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Deutsche Kunst im Reich der Mitte
Elmar Hund – Karriere als Künstler in China? – Ein Erfahrungsbericht

Elmar Hund – Karriere als Künstler in China? – Ein Erfahrungsbericht Viele Künstler träumen davon ihre Kunstwerke nicht nur im
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Elmar Hund – Karriere als Künstler in China? – Ein Erfahrungsbericht

Viele Künstler träumen davon ihre Kunstwerke nicht nur im eigenem Land sondern Europa weit auszustellen, wiederrum andere  träumen nicht nur von Europa sondern würden sich sogar gerne auf einem anderen Kontinent einen Namen machen, doch wie schafft man es in einem fernen Land Fuß zu fassen? Menschen zu erreichen und sich dabei selbst nicht zu verlieren? Der deutsche Künstler Elmar Hund hat sich zu dem Schritt entschieden seine Kunst in China zu präsentieren und seine Träume zu leben. Mittlerweile blickt er auf fast 50 Besuche im Reich der Mitte zurück und hat dabei einige Erfahrungen gemacht. Erfahrungen die dem ein oder anderen Künstler helfen könnten auf dem asiatischen Markt zu bestehen oder um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Aber wir lassen den Künstler Elmar Hund lieber selbst zu Wort kommen. Es ist seine Geschichte.

Elmar Hund – Als deutscher Künstler in China

Sehr oft hat man mir die Frage gestellt, was willst du denn mit deinen Gemälden in China? Eigentlich wie die meisten Künstler eben Geld verdienen und neue Menschen erreichen. Bei den meisten Leuten, die noch nie in dem Land waren und China nur vom Fernsehen oder vom Imbiss kennen, ist es vielleicht nicht nachvollziehbar, dort abstrakte Kunst auszustellen und gar zu verkaufen. Der Kunstsektor in China ist über Tausende von Jahre und Dynastien dort mit riesigem Potenzial gewachsen. Man darf sich nicht nach den 80% der Bevölkerung orientieren, welche fast nichts mit Kunst zu tun haben, sondern den restlichen 20% die dann immerhin noch Millionen von Kunstsammlern, Künstlern und kunstorientierten ausmachen.

 

 

Um es gleich vorweg zunehmen, reich bin ich nicht geworden, zumindest nicht im materiellen Sinne. Ich habe mich auch nie mit gesellschaftskritischen und politischen Themen befasst und möchte auch nicht provozierend auftreten, wie manche chinesische Künstler es in Europa tun und so vielleicht Aufmerksamkeit zu erzeugen, sondern auf einer Ebene, wie es hier auch in Deutschland ist, nämlich am Ende etwas Profit zu erwirtschaften.

Wie schon erwähnt steckt im Reich der Mitte ein sehr hohes Potenzial ein gutes Geschäft zu machen. Hat man es irgendwann mal geschafft, den Weg dorthin zu finden, muss man vorher aber viele Dinge beachten, um nicht gleich zu stranden. Die Frage, was will man den Menschen dort präsentieren und anbieten, obwohl das Land voll ist mit Künstlern, die unvorstellbare und grandiose Werke geschaffen haben. Gerade bei Besuchen von Galerien und Museen habe ich Kunstwerke gesehen, die mich dann immer wieder zurückgeholt haben auf den Boden der Tatsachen.

Ich arbeite im Bereich der Kunst, seit ich in der Schule für meine erste große Zeichnung einen Preis einheimsen konnte. Studiert habe ich leider nicht, aber habe in über 30 Jahren verschiedene Techniken von Ikonenmalerei bis zu expressionistischen abstrakten Stil aneignen können. Durch meine Arbeit als Grafiker im Print- und Fotobereich war ich eigentlich immer künstlerisch motiviert und habe dies seit 2004 auch professionell mehr oder weniger gut durchstehen können.

Auch taucht immer wieder die Frage auf, wie kommt man denn überhaupt nach China als Künstler? Wenn man sich in der Liga der, sagen wir mal, 50 bekanntesten und marktdominierenden Künstler in Deutschland befindet, dürfte dies etwas einfacher sein. Dies aber nur im Hinblick auf den finanziellen Bereich. Hierauf komme ich später noch genauer. Ich hatte das Glück, und Glück muss man mehrfach für so etwas haben, dass mich ein bekannter Filmemacher während einer Vernissage in Miami kontaktiert hatte. Ich nenn ihn mal Mr. Chang. Dieser Herr Chang ist aus Chengdu (Provinz Sichuan, Heimat des Pandabärens) war von der Art und Weise meiner Bilder angetan, da es zu diesem Zeitpunkt meine Technik so nicht gab.

Geprägt von der Ikonenmalerei war bei mir das Fable für Gold immer noch drin. Meine überwiegend abstrakten Bilder auf Leinwand mit meistens Acrylfarbe sind als Finish immer mit partiell hochglänzenden Stelle und Überzügen versehen. Teile davon sind mit Goldpuder oder Blattgold verfeinert worden. Alles was schön glänzt und golden blinkt, hat immer wieder einen AHA-Effekt hervorgerufen. Über die künstlerische Wertigkeit kann man ja streiten. Die einen sage es ist Mist, die anderen wieder wollen es haben. Ich habe aufgehört mir Gedanken darüber zu machen ob meine Werke Eindruck schinden bei selbsternannten Fachleuten oder solche die es sind. Ich habe Spaß daran und habe am Ende auch finanziell davon profitiert.

Dieser Stil genau war das, was Mr. Wang bewogen hat, mir einen Kontakt nach Chengdu zu ermöglichen. Natürlich war dieser „Freundschaftsdienst“ mit einem kleinen Geschenk verbunden in Form eines stattlichen Bildes. Mit dieser Art von Geschäften sollte ich in China noch genügend Erfahrungen sammeln.

Nach dutzenden Emails und monatelangen Chats im chinesischen Ponton von WhatsApp, was auch bis heute Pflicht ist, stand nun der Termin für den ersten und sehr aufregenden Moment in Sichuan Fuß zu fassen. Bewaffnet mit Prospekten, kleinen Gemälden, die in den Koffer passten und digitalem Zeugs zur Präsentation traf ich in Chengdu das erste Mal 2008 ein. Zu diesem Zeitpunkt tratt dann erstmals ein finanzielles Minus in Kraft. Das heißt Flüge, Hotels, Gastgeschenke wie Wein und Parfüm und die nötigen Papiere wie Visum etc. gingen auf Kosten meines Kontos. Ich musste alles selbst organisieren, was zu dem Zeitpunkt nicht ganz einfach war. Mich ohne helfende Agentur im Land zu bewegen, benötigte  eine umfassende Recherche über die Gepflogenheiten, Kultur und Verhaltensweisen. Es war unumgänglich um grobe Fehler im Keim zu ersticken.

Von Anfang an wurde ich bereits als „großer deutscher Künstler“ behandelt, was mich eigentlich amüsierte, und ich auch aufrecht erhalten musste. Beim Flug war dies vorerst noch nicht tragisch und verhältnismäßig billig. Das änderte sich allerdings als man mich dann in reservierte Hotels brachte; standesgemäß natürlich nur in den besten Hotel wie Shangri-La, Kempinski und CO. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich es nicht mehr mit den Menschen zu tun, die man auf der Straße antrifft. Es sind ausschließlich Personen, die ab der gehobenen Mittelschicht bis zum hochrangigen Beamten oder auch mal ein echter Milliardär, die von nun an in der Szene für mich dirigieren. Dementsprechend musste ich mich anpassen, was finanziell schon einen Einschnitt verursachte. Wenn man dann auch Erfolg haben will, ist dies unumgänglich. Ein gutes Startkapital ist zwingend notwendig.

Lobby vom Shangri-La Hotel, Chengdu

Es folgten Tage des emotionalen Auf und Abs, von Trinkgelagen, unergründlichen geschäftlichen Verhandlungen, Besuchen von allen möglichen kulturellen und staatlichen sinnvollen oder auch weniger bedeutungsvollen Einrichtungen, was mich nach 14 Tagen dermaßen aus der Bahn warf und ich mich erstmal komplett sammeln musste. Es war für mich ein Trip den ich so nicht kannte und mir wirklich eine grandiose Zeit bescherte, die ich in den nächsten 12 Jahre immer wieder durchmachen sollte.

Will man mit Chinesen zusammenarbeiten, muss man sich auch wenn es oftmals sehr schwer fällt, unbedingt an die Regeln und Grundsätze halten. Mittlerweile war ich 43-mal im Reich der Mitte. Nie hatte ich Probleme mich frei zu bewegen. Nie war ich unter Kontrolle eines kommunistischen Aufpassers oder ähnliches. Das ist ein weiterer wichtiger Punkt, um auch einigermaßen normal dort zu leben. Niemals sich in politische Interessen wie vielleicht Menschenrechte, Staatsführung etc. einmischen und Kommentare dazu abzugeben. Man sollte auch niemals, wie z.B. das Essen oder Dinge die einem als Deutscher/Europäer sonderbar vorkommen, zu stark kritisieren.

Wenn diese Dinge berücksichtigt werden, dann steht einer geschäftlichen und auch freundschaftlichen Beziehung mit chinesischen Landsleuten nichts im Wege. Zurück in Deutschland ging es dann nun um die Vorbereitung und erstellen eines „Schlachtplanes“ für die erste Aktivität in Sachen Kunst im fernen Asien.

Dazu mehr beim nächsten Mal.

Elmar Hund

(co-writer: Robert Heidemann)

Weitere Informationen

Mehr über den Künstler Elmar Hund auf seiner Website: ARTJUST

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