Image Washing? – Airbnb und die Berlinische Galerie hart in der Kritik
Seit ein paar Wochen bewirbt Airbnb eine „unvergessliche Entdeckung im Herzen von Kreuzberg“. Auf Airbnb kann man nun eine 90-Minütige Führung mit einer Kunsthistorikerin buchen. Für 15€ bekommt man einen besonderen Einblick in die Sammlung der Berlinischen Galerie, erfährt die Geschichte hinter den Kunstwerken und lernt die Architektur der Umgebung mit kleinen Geheimtipps kennen. Im Preis inbegriffen sind am Ende der Tour ein Getränk im Café Dix und ein Tagesticket für die Berlinische Galerie, mit dem an diesem Tag auch alle weiteren Ausstellung angeschaut werden können.
Zusätzlich gibt es ermäßigten Eintritt im Jüdischen Museum Berlin, welches nur knapp 5 Gehminuten entfernt liegt. Die Führung sollen in Gruppen von maximal 10 Personen stattfinden und die „Gastgeberin“ verspricht die Corona-Regeln einzuhalten. Klingt also eigentlich nach einem sehr fairen Angebot und nach Abwechslung im stressigen Alltag. Trotzdem kommt die Zusammenarbeit zwischen Airbnb und der Berlinische Galerie bei der breiten Masse gar nicht gut an.
Image Washing?
In den Kommentaren unter dem Beitrag von Airbnb weht ein rauer Wind. Airbnb steht seit Längerem besonders in Großstädten durch den steigenden Wohnungsmangel hart in der Kritik. Ein Facebook-User schreibt zum Beispiel: „Airbnb zerstört die urbane Mietstruktur der Städte von Berlin bis Lissabon und von Sydney bis Kalifornien. Darüber sind es Steuervermeider par excellence“. Eine andere Userin schreibt: „Am meisten bin ich darüber entsetzt, dass die Berlinische Galerie davon ausgeht, dass das als eine gute Sache empfunden wird, mit Airbnb zu kooperieren“. Andere wiederum stellen die Richtigkeit solcher Veranstaltungen in Zeiten von Corona in Frage. “ Zeigt mal etwas Verantwortung in diesen Zeiten, da muss euer Profit mal etwas zurückstehen.“ Der Kommentar mit den meisten „Gefällt mir“ ist kurz und schmerzlos: „peinliches Artwashing“.
Artwashing
Peter Nowak hat den Zusammenhang von Kunst und Gentrifizierung in einem Beitrag verarbeitet.
„Bei Stadtteilinitiativen in den USA ist Artwashing ein wichtiger Begriff im Kampf gegen die Aufwertung von Stadtteilen. Er besagt, dass die Existenz von Galerien und Kulturräumen in einem Stadtteil zur Aufwertung und damit zur Verdrängung von einkommensschwachen Bewohner*innen führt.“
https://www.freitag.de/autoren/peter-nowak/
Fazit: Wir freuen uns, wenn Kunst neue Wege geht und versucht, auf neuen Ebenen Anklang zu finden, wir finden es aber nicht schön, wenn es nur geschieht, um seinen Namen reinzuwaschen und/oder im Endeffekt anderen Menschen schadet. Ob das bei Airbnb und der Berlinische Galerie nun der Fall ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Weitere Informationen
Weitere Informationen über die Kooperation gibt es hier: https://www.airbnb.de/experiences/2027809
Mehr Informationen über die Berlinischere Galerie finden Sie hier: https://berlinischegalerie.de/
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