestimmt 150 Leute kennengelernt und einer bot mir für drei Monate seine Wohnung an“, erinnert sie sich. Sie packte ihren VW-Käfer und zog nach Düsseldorf. Sie wohnte in Benrath, in Bilk und in Gerresheim, bis sie 1986 in dem Atelier in der Ackerstraße landete und blieb. „Ich fing an Porträts zu malen und bin immer mehr zu Phantasieporträts gekommen, in die ich angefangen habe einzucollagieren.“ Keine leichte Zeit. Norika Nienstedt arbeitete als Kindermädchen und jobbte, um über die Runden zu kommen.

2000 fertigte sie Puppen für Charles Wilp an und fing an, Stofftiere zu porträtieren. Die Stofftiere hatten sie und ihr Mann Michael Jonas sich zugelegt, um Puppen- und Stofftiervideos zu drehen. Die Porträts von den Stofftieren waren beliebt. Es gab eine Ausstellung in der Tonhalle. „Ich wundere mich, welche intensiven Beziehungen noch Erwachsene zu ihren Stofftieren haben“, sagt sie beim Blättern in dem Katalog, den sie von ihren Acrylbildern angelegt hat.„2006 hat sich die Collage in meine Zeichnungen eingeschlichen. Heute ist alles im Flow und ich habe keine Selbstzweifel mehr. Ich bin glücklich mit meinen Collagen.“

Ihre Werke, Originale und hochwertige Pigmentprints, zeigt sie bei „Die Grosse“ im Kunstpalast. „Es wird auch eine Sonderedition geben mit einer Auflage von 20 Blatt“, verrät die Künstlerin. Aber jetzt freut sie sich erst einmal auf die Preisverleihung im Juni.

Die Grosse

„Die Grosse“ feiert 2022 ihr 120-jähriges Bestehen. Als eine der wenigen Kunstausstellung weltweit können Besucher Kunstwerke in einem Museum käuflich erwerben. Die Ausstellung ist weit über NWR hinaus bekannt. 860 Bewerbungen gab es in diesem Jahr, 300 Kunstwerke sowie eine Sonderausstellung zu den Kunstkatalogen werden in diesem Jahr zu sehen sein.

„Die Grosse“ findet vom 11. Juni bis 17. Juli im Museum Kunstpalast und im NRW-Forum statt. Die offizielle Eröffnung am 11. Juni ist um 16.00 Uhr. Ab 19.00 Uhr beginnt die Nacht der Museen.

Weitere Informationen

Titelbild- O.T/Geisha/O.T – ©n.nienstedt

Mehr über „Die Grosse“ – https://www.diegrosse.de

Weitere Informationen über die Künstlerin – https://norikanienstedt.de/

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