Wir berichteten jüngst über Transportmöglichkeiten von Kunst im „normalen Bereich“. Doch was für Herausforderungen begegnen uns pandemiebedingt bei dem Transport von Schwergewichten, wie Picasso, Banksy oder Basquiat? Wie geht die Branche mit den Herausforderungen um? Was bringen digitale Registrare? Und wie kann der „normale“ Kunsthandel außerhalb des Transportgeschäfts zwischen Museen von diesen Innovationen profitieren?
Inhalt
I. Auch während der Pandemie müssen Kunsttransporte begleitet werden
Während der COVID-19 Pandemie ist es weiterhin erforderlich größere Kunstsammlungen über den Planeten zu bewegen. Auch in Zeiten der Pandemie gilt: Das höchste Risiko für den Verlust oder die Beschädigung eines Objekts besteht während des Transports. Die höchste Verwundbarkeit tritt auf, wenn sich das Objekt in der Obhut, Verwahrung und Kontrolle von Unbekannten befindet.
Zum Beispiel könnte es erforderlich sein eine Sammlung aus einem Museum zum Eigentümer zurück oder zu dem nächsten Museum zu transportieren.
Leihgeschäfte und damit Transporte zu und zwischen Museen gehören daher auch während der Pandemie nicht zum Tagesgeschäft. Denn Museen rechnen damit, dass sie im Rahmen von Lockerungen wieder öffnen können. Wird beispielsweise ein Kunstwerk oder eine Sammlung von Museum A zu Museum B transportiert, schlägt die Stunde der Registrare.
II. Was macht ein Registrar?
Wir möchten im Folgenden zwei Arten von Registraren vorstellen: Der Transport-Registrar, oft auch nur als Courier bezeichnet und der Installations-Registrar vor Ort.
1. Der Registrar als „Book End Shipment” Courier
Der klassische Book End Shipment Kurier/Registrar übernimmt Elemente traditioneller Kurieraufgaben persönlich. Er ist unter anderen aus Versicherungsgründen im Museum, während des Transports und am Frachtterminal permanent anwesend. Er ist beim Entladen oder Laden von Kisten anwesend überwacht die Palettierung oder Depalettierung der Kisten oder das Laden / Entladen in Container.
Der Agent und der Kurier stehen in ständiger Kommunikation, bis das Flugzeug abfliegt oder der LKW beladen ist und unterwegs ist.
2. Der Installations-Registrar
Wie beim Transportregistrar, wenn ein Museum seine Mitarbeiter nicht entsenden kann und ein Kurier erlaubt ist, greift man traditionell gerne auf einen Vertragsregistrar zurück. Zu den Aufgaben gehört insbesondere die Überwachung des Auspackens / Verpackens, die Zustandsprüfung und Installation oder Deinstallation der Objekte.
III. Registrare vor pandemiebedingten Herausforderungen
Grundsätzlich bedienen sich Museen und größere Ausstellungen beim Transport von Kunst der Dienste von Registraren. Diese überwachen und begleiten den Transport permanent. In Zeiten der COVID-19 Pandemie ist ein solches Prozedere nur noch eingeschränkt möglich.
Kuriere fuhren früher mit auf den Lastwagen. Heute dürfen die Registrare aber nicht mehr in die Lastwagen. Teilweise versuchte man, die Transporte mit Folgeautos zu überwachen. Aber auch dabei besteht im Ernstfall ein zu enger Kontakt für zu lange Zeit.
IV. Die Lösung: Der „virtuelle“ Registrar
Um Reisebeschränkungen und plötzliche Änderungen der Quarantäneregeln zu überwinden, werden Kunstwerke, die normalerweise während des Transports von einem Spezialisten beaufsichtigt werden, stattdessen von „virtuellen Kurieren“ überwacht.
Die Reise von Gemälden wird unter mit Hilfe von umfassender digitaler Echtzeitkommunikation und elektronischen Geräten aus der Ferne verfolgt.
Im Zeitalter von „Zoom“ kann ein einziger virtueller Kurier die Deinstallation der Ausstellung überwachen und die Leihgaben über die beliebte Videokonferenz-App auf ihren Zustand überprüfen.
Ist es für einen menschlichen Kurier unmöglich sein, im Museum oder Lagerhaus anwesend zu sein, wird einfach ein Live-Stream errichtet.
Anstelle einer Person vor Ort, die in einem Hotel untergebracht werden möchte, benötigt man am Absende oder Bestimmungsort grundsätzlich nicht mehr als ein funktionierendes WLAN und ein IPad.
V. Vorteile
Durch diese digitale Überwachung können Fragen und Zweifel bezüglich Sicherung von Kisten und Paletten effektiv kommuniziert werden. Mit der Virtualisierung der Überwachung der Deinstallation, Installation und des Transports von Kunstwerken entstehen erhebliche Kostenvorteile. Mit einem guten Timing kann ein Registrar gleich mehrere Transporte gleichzeitig begleiten.
Das Ausleihen nur einer Arbeit aus den USA kann Kosten von bis zu 20.000 € verursachen: Business Class-Flugtickets, Hotelgebühren und Tagessätze.
Mit Apps wie articheck (https://www.articheck.com/virtual-courier/) und Parcelive (https://hanhaa.com/parcelive/) können diese traditionellen Kosten massiv reduziert werden.
Virtual Courier ist das weltweit erste Softwaresystem, das den Zustand vor, während und nach einem Umzug von Kunst an einem Ort aufzeichnet. Die Innovationen des „Virtual Courier“ von articheck sind intuitiv und kostengünstig. Virtual Courier ist ein projektbasiertes System, das Foto- und Videofunktionen, erweiterte Sicherheitsprotokolle und Tools für die sofortige Zusammenarbeit umfasst, auf die von überall auf der Welt zugegriffen werden kann. Die Verwendung wird aber empfohlen mit einem traditionellen Kurier, Buchstützenkurier oder vertrauenswürdigen Partnern. Völlig ersetzen möchte der virtual Courier von Articheck den klassichen Registrar wohl (noch) nicht.
Das bedeutet aber auch für Künstler unterhalb der „Blue Chip“-Grenze: Wem seine Kunst lieb ist, kann sie grundsätzlich kostengünstig tracken und begleiten lassen und das auch ohne physischen Kurier.
VI. Nachteile & Risiken von virtuellen Registraren
Problematisch könnte sein, dass in verschiedenen Häfen und Airports unterschiedliche Sicherheitsrichtlinien gelten. Das Filmen ist möglicherweise verboten. Daher geht der Transport mit Hilfe eines virtuellen Registrars mit einem erhöhten Kommunikationsaufwand einher. Gegebenenfalls erforderliche Genehmigungen müssen erst beantragt werden. Etwaige regionale Unterschiede bei den Sicherheitsvorkehrungen müssen recherchiert werden.
1. Abhängigkeit von WLAN und Batterie
Ein Risiko besteht bei längeren Transporten insoweit, dass eine permanent gute WLAN-Verbindung sehr wichtig ist. Ebenfalls kommt es entscheidend auf genügend Batterie an. Nichts wäre schlimmer als dass ein Signal oder die Batterie in einem kritischen Moment während eines stundenlangen Videoanrufs erlischt, genau in dem Moment wenn ein wertvolles Gemälde verladen wird.
Hierbei sei aber angemerkt, dass es mittlerweile auch Apps gibt, die auch bei fehlender WLAN Verbindung eine Dokumentation und Aufzeichnung von Verlade- und Transportvorgängen ermöglichen. Lediglich die Echtzeitüberwachung entfällt dann. Ein Upload ist aber im Nachhinein möglich. Hier gilt es also Abzuwägen: Desto höher der Wert des Werkes ist desto weniger sollte das Risiko eines Verbindungsabbruchs eingegangen werden.
2. Risiken verbunden mit der optischen Überwachung
- Schwierigkeiten mit Sichtlinien.
- Schwierigkeiten mit Klarheit und Detailgenauigkeit (geringere Auflösung bei schlechter Verbindung).
- Man muss sich darauf verlassen, dass eine Person die Kamera richtig positioniert.
- Man muss darauf vertrauen ständig eine gute Mobilfunk- / Wi-Fi-Verbindung zu haben.
3. Risiken mit Blick auf Tracker
Probleme könnten auch auftreten bei verschiedenen Arten von Global Positioning Systems (GPS), die üblicherweise als Tracker bezeichnet werden.
Während sich Tracker als nützlich erweisen können, um den Kurier zusätzlich durch Erfassung von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Vibration zu unterstütztn, gibt einige Probleme und unbeantwortete Fragen:
- Inkonsistente Genehmigung durch Flughäfen, Fluggesellschaften oder Kunsttransportunternehmen.
- Regulierung durch die Federal Aviation Administration (FAA) aufgrund von Lithium-Ionen-Batterie-Komponenten.
- Die Standortverfolgung ist im Flug und während des Bodentransports ohne Mobilfunk nicht immer funktionsfähig; Verbindung kann kurz unterbrochen sein.
- Sicherheitsbedenken hinsichtlich unzureichender Verschlüsselung und fehlendem Passwortschutz.
- Es besteht ein plausibles Risiko nicht intensiv geprüften Dritten (Anbieter von GPS-Trackern) Zugriff auf vertrauliche Informationen zu gewähren; das Sicherheitsrisiko bei den Drittanbietern wird zum Sicherheitsrisiko für die Kunstwerke.
Einige dieser Risiken und Problemfelder treten aber freilich nur beim Luft- und Seetransport auf. Viele der Probleme lassen sich vermeiden, wenn der für Kunst derzeit wohl sicherste Transportweg gewählt wird: Der Transport auf dem Boden mit dem LKW oder Transporter.
4. Virtuelle Registrare: Risiken mit Blick auf den Versicherungsschutz
Insbesondere Museen haben in den letzten 30 Jahren von einer Reduzierung der Versicherungsprämien um 75% profitiert. Dies war zurückzuführen auf die Ausweitung der Rolle des Registrars und durch die Etablierung und Umsetzung von „best practices“. Die Versicherungen verlassen sich auf Registrare, um Kunst-Transporte nach Risikokategorie einordnen zu können.
Hält man sich daher nicht an die etablierten Regeln („best practice“) kann dies sich negativ auf die Transportwertgrenzen auswirken.
Die Deckung aufgrund des daraus resultierenden physischen Verlusts nach einem Cyberangriff variiert je nach Land und Land
Politik. Verluste infolge eines Cyberangriffs können die Deckung ungültig machen und sich auf die Prämien auswirken
V. Fazit
Langfristig dürfte für große Transporte ein physischer Registrar wegen des Versicherungsschutzes weiterhin unverzichtbar bleiben, es sei denn die Versicherungsunternehmen passen ihren Versicherungsschutz auf virtuelle Überwachungssysteme um. Virtuelle Kuriersysteme können auch über Corona hinaus die Transportbegleiter effektiv unterstützten. Ob sie diese völlig ersetzen werden bleibt offen. Sie müssen sich erst noch beweisen.
Jedenfalls bieten die technischen Innovationen erhebliche Vorteile für Kunsttransporte.
Dort wo wegen des Versicherungsschutzes eine persönliche Begleitung nicht zwingend erforderlich ist, wäre es zu begrüßen, wenn sich dieser Markt weiterentwickelt und es bald „jedermann“ ermöglicht, seinen Kunsttransport über die üblichen Trackingmöglichkeiten hinaus zu überwachen. Denn wer seine Kunst zum Beispiel mit DHL verschickt, kann mit seinem DHL Trackingcode nicht beweisen, dass das Packet auch mit dem entsprechenden Kunstwerk befüllt wurde. Hier besteht massives Potential. Das Vertrauen in „Internetkunst“ würde weiter steigen.
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