Galerie Commeter, Persiehl & Co. KG
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, schrieb einst Hermann Hesse. Als die Commeter’sche Kunsthandlung vor bald 200 Jahren, im Oktober 1821, in der Johannisstraße ihr erstes Domizil bezog, war es das erste Unternehmen seiner Art in Hamburg. Die Anfänge der Galerie überstrahlen die kommenden Jahrzehnte jedoch vor allem auch, weil sie eine viel größere Bedeutung in ihrer Zeit hatte, als es das makeln mit „Gemälden und Kunstsachen“, wie man damals sagte, heute je haben könnte. Ernst Georg Harzen (1790 – 1862) und Johann Matthias Commeter (1791 – 1869), die beiden Gründerväter, haben das Kunstleben in Hamburg bis 1847 wesentlich mitbestimmt und geprägt. Zudem erhielt die Hansestadt mit dem Vermächtnis der beiden international renommierten Händler und Kunstsammler 30.000 Druckgraphiken und Zeichnungen u.a. von Dürer, Rembrandt und Raffael, die den Weltruhm des Kupferstichkabinetts der Kunsthalle begründeten. „Ohne Harzen und Commeter“, schrieb Alfred Lichtwark, der erste Direktor der Hamburger Kunsthalle später, sei „eine tiefere künstlerische Bildung in Hamburg nicht zu erwerben“. Eine bestimmende Institution im Hamburger Kunstleben ist die Galerie auch nach der Gründerzeit geblieben: 1847 übernahmen Wilhelm Becker und Christian Meyer, langjährige Mitarbeiter, die inzwischen am Neuen Wall 29 residierende Kunsthandlung. Auf sie folgte 1878 Wilhelm Suhr. Er verlegte die Geschäftsräume in die Hermannstraße, bot den von Alfred Lichtwark geförderten Hamburger Realisten und Impressionisten ein Forum und führte die Galerie in die Aufbruchszeit der Moderne. In dieser bedeutenden Ära war Commeter die erste Galerie, die Munch, Nolde und die Expressionisten der „Brücke“ in Hamburg zeigte. Schon 1897 hatte Wilhelm Suhr seinen Sohn als Teilhaber einbezogen. Unter der Leitung von Wilhelm Suhr Junior fanden die Galerie und der damals angeschlossene Kunstverlag 1908 eine neue Heimat in einem prächtigen Jugendstilhaus in der Hermannstraße direkt am Hamburger Rathaus. Ein großes Geschäftshaus in der Innenstadt, das allein dem Kunsthandel diente! Heute wäre das undenkbar. Kein Wunder, dass Gustav Pauli, Lichtwarks Nachfolger in der Kunsthalle, seinem Vorwort zur Jubiläumspublikation1921 den Titel „Der Kunsthandel im Dienst der Kultur“ gab. 1952 übernahm, für eine nur kurze Episode, Andreas Suhr die Galerie. Auf ihn folgte 1969 seine Tochter Hella Suhr zusammen mit ihrem Mann Bernd Sommer, die ihre beiden ersten Ausstellungen Dali und Hrdlicka widmeten, aber auch die alten Kontakte der Galerie zu den „Brücke“-Malern pflegten. Von Hella Suhr wurde das Zepter der Geschäftsführung 1997 weitergereicht, natürlich in der Familie: Carola Persiehl, deren Ururgroßvater Wilhelm die Commeter’sche Kunsthandlung einst übernommen hatte, leitet die Geschäfte bis heute. Und mit ihr ist die Galerie im Zentrum der Kunst der Gegenwart angekommen: In der Galerie Commeter sind Künstler wie Jochen Hein, Stephan Heggelke, Sybille Hermanns, Maria Ikonomopoulou, Minjung Kim, Nikolai Makarov, Rupprecht Matthies, Klaus Schweier, Li Trieb, Lei Xue, Lars Zech und Zoyt mit Malerei und Bildhauerei zu Hause. 2007 hat Carola Persiehl zudem zusammen mit Oliver Heine die Schwestergalerie Persiehl & Heine gegründet, die sich auf Fotografien zeitgenössischer Künstler spezialisiert hat, in der Ausstellungen mit Werken von Mathias Bothor, Laurent Chéhère, Kenro Izu, Silke Lauffs, Robert Lebeck, Beba Lindhorst, Sarah Moon, Christian Schoppe, Michael Schnabel, Alex Timmermans und Gregor Törzs gezeigt wurden. Für ihr Programm gilt eine Haltung, die von Beginn an prägend für die Galerie war: „Man muss sich in ein Bild verlieben, wenn man es empfehlen will“, sagt Carola Persiehl über ihre Arbeit. Und fügt hinzu, dass das Wissen über Gegenwartskunst und Kunstgeschichte, aber auch viele Geschäftskontakte natürlich auch wichtig seien. Aber das liegt ja (fast) in der Familie. Der Zauber, der allem Anfang innewohnt, hat sich damit bis in die Gegenwart erhalten: Kunstbegeisterung und Geschäftssinn, die Verbindung von Idealismus und Wissen mit der pragmatischen Maxime, dass auch das Gute, Wahre und Schöne seinen Preis hat, das ist das Erbe von Harzen und Commeter. Es hat sich durch all die Wechselfälle der Geschichte erhalten und bildet das solide Fundament für all die „Kunstsachen“, die wir in der Commeter’schen auch in Zukunft entdecken dürfen.