In 7 Tagen zum Starkurator: Aber…was ist eigentlich ein Starkurator?
Seit 2017 ist ARTTRADO nun Online und wir durften in den vergangenen 3 Jahren die ein oder andere Ausstellung begleiten und den ein oder anderen Künstler kennenlernen. 2020 krachte dann Corona in die Kunstwelt und crashte die Veranstaltungsbranche. Den vergangenen Lockdown haben wir genutzt um unsere Erlebnisse und Erfahrungen etwas festzuhalten. Zwischen den Terminen die nicht abgesagt wurden, Existenzängsten und Burnout hatten wir die Zeit etwas zu schreiben. In der Krise schreibt es sich bekanntlich am besten. Vielleicht entstand die Idee für ein Buch mit dem Titel „In 7 Tagen zum Starkurator“ auch als eine Art Selbsttherapie. Das ganze wird irgendwann auch als gebundenes Werk erscheinen. Bis dahin werden wir den ein oder anderen Einblick hier gewähren. Das ganze ist natürlich nicht allzu ernst zu nehmen, niemand soll sich auf die Füße getreten fühlen. Natürlich nicht. ABER selbst in jeder Lüge steckt ein Körnchen Wirr…äh…Wahrheit.
Was ist eigentlich ein Kurator?
Googelt man „was ist ein Kurator“ erhält man knapp 1.450.000 Ergebnisse. Ich vermute, selbst wenn man alle Beiträge lesen würde, hätte man immer noch keine Ahnung, was ein Kurator eigentlich so 100-Prozent genau macht. Bei Wikipedia finden wir den Satz: „Das Wort Kurator stammt ab vom lateinischen Wort curator („Pfleger“, „Vertreter“ oder „Vormund“) sowie von curare („Sorge tragen“, „sorgen um“).“ Wir können zu mindestens sagen, das dass stimmt. Kuratoren tragen Sorgen, diese aber nicht nach Außen. Ansonsten sind die Tätigkeitsfelder und Arbeitsbereiche und Einsatzorte so vielseitig, das es schwer ist, zu pauschalisieren. Kurz und Knapp gesagt, Kuratoren wachen und pflegen Kunstsammlungen, Museen, Ausstellungen und sind das Mastermind hinter den Kulissen der Kunstwelt. Sie arbeiten gerne ungestört und im verborgenem. Ein Grund mehr für uns das ganze mal zu durchleuchten. Hinterher werden Sie noch weniger verstehen als vorher. Probieren Sie es aus.
Kurator ist keine geschützte Berufsbezeichnung oder wie es der Kunsthistoriker Michael Glasmeier eleganter verpackt: „Kurator ist wie Fußpfleger kein anerkannter Beruf“. Trotzdem wird von Kuratoren meist erwartet, dass sie ein abgeschlossenes Studium vorweisen können, am besten sogar ein Masterabschluss. Sie sollen und müssen immer auf dem neusten Stand der Kunstwelt sein. Langjährige Erfahrungen mitzubringen gilt als selbstverständlich. Nach ihrem Abitur, Studium, diversen Praktika, Fort und Weiterbildungen sind Sie mit circa 70. Jahren ausgelernt und können ihre Karriere bei einem Namenhaften Arbeitgeber starten. Um organisatorisch nicht unterzugehen, müssen Sie wie die Manager einer Firma immer Up2date sein. Schlaf ist ein Fremdwort. Sie sind Meister der Improvisation. Frei und Offen sprechen können, auch vor größeren Menschenmengen ist eine Grundvoraussetzung. Elegantes und gepflegtes Auftreten von Haus aus optimal, kann aber auch im laufe der Karriere erlernt werden. Aber dazu später mehr. Ein reißerischer Lebenslauf hilft bei der Vermarktung. Im Optimalfall schreibt der Kurator nebenbei noch Bücher, ist zu Gast in Talkshows, reitet Oberkörperfrei auf einem Bären oder fliegt zum Mond. Alles an einem Tag versteht sich. Zeit ist Geld.
Sie haben immer noch keine Ahnung was ein Kurator jetzt eigentlich genau macht? Super. Kuratoren selbst häufig auch nicht, auch wenn Sie es natürlich anders nach außen tragen. Kuratoren sind selbstbewusst. Kuratoren tragen Gerüchten zufolge auch ein Gen in sich, was sie dazu zwingt immer nach mehr zu streben. Höher. Weiter. Größer. Planlos geht der Plan los. Im Prinzip ist jeder Kurator grade auf dem Weg zum Starkurator. Vielleicht haben Sie schon einmal den Satz gehört: „Jeder Kurator ist nur eine Ausstellung vom Starkurator entfernt“.
In 7 Tagen zum Starkurator
Jeder Mensch der also bereits Kurator ist wird es mit dem kommenden Buch schaffen in 7 Tagen zum Starkurator aufzusteigen. Dafür übernehme ich aber selbstverständlich keine Haftung. Nehmen Sie bitte nicht alles so ernst, was Sie im Internet lesen. Das sagte schließlich schon Sokrates. Was ich Ihnen aber zu 100% verspreche, ist das, dass Lesen des Buches oder einzelner Kapitel Sie zu mindestens nicht daran hindern wird, Starkurator zu werden. Also was haben Sie zu verlieren?
Bevor wir Sie allerdings zu einem Starkurator machen (und nebenbei mit einem Auge weinend und mit dem anderen lachend über Erfahrungen aus der Kunstwelt berichten) beginnen wir mit der ersten Frage aus dem Buch nach der Inhaltsangabe.
What the Kuckuck ist ein Starkurator?
Starkurator? Nein, ich habe mir das Wort nicht ausgedacht. Googelt man das Wort „Starkurator“ gibt es immerhin über 3.000 Ergebnisse.
Auf dem Weg zum Starkurator ist es das Wichtigste, erst einmal zu verstehen, was ein Starkurator eigentlich genau ist. Wie Sie es werden, klären wir beim nächsten Mal! Beginnen wir erst mal ganz vorne. Die Definition eines Starkurators: Im Volksmund versteht man unter einem Starkurator eigentlich einen „normalen“ Kurator, der es geschafft hat, sich von der breiten Masse der Kuratoren abzuheben. Gar nicht so leicht.
Schließlich gibt es da draußen kaum einen Menschen, der noch keine eigene relevante Ausstellung ins Leben gerufen hat oder zu mindestens als Co-Kurator irgendwo in den Kredits einer Dorfausstellung auftaucht. Der Starkurator lebt mit einer leicht narzisstischen Neurose stets in der Angst, in Vergessenheit zu geraten. Bei der Masse an Ausstellungen ist dies aber auch nicht verwunderlich. Im Jahr 2015 gab es rund 470 bekannte Ausstellungshäuser, in denen knapp 1830 Ausstellungen gezeigt wurden. Wer jetzt denkt, ach, das geht ja noch, liegt falsch, da es sich hierbei nur um die sogenannten Dauerausstellungen handelt. Nur die Namhaften versteht sich. Die Big Player. Die Spitze des Eisbergs. Die Spitze, die Sie erklimmen möchten. Diese ist in den vergangenen 5 Jahren im Gegensatz zu den realen Polkappen nicht geschmolzen. Ganz im Gegenteil. Sie Wächst. Vielleicht auch deshalb, weil es an der Spitze verdammt kalt ist. Auf vielen Ebenen gesehen. Die Gesamtanzahl der Ausstellungen aller kleinen und kleinerer Hallen, Garagen, Felder und Wiesen lässt sich nicht genau festlegen, mit einer kleinen seriösen, Rechenschätzung kommen wir aber auf die realistische Zahl von einer Milliarde Ausstellungen im Jahr. Allein in Deutschland.
Ein Starkurator muss es dementsprechend schaffen, sich auf dem schnelllebigen Kunst- und Veranstaltungsmarkt immer über Wasser zu halten. Auch in Zeiten von Corona, Krieg oder Beulenpest. Wächst der Kunstmarkt dann wächst der Starkurator. Fällt der Kunstmarkt dann, …Schwachsinn der Kunstmarkt fällt nicht! Dafür wird der Starkurator höchstpersönlich sorgen. Koste es, was es wolle. Meist Blut, Schweiß und Tränen. Im Optimalfall nicht die Eigenen.
Ein Starkurator arbeitet selbstverständlich nur mit den Stars und Sternchen der Kunstwelt zusammen. Die besten Künstler der Welt sind grade einmal gut genug, um von Ihnen auserwählt zu werden. Neben einem Prominentenumfeld benötigt der Starkurator noch einige weitere bescheidene Charaktereigenschaften. Diese lassen sich im Wesentlichen auf die drei wichtigsten runterbrechen. Macht, Gier und Skrupellosigkeit. Auch hierauf gehen wir im Laufe der weiteren Kapitel noch genauer ein.
Der Starkurator liebt Kameras und die Zusammenarbeit mit Medien. Nichts ist wichtiger und schöner als seinen eigenen Namen, den seiner Ausstellung oder den seines Auftraggebers auf den Titelseiten der großen Verlagshäuser zu sehen. Das ist das allgegenwärtige Ziel des Starkurators. Dafür wird im Ernstfall auch mal eine Menge Geld verbrannt, darüber müssen sie sich aber keine Gedanken machen, den in 9 von 10 Fällen gehört es nicht ihnen. Die Macht zu entscheiden, welche Kunst von welchem Künstler einer breiteren Masse präsentiert wird, bringt eine große Verantwortung mit sich. Es ist nicht leicht, immer die richtige Entscheidung zu treffen und deshalb sollte ein Starkurator nicht zulange über seine Entscheidungen nachdenken, am besten gar nicht. Auch um Gewissensbisse zu vermeiden. Im Zweifel des Falles beugt sich der Starkurator einfach dem Ruf des Geldes. Kunst kommt, Kunst geht. Geld bleibt. Nur ein blödes Vorurteil? Apropos.
Ein Starkurator weiß mit Vorurteilen umzugehen und ist ein kluges Köpfchen. So nimmt er der Konkurrenz schon im Vorfeld den Wind aus den Segeln und verkleinert seine Angriffsfläche beispielsweise in dem er rückgratslos seine eigene Meinung und Entscheidung nicht als seine ausgibt, sondern stets versichert, bescheiden im Namen und Interesse der Kunst zu handeln. Die Kunst ist alles. Kunst ist Gott. Der Starkurator sieht sich in der Kirche der Kreativen als Jesus.
Einen Starkurator als schlechten Menschen, der nur in seinem eigenen Interesse handelt zu bezeichnen, grenzt an Blasphemie. Der Starkurator ist durch und durch perfekt. Der Starkurator versteht sich darauf, seine Arbeit als wichtiger zu präsentieren als die Arbeiten seiner Künstler. Ob die Künstler tot oder lebendig sind, spielt dabei keine Rolle. Den wo wären die Künstler ohne ihn?
Ihn den Starkurator.
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