Gelegentlich widmen wir ARTTRADO nicht nur Maler*innen, Bildhauer*innen oder Performance-Künstler*innen, sondern eben auch der Kunst des Schreibens. Autoren fallen definitiv unter die Rubrik Künstler, nur das sie Bilder nicht mit Farben, sondern mit Worten malen. Diese Bilder entstehen dann eben nicht auf Leinwand, sondern in unseren Köpfen....
Buchempfehlung: – ALLERSEELE von Stefan Müller
Wenn ein Werk mich positiv beeinflusst, mich zum Nachdenken animiert oder anderweitig Spuren hinterlassen hat, teile ich es im Rahmen meiner Möglichkeiten auch hier mit unseren Lesern. Mir persönlich ist es wichtig, auch mal ein Buch aus einer anderen Sparte als die „klassische Kunstlektüre“ zu lesen. Meine letzte Buchrezension finden Sie hier: Leser sprechen über den Roman „Das Lächeln am Rand der Welt“ von Knud Hammerschmidt
Stefan Müller
Das Müller zu meinen Lieblingsautoren zählt, ist spätestens seit der Rezension zur „Pimmelburg“ kein Geheimnis mehr. Allerdings gibt es viele Schriftsteller, die ein gutes Buch geschrieben haben und dann in der Versenkung verschwunden sind – deshalb habe ich mir zur Sicherheit noch ein weiteres Werk von Müller geschnappt und mich mit „Allerseele“ auseinander gesetzt.
Was eigentlich noch lächerlicher ist, als sich über die Mona Lisa zu unterhalten – denn das Müller keine Eintagsfliege ist, hat er als Teil „der Antagonisten“ eckermann & müller, bereits ein Vierteljahrhundert unter Beweis gestellt. Mal Show, mal Fiktion, mal Comedy, mal Konzept, mal Sendebuch, mal Punch-up. Mal einzeln, mal als Team oder in Kooperationen mit anderen erfahrenen Co-Autoren.
„Heute-Show“, „Supertalent“, „Die Goldene Kamera 2017“ , die Liste der Referenzen ist lang, wer einen Nachweis benötigt, findet diesen hier: Referenzen – antagonisten
Aber darum geht es jetzt gar nicht, jetzt geht es erstmal nur um „Allerseele“.
ALLERSEELE von Stefan Müller
Allerseele erschien im Oktober 2020 über den „Tredition“-Verlag. Softcover, 332 Seiten, 353 Gramm – ISBN: 9783347087293. Ein kleiner Fakt am Rande; Allerseelen – am 2. November ist ein Kirchlicher-Feiertag, kein gesetzlicher und kein relevanter, aber es triggert mich ungemein, das Veröffentlichungsdatum und der Namensvetter-Feiertag nicht übereinstimmend sind, könnte daran liegen – dass das Buch absolut nichts mit der Kirche zu tun hat, aber egal.
Kommen wir zum Inhalt – vor ab eine kleine Triggerwarnung. Das Buch selbst enthält zwar keine – ist eigentlich auch nicht nötig, aber ich für meinen Teil wollte das Buch nutzen, um mich von einem Wildunfall, in den ich wenige Stunden bevor ich anfing zu lesen verwickelt war, abzulenken. Bereits auf den ersten Seiten wurde mir klar, war eine scheiß Idee – liegt aber nicht am Buch, liegt an mir – und an rücksichtslosen Autofahrern, die nicht anhalten, wenn man im dunkeln auf einer Bundesstraße ein Warndreieck aufstellen möchte und dann Fahrerflucht begehen, nach dem sie über ein Tier brettern, ohne zu bremsen….aber ich möchte nicht abschweifen,
Also, wenn Sie in den letzten Tagen nicht mit 120km/h gegen ein Reh gedonnert sind, ignorieren Sie meine vorsorgliche Triggerwarnung einfach – falls doch, warten Sie mit dem lesen lieber, bis Sie die Halskrause entfernen dürfen – aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben, den lesen sollten Sie „Allerseele“ auf jeden Fall!
Allerseele – Beschreibung
Aber was versteckt sich hinter dem kurzen und viel Freiraum für Interpretationen lassenden Titel? Ich mache es kurz und füge die Beschreibung zum Buch von autorenwelt.de ein! (Bei Verkäufen über die Webseite, verdienen Autoren übrigens doppelt – ohne das der Endverbraucher mehr zahlt, aber das nur am Rande.)
„Allerseele“: ein dramatischer Abenteuer-Trip an die Ränder der Realität – und weit darüber hinaus »Wenn der Tod der Bruder des Schlafs ist, dann ist das Koma seine grausame Schwester. Wer gegen sie antritt, braucht drei Dinge: Hoffnung, Geduld und Magie.« Wie soll man um seine Liebe kämpfen, wenn der Gegner das Koma ist? Nur wenn man bereit ist, Verbündete an seine Seite zu holen aus einer Welt, für die es keinerlei Beweise gibt!
Ein mitreißender Roman, der der Hoffnung auf das Leben und dem Kampf um die Liebe ein Denkmal setzt. Marten ist verzweifelt. Nach einem Unfall liegt seine große Liebe Marnie auf der Intensivstation. Ihr Koma ist so tief, dass alle Versuche scheitern, sie daraus hervorzulocken. Auch Marnies Lippenstift Schoko, Taucheruhr Spyder, Bademantel Pleasure und die mysteriöse Schlangenledertasche Diva trauern um Marnie, die sie mit ihrer Liebe beseelt hat.
Sie bilden ein zu allem bereites Rettungsteam, das sich auf die Suche nach Marnies verschollener Seele macht. Doch ihr Versuch scheitert dramatisch, denn das Trauma, das die Seele im Koma hält, reicht tief zurück in Marnies Vergangenheit. Erst als es Diva gelingt, Martens allzumenschliche Glaubensgrenzen auszuhebeln und ihn ins Team zu holen, kämpfen alle gemeinsam gegen die lähmende Kraft der Erinnerung.
Die Leser*innen werden durch den magischen Realismus dieses Romans in eine Welt entführt, die allein aus Liebe entstanden ist. Denn Marnies Liebe hat nicht nur ihren Freund Marten zu einem anderen Menschen gemacht. Sie hat auch alle bedeutenden Gegenstände in ihrem Alltag zum Leben erweckt: die mysteriöse Ex-Schlange und Handtasche Diva, den preußischen Tauchcomputer Spyder, den sensiblen Bademantel Pleasure, den eifersüchtigen Lippenstift Schoko – und Mensch Marten. Das Team könnte nicht unterschiedlicher sein – doch jetzt müssen alle zusammenhalten. Denn Marnie liegt nach einem Unfall im Koma, ihre Seele ist verschollen, und die Beseelten spüren, wie ihre Lebenskraft versiegt.
Inhalt
Die Handlung startet mit einem traumatischen Erlebnis der Roman-Figur Marten. Harter Tobak. Mit unvorhersehbarer Handlung und definitiv keine Einleitung, die man bei diesem Titel erwartet.
Aber wer die knallharten ersten Seiten übers Herz bringt, wird mit einer tiefgründigen, humorvollen Geschichte belohnt. Gut; eine Koma-Patientin im Krankenhaus ist natürlich nicht lustig, aber die Kurve bzw. Überleitung zu einer wunderschönen Geschichte, die sich mit dem Überwinden von Ängsten und Schwächen beschäftigt, ist ganz großes Kino!
Ebenso hat die Probanden- / Figurenzusammensetzung Leinwandpotenzial. Alltagsgegenstände, die durch die Liebe eine Seele erhalten. Der Autor erschafft phantasievolle Charaktere, die komisch und umwerfend pointiert interagieren und handeln.
Dumbledore stirbt. Oh, Spoilerwarnung. Die letzte Chance, das Buch zu kaufen und sich überraschen zu lassen – den jetzt wollen wir noch ein wenig tiefer auf den Inhalt eingehen, jedoch ohne dabei etwas aus dem Inhalt wiederzugeben, denn das wäre öffentliche Zugänglichmachung und das ist laut Bucheinband verboten.
Am besten lesen es einfach selbst. Im ernst, warum lesen Sie diese Buchrezension? – anstatt sich die Zeit zu sparen, „Allerseele“ zu bestellen und sich dann vom überarbeiteten Paketboten überraschen zu lassen?
Vorfreude ist doch die schönste Freude! – Sie hassen warten? – Kein Problem, Allerseele gibt es auch als E-Book! Aber das kann man allerdings nicht in sein Buchregal stellen und de facto seinen Besuch nicht durch ein vorzügliches Literatur-Portfolio beeindrucken.
Sie sind immer noch nicht überzeugt? Dann finden Sie hier eine richtige Rezension zum Buch: https://www.powerschnute.de/2021/09/13/mueller-allerseele/
Fazit
Humor zählt auch – vielleicht sogar ganz besonders – in den dunklen Momenten des Lebens. Würde man mich nach dem Genre fragen, ich hätte keine Ahnung, wo sich „Allerseele“ am besten einordnen ließe. Denn mir würde kein ähnliches Werk einfallen, vielleicht bin ich nicht belesen genug – vielleicht hat Müller aber hier auch mit seinem Schreibstil ein ganz eigenes Literaturuniversum eröffnet.
Wieder einmal muss ich festhalten, dass es sich lohnt, auch Büchern eine Chance zu geben, die eventuell nicht zu dem Lieblingsgenre gehören oder das Cover Augenreizungen verursacht – aber wie heißt es so schön; Don’t judge a book by its cover.
Welches übrigens an Werke des französischen Malers und Grafiker Vasarely erinnert. Okay, eigentlich hat das Cover mich zu erst an einen anderen Künstler erinnert, aber ich komme beim besten Willen nicht mehr drauf. Der Kunsthistoriker und Comedian Jakob Schwerdtfeger hat mich darauf hingewiesen, dass es Vasarely sein könnte, vielleicht war es Vasarely. Wenn es mir wieder einfällt und ich mir sicher bin, werde ich es hier ergänzen.
Vielleicht lesen Sie ja erst einmal das Buch, um die Wartezeit zu überbrücken.
Weitere Informationen
Mehr über den Autor Stefan Müller: https://antagonisten.de/
Das nächste Buch kommt garantiert! – Wer kein Release verpassen möchte: @muellerautor
Der Verlag: https://tredition.de/
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