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Kunst aus Österreich
Kunst & Psychologie? – Interview mit Karin Küstner-Pohl

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Kunst & Psychologie? – Interview mit Karin Küstner-Pohl Künstlerisch absolvierte Küstner-Pohl eine Ausbildung in der freien Akademie der bildenden Künste
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Karin Küstner-Pohl ist hauptberuflich als Psychotherapeutin tätig. Normalerweise stellt sie die Fragen und analysiert Bilder von anderen Menschen. Im Interview erklärt sie, wie Kunst bei ihren psychotherapeutischen Tätigkeiten hilfreich sein kann und spricht über ihre eigene Kunst, die Anfänge und die aktuelle Meisterausbildung.

Kunst & Psychologie? – Interview mit Karin Küstner-Pohl

Künstlerisch absolvierte Küstner-Pohl eine Ausbildung in der freien Akademie der bildenden Künste in Klagenfurt. Zusätzlich Privatunterricht bei Milan Baltic in Klagenfurt, sowie bei Thomas Beecht aus München. Zurzeit absolviert die aufstrebende Künstlerin die Meisterausbildung in der Leonardo Kunstakademie in Mattsee bei Salzburg, bei Herrn Professor Hannes Baier.

Interview mit Karin Küstner-Pohl

Wo sind sie gerade, wie geht es ihnen und woran arbeiten sie aktuell?

Ich habe in letzter Zeit viel gemalt, hatte sogar im Urlaub auf Lanzarote 6 Leinwände mit. Ich bereite mich für 2 Ausstellungen hier in Österreich vor. Und ich bin gerade dabei, meine Rolle zu wechseln und ich merke, wie ungewohnt es ist, Fragen zu beantworten und meine eigenen Bilder zu analysieren und beschreiben. Sonst bin ich immer diejenige, die fragt und Bilder von anderen Menschen analysiert.

Aber es gefällt mir immer besser, mich mit mir und meiner Kunstwerke auseinander zu setzen.

Fangen wir einmal ganz vorne an! Wie sind sie überhaupt zur Kunst gekommen?

Ich hab zu malen begonnen, als meine Kinder, die heute schon 40 und 41 Jahre alt sind, noch klein waren. Begonnen habe ich mit Bauernkästen und Truhen bemalen. Als ich dann wieder ins Berufsleben eingestiegen bin, hatte ich keine Zeit mehr.

Einige Jahre vor der Pensionierung hab ich wieder begonnen und ich wollte es dann noch intensiver lernen und besuchte die Kunstakademie. Ich arbeite zwar noch in eigener Praxis, aber kann selbst entscheiden, wie aufwendig ich das betreibe.

Wie viele Werke sind bis heute entstanden und wie viele verkauft? Stehen überhaupt alle zum Verkauf? Waren sie auch schon einmal mit einem Werk unzufrieden und was machen sie in dem Fall mit so einer Arbeit?

Ich hab schon unzählige Bilder- an die 200 gemalt, ich hab sogar ein zusätzliches Lager gemietet. So um die 50 Bilder hab ich schon verkauft. Meine Anfangswerke, die mir jetzt nicht mehr gefallen, hängen im Lager. Jetzt bin ich auch bereit, sie zu übermalen, was technisch kein Problem ist, im Gegenteil, die Bilder haben mehr Struktur.

Ja, es gibt auch Bilder, die ich nicht verkaufen oder verschenken möchte, die hängen in meiner Wohnung. Einige Bilder von mir hängen als Geschenk von mir bei Freunden und Verwandten in der Wohnung.

Sie lassen ihre Kunst auch in ihre psychotherapeutische Tätigkeit einfließen, wie kann man sich das vorstellen und wie weit ist die Kunst in diesem Bereich hilfreich?

Bei Traumapatienten ist das Trauma der Klienten meistens ganz tief verdrängt, sodass sie es mit Worten niemals ausdrücken könnten, aber unbewusst kann es durch ein Bild an die Oberfläche kommen. Man braucht es dann auch nicht zerreden.

Dann kann man durch ein Ritual (verbrennen, zerreißen oder übermalen) die schrecklichen Bilder loslassen. Wenn sie es dann schaffen, eine positive Zukunftsvision zu malen, kann man annehmen, dass sie dabei sind, das Trauma zu verarbeiten.

Ihr Werk Zukunftsvision wurde von uns als Werk der Woche ausgezeichnet, dieses vermittelt eine spannende und wichtige Botschaft. Ist in jedem ihrer Werke eine weitere Ebene zu finden?

Die Botschaft des Bildes ist „Hinschauen und achtsamer sein“. Diese Botschaft gehört zu meiner täglichen Arbeit als Therapeutin, indem ich die Klienten dabei unterstütze, hinzuschauen, was passiert ist und ich motiviere sie achtsamer mit sich und anderen sowie mit der Welt umzugehen.

Nicht in jedem meiner Werke ist diese Botschaft zu finden. Malen war für mich immer ein Ausgleich zu meiner Arbeit, wo ich immer wieder mit schrecklichen Bildern konfrontiert werde.

Meine Bilder dürfen auch schön sein, ästhetisch sein und sprichwörtlich nicht aus dem Rahmen fallen.

Ihre Werke sind dem Expressionismus zuzuordnen, aber auch realistische und surrealistische Bilder, sowie die naive Malerei und kubistische Malereien finden sich in ihrem Portfolio.

Ja, ich hab vieles ausprobiert, nachgeahmt. Der Expressionismus liegt mir am nächsten. Ebenso hab ich die Spachteltechnik für mich als Methode gefunden, um die Farben sehr kräftig, sehr expressiv darzustellen.

Wie kann man sich den Entstehungsprozess eines ihrer Werke vorstellen. Wissen sie vorher schon, was auf die Leinwand kommt, oder entsteht es beim Schaffen?

Unterschiedlich, wenn ich figurative, expressive Bilder male, zeichne ich grob mit Kohle oder Kreide vor, male mit Acryl. Nachdem Acrylfarben nicht so leuchtend wie Ölfarbe sind, spachtle ich noch einmal pastos darüber, sodass
eine reliefartige Fläche entsteht.

Bei diesen Bildern ist das Motiv vorher klar, natürlich gibt es oft kleine Abänderungen. Bei einer anderen Methode wird unbewusst Farbe auf die Leinwand gespachtelt, getrocknet, wieder darüber gespachtelt, Farbe darauf geschüttet, mit dem Föhn verblasen usw.

Zwischendurch schau ich das Bild immer wieder an und irgendwann sehe ich etwas darin und dieses Motiv wird dann oft mit Pinsel und Spachtel herausgearbeitet.

Es fällt mir schwer ein Bild abstrakt zu belassen- ich muss dann doch wieder Ordnung in dieses Chaos bringen. Das bin ich mit meiner kleinen Neurose, und das darf auch in die Öffentlichkeit kommen.

Ihre letzte Ausstellung ging am 8. März 2023 im Cafe Seerose am Aichwaldsee zu Ende, wie war das Feedback und sind schon weitere Ausstellungen geplant?

Die Ausstellung hat Mitte Jänner begonnen und ich hatte das Glück, dass der kleine See zugefroren war und das Cafe stark frequentiert durch die Eisläufer war. Persönlich erhielt ich von mehreren Menschen ein positives Feedback, ebenso wurde durch die Presse eine gute Kritik geschrieben. In der nächsten Zeit sind noch 2 weitere Ausstellungen geplant, im Finkensteinerhof und in der Römertherme in Bad-Kleinkirchheim.

Aktuell sind sie in der Meisterausbildung in der Leonardo Kunstakademie bei Herrn Professor Hannes Baier. Wie lange geht diese Ausbildung und wann haben sie angefangen?

Als Voraussetzung für die Meisterausbildung machte ich ein 8 semestriges Kunststudium in der Kunstakademie in Klagenfurt. Die Meisterschule beende ich im Juli 2023, wobei das Zeugnis erst Ende Oktober mit einer Ausstellung überreicht wird. Sie dauert dann insgesamt 4 Semester.

Darf Kunst alles, oder gibt es Grenzen?

Für mich gibt es sicher Grenzen in dem Sinn, dass ich grausame, brutale Bilder oder Bilder die mit Körpersäften und Ausscheidungen gemalt sind, nicht in der Öffentlichkeit zeigen würde. Obwohl es im therapeutischen Sinn hilfreich sein kann.

Gibt es etwas, was sie auf dem Kunstmarkt gerne ändern würden?

Ich finde es eine gute Idee, so wie sie das machen, junge Künstler (ich meine natürlich Künstler im Anfangsstadium , weil jung kann ich von mir nicht behaupten) zu unterstützen, dass sie gesehen werden.

Es ist ja schwer in offiziellen Galerien oder Messen auszustellen. Man lernt im Studium auch nicht unbedingt wie man sich verkauft. Es wäre schön, wenn es mehr solche Möglichkeiten europaweit gäbe und vor allem, dass man leichter Zugang zu diesen Möglichkeiten hat.

Haben sie schon einmal gedacht, den Pinsel an den Nagel zu hängen? Und falls ja, wie motivieren sie sich in solchen Phasen selbst?

Ich denke eher daran, meine berufliche Tätigkeit an den Nagel zu hängen um mehr Zeit zum Malen zu haben. Natürlich gibt es auch Zeiten, wo ich den Pinsel zur Seite lege, ich brauche ja auch Zeit um wieder Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen.

Es passiert dann schon, dass ich mal eine Nacht nicht schlafe, weil mich ein bestimmtes Bild im Kopf beschäftigt. Ich hab zwar eine schlaflose Nacht, aber es motiviert mich, mich nächsten Tag wieder zur Staffelei zu setzen.

Stellen sie sich vor, wir wären ein großes Magazin- die New York Times, oder Ähnliches. Was würden sie der Welt gerne noch sagen?

Sag trotzdem „JA“ zum Leben, egal in welcher Situation du bist. Es geht um deine Einstellung zur Situation. Wenn ich krank im Bett liege, habe ich Bilder im Kopf, die ich dann später hoffentlich wieder auf die Leinwand bringen kann. Wenn nicht, stell ich mir das Leben so vor, wie es mir gefällt.

Weitere Informationen

Mehr über die Künstlerin: www.karins-malwerkstatt.at

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