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Millerntor Gallery und Co...
Kunst für den guten Zweck! – Aber auf wessen Kosten?

Kunst für den guten Zweck Millerntor Gallery Ausstellung Kunst Geld verdienen

Kunst für den guten Zweck! – Aber auf wessen Kosten? Kaum eine Galerie, die heute nicht damit wirbt, dass sie
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"Jedes wahre Kunstwerk offenbart ein Stück der Seele seines Schöpfers." - Erich Limpach

Kunst für den guten Zweck! – Aber auf wessen Kosten?

Kaum eine Galerie, die heute nicht damit wirbt, dass sie Kunst für den guten Zweck verkauft oder zu mindestens anteilig etwas von den Einnahmen für wohltätige Zwecke spendet. Die Idee und das Konzept dahinter sind lobenswert, allerdings muss es für alle Beteiligten fair und tragbar sein. Schwarze Schafe, die sich mit fremden Federn schmücken, schaden der gesamten Kunst- und Kulturbranche. Immer öfter treten Künstler an uns heran und gewähren uns Einblicke hinter die Kulissen. Die Galerieverträge oder Abrechnungen sind  SKANDALÖS.

Wie fair sind die Spendenkonzepte wirklich?

Doch Galerien nutzen oftmals die Gutmütigkeit der Künstler aus. Wir finden das Künstler eine angemessene Vergütung für ihre Arbeit verdienen und wollen helfen, dass sie diese auch erhalten. Vielleicht können wir auch das Selbstbewusstsein stärken, um auch mal zu einer Galerie NEIN! zu sagen. Galerien und Künstler sollten im Optimalfall auf Augenhöhe arbeiten, es darf kein Abhängigkeitsverhältnis entstehen. Keine Künstler ohne Galerie, aber eben auch keine Galerie ohne Künstler!

Wir wollen Galerien dazu animieren, ihre Arbeitsweise zu überdenken und Künstler schützen und fördern. Kreative Köpfe freuen sich immer über Ausstellungsmöglichkeiten und haben dabei häufig einen Hang zum sozialen.

In der Hamburger Millerntor Gallery beispielsweise war es 2015 – und mit großer Wahrscheinlichkeit auch danach – üblich, dass Künstler 70% ihrer Einnahmen aus dem Ausstellungsverkauf spenden. Das wurde vertraglich festgehalten – super? Super wäre wenn die Galerie ihren Anteil von 40% spendet, da der Künstler schon die Kosten für die Ausstellung trägt, die meist höher als die 30% sind, die er behalten darf.

In einzelnen Fällen wurden Gerüchte zu folgen sogar noch höhere Spenden vereinbart, da von den Veranstaltern ein passiver Druck, fast schon eine Abneigung zu spüren gewesen sein soll, wenn man „nur“ 70% spendete. Warum nicht mehr? Warum nicht 100%? – Nun ja, weil Künstler auch noch leben müssen! Vielleicht deshalb?

Gutmütigkeit nicht ausnutzen!

Generell sollte es so sein, dass der, der gerne Geld spenden möchte, das auch tun soll, aber es nicht von Dritten verlangen darf. Will die Millerntor Gallery spenden, soll sie IHRE Einnahmen, also den üblichen Gallereianteil von 40 %, spenden und es den Künstlern offenlassen, ob sie es sich überhaupt leisten können, ihr Einkommen zu spenden oder ob sie den guten Zweck in der Hinsicht unterstützen, dass die Besucher 10,.- bei der Millerntor Gallery Eintritt zahlen, um die Werke ansehen zu können.

Eine Abrechnung einer Künstlerin über 70% liegt uns vor. Nicht zum ersten Mal, denn es ist keine Seltenheit und die Millerntor Gallery kein Einzelfall. Zu mindestens steckt die Millerntor Gallery sich das Geld nicht komplett in die eigene Tasche. Aus Datenschutzgründen und um niemanden in die Bredouille zu bringen, veröffentlichen wir diese vorerst nicht. Aber wir arbeiten aber einmal mit den Zahlen: 4 Kunstwerke a 250€ wurden verkauft – von dieser 1000€ Summe wurden rund  700€ als Spende abgezogen. Macht 300€ zuzüglich Mehrwertsteuer von 7% bleiben 321€ in der Endsumme für den Künstler. 321€ von denen noch die Einkommenssteuer abgeht, die Künstlersozialkasse gezahlt werden muss und das als Entlohnung für 2 Wochen Vorbereitungszeit inklusive der Arbeitszeit beim Entstehungsprozess der Werke. Dabei hat der Künster schon die Kosten für die Produktion zu tragen, in diesem Fall abgerundet 1.700€ netto.

Mut zum umdenken…

Es ist schön, wenn eine Galerie viel spendet. Aber nicht, wenn die beteiligten Künstler darunter leiden, denn schließlich gibt es auch für die Künstler keine Verkaufsgarantie nur weil sie in einer namhaften Galerie ausstellen. Selbst schuld, wenn die Künstler da mit machen? – Es ist keine Frage der „Schuld“, sondern eine Frage wie man die Situation zum Wohle aller Beteiligten besser machen kann. Denn selbst wenn Künstler und Galerien sich an diesen traurigen Standard gewöhnt haben, ist es vielleicht an der Zeit umzudenken.

Dass die Millerntor Gallery in den Medien gerne stolz erzählt, wie viel sie für Projekte wie Viva Con Aqua und Co. spendet, ist schön und gut – aber auf wessen Kosten? Genaugenommen war es nicht die Millerntor Gallery die 2015 oder bei folgenden Ausstellungen spendete. Die Vermutung liegt nämlich nahe, dass die Viva con Aqua Mitarbeiter, die die Millerntor Gallery auf die Beine stellen, ihr Gehalt nicht zu 70% spenden, wie sie es von den Künstlern und Künstlerinnen erwarten. Es sind die Künstler, die spenden. Die Künstler arbeiten und die Gallery streicht den Ruhm und die Lorbeeren ein. Es gibt unserer Recherche nach nicht einmal einen öffentlichen Einblick, welcher Künstler anteilig wie viel gespendet hat, oder überhaupt eine Nennung der Künstler die viel Liebe, Zeit und Geld dafür aufgewendet haben, das Projekt möglich zu machen.

Beispielsweise ist es nicht möglich nach zu sehen, wer die letzten Jahre beteiligt gewesen ist. Es heißt die Millerntor Gallery spendet Betrag XY – Dabei hat die Hamburger Galerie anscheinend selbst nicht 1€ on top gelegt. So stellt es sich für uns so dar, als ob die Millerntor Gallery die Einnahmen der Künstler in ihren eigenem Interesse weitergeschoben hat.

Verantwortung auf beiden Seiten

Gut, natürlich kann man sagen, es gibt Verträge und die Künstler sind erwachsene Menschen, schließlich wissen sie, worauf sie sich einlassen. Allerdings gibt es grade in Städten wie Hamburg immer eine Knappheit an Ausstellungsmöglichkeiten für Künstler. Während die verantwortlichen Galeristen sich dicke Beträge auszahlen und in den Medien immer wieder betonen, wie viel Sie spenden – stößt es vielen Künstlern sauer auf. Zu Recht!

Grade wenn wir dann noch hören, wie lieblos mit den Kunstwerken umgegangen wurde. Beschädigung durch Unachtsamkeit inklusive. Es weckt den Eindruck, dass es hier im Vordergrund steht, medienwirksam Spenden zu erwirtschaften, ohne sich eigentlich für die Künstler und die Kunstwerke zu interessieren – Hauptsache man verkauft im Namen der Galerie. So berichteten uns Teilnehmer, dass ihre Werke am Ende der Ausstellung ohne Rücksprache abgehangen wurden und sie diese dann unverpackt auf einem Haufen liegend fanden. Die Kunstwerke waren dadurch unnötigerweise beschädigt worden. In einem Fall ist uns bekannt, dass die Galerie für den Schaden zwar aufkam, aber erst nach einem längeren „Kampf“. Eine gute Galerie verhindert Schäden an Kunstwerken um jeden Preis.

Wenn eine Galerie in eigener Sache öffentlich die Werbetrommel rührt, wie viel sie spendet, sollte der Endverbraucher die Möglichkeit haben, nachvollziehen zu können, woher und wie diese Spenden zustande kamen. Spendet die Galerie wirklich, also fairerweise ihre eigenen Einnahmen oder werden die Künstler einfach nur geschröpft? Es stellt ein komplett falsches Bild dar, wenn die Kernaussage am Ende ist, Künstler können ohne Probleme 70% ihrer Einnahmen spenden – schließlich verdienen Sie ja eh genug. Ist ja  auch keine große Arbeit, ein paar Wochen mit teurem Equipment durch die Landschaft fahren und Fotos machen, kann doch jeder oder? Bisschen Farbe auf die Leinwand klecksen und gut ist – 70% davon spenden wir – irgendein Trottel wird es schon kaufen!

Schutz für Künstler und un(ter)bezahlte Arbeitskräfte

NEIN! Der Künstler steckt Herz, Liebe und Zeit in die Werke und darf Selbiges auch von einer Galerie erwarten. Von der Idee bis zur Umsetzung, ist es ein Schaffensprozess, in dem der Künstler finanziell abgesichert sein möchte. Kein Supermarkt kommt auf die Idee, zu sagen: „Wir spenden jetzt 70% der Einnahmen von den Produkten unserer Händler“. Weil kein Partner und Lieferanten das mit machen würde, ja, sie den Supermarkt für komplett verrückt erklären würden – Warum ist es aber in der Kunstszene „normal“?

Als ebenso „normal“ haben sich unbezahlte Praktika in großen Galerien durchgesetzt. Während die Galerien Spenden für wohltätige Zwecke von Künstlern eintreiben, hören wir von Mitarbeitern häufig, dass diese ohne finanzielle Entschädigung an dem Projekt gearbeitet haben. So auch bei der Millerntor Gallery. Um das überhaupt leisten zu können, müssen die Mitarbeiter / Praktikanten sogar noch ihre eigenen finanziellen Reserven verbrauchen, um am Ende in den Medien zu lesen: Die Galerie XY spendete Tausende Euros für Projekt YXZ. Wobei die oberen Verantwortlichen keine finanziellen Einbußen zu verzeichnen hatten bzw. haben.

Wir raten allen Künstlern, zu überdenken, wo sie ausstellen und ob es nicht bessere Möglichkeiten gibt. Denn die Verantwortung liegt auch in ihren Händen, diesen „Normalzustand“ zu ändern – In ihrem eigenem Interesse.

Wir schießen uns mit diesem Beitrag nicht auf die Millerntor Gallery ein. Aber in diesem Fall haben sich die Beschwerden summiert. Wenn die Millerntor Gallery es wünscht, bekommt sie gerne die Möglichkeit, sich zu den Anschuldigungen zu äußern oder Stellung zu beziehen. Wir wünschen uns vor allem Transparenz. Wie viel die Betreiber tatsächlich aus der eigenen Tasche gespendet haben und wie viel die Künstler und Künstlerinnen, um unsere Zweifel und die der Leser zu beseitigen.

Wir haben Ideen und Lösungsansätze:

1.) Prozentual am Umsatz die Spenden zu errechnen:
Bei 1000€ Einnahmen spendet man X, bei 5000€ Einnahmen XY, bei 500.000€ XYZ und so weiter. 70% der Einnahmen zu spenden, ohne vorher zu wissen, was eingenommen wird, schadet den meisten Künstlern. Professionelle Künstler verdienen mit ihrer Arbeit ihren Lebensunterhalt. Sie sind oftmals darauf angewiesen, den üblichen Anteil von 60% zu behalten, nur leider bekommen sie dann eben einfach keine Ausstellungsfläche. Sie entscheiden sich also für die Ausstellung und zeitgleich zwangsläufig für eine schwierige Existenzielle Situation. Die, die oftmals zu der untersten Einkommensschicht gehören, sollen dieses geringe Einkommen auch noch spenden. Unser großer Wunsch ist es, hier bei den Galerien eine Veränderung im Grunddenken zu bewirken! Künstler stehen ohne jede Lobby da. Sie haben keine Gewerkschaft, sie sind oftmals unsichtbar und trotzdem konsumieren wir ihre Arbeit fast täglich. Nichtmals auf eine Namensnennung kann sich der Künstler / die Künstlerin verlassen und kämpft so am Ende alleine für seine Rechte.

2.) Beteiligung der Galerie:
Wenn eine Galerie sagt, dass sie spendet, sollte sie auch selbst spenden und nicht nur die Einnahmen eines Künstlers weiterleiten.

3.) Freiwillig!
Einige Künstler sind finanziell breiter aufgestellt als andere. Garantiert gibt es auch Künstler, die in 100% des Erlöses ihrer Werke spenden können und wollen, dieses darf aber nicht verpflichtend für alle Teilnehmer als Rahmenbedingung gestellt werden. Spenden sollten generell immer freiwillig stattfinden.

4.) Transparent für die Öffentlichkeit:
Wenn Künstler spenden, wäre es wünschenswert, eine Liste zu veröffentlichen, aus der entnommen werden kann, welcher Künstler wie viel gespendet hat. Es ist Publicity und Marketing in eigener Sache, wenn eine Galerie sagt, sie habe gespendet, dabei spendeten die Künstler und Künstlerinnen. Die die am wenigsten haben, spenden und die Galerie schmückt sich mit den Lorbeeren und dem sozialen Image.

5.) Dies ist kein Lösungsvorschlag, sondern eine knallharte Forderung! Wir erwarten einen respektvoller Umgang mit den Künstlern und Kunstwerken vor, während und auch nach einer Ausstellung!

Weitere Informationen

Künstler die auf der Suche nach Ausstellungsmöglichkeiten, Galerien oder ähnlichem Support sind, können sich gerne an uns wenden: Künstler Support in Deutschland

Wenn Sie gute oder schlechte Erfahrungen mit Galerien gemacht haben, lassen Sie unsere Leser daran teilhaben:
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