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Was kostet Kunst?
Was kostet Kunst? – Interview mit David Stoll – you define art!

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Was kostet Kunst? – Interview mit David Stoll – you define art! Der Künstler David Stoll weckte durch ein Missverständnis
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"Ich verstehe Kunst nicht. Deshalb male ich sie mir verständlich. Ich möchte ein Bild anschauen, und alles an ihm verstehen. Ich will nicht tiefgründig und metaphorisch, sondern ganz klar und verständlich malen. Außerdem finde ich den Gedanken, dass es Bilder von ein und demselben Künstler für 11€ aber auch für 11.000€ zu kaufen gibt, und jeder für sich selbst definieren kann, wieviel ihm Kunst wert ist, sehr faszinierend." - David Stoll

Was kostet Kunst? – Interview mit David Stoll – you define art!

Der Künstler David Stoll weckte durch ein Missverständnis unser Interesse, ursprünglich war seine E-Mail für eine Galerie bestimmt – der Inhalt, eine Vorstellung seines besonderen Kunstprojektes „you define art“ bot jedoch genug Gesprächsstoff für ein kleines Interview.

So schriebt David Stoll: „Ich kann die Willkür und den Preis von Kunst oft nicht greifen, nicht verstehen. Aber ich würde gerne. Deshalb kam ich auf die Idee, Bilder zu malen, welche sich nur über ihren Preis definieren. Bilder, bei welchen der Preis gleichzeitig auch die Kunst ist. Einfach, um Kunst und ihren Preis für jeden greifbar und verständlich zu machen.“

Auch wenn das Kunstprojekt „you define art“ noch in den Kinderschuhen steckt, sehen wir in „you define art“ und David Stoll ein gewisses Potenzial und möchten unsere Leser und Kunstfreunde auf ihn aufmerksam machen und dazu einladen, sein Projekt von Anfang an zu verfolgen. Denn seine Unbeschwertheit und Frische, die er auf den Kunstmarkt bringt, lädt zur Diskussion ein. Was kostet Kunst und was darf Kunst überhaupt kosten?

Interview mit David Stoll

Grüße dich David, wo bist du grade, wie geht es dir und woran arbeitest du aktuell?

Danke gut! Momentan sitze ich auf dem Sofa und freue mich, deine Fragen beantworten zu dürfen. Vielleicht gehe ich aber später noch in den Keller und male.

Du malst im Keller?

Ja, hauptsächlich aus Platzgründen. Ich mag aber auch die Stille und Abgeschiedenheit.

Ich möchte auf dein Kunstprojekt „you define art“ zu sprechen kommen, auf dem dazugehörigen Instagram Kanal wurde am 03.12.2021 gleich ein ganzer Schwung an Werken hochgeladen, diese sind vermutlich nicht alle an diesem Tag entstanden – seit wann beschäftigst du dich mit dem Projekt?

Seit gut einem Jahr, in der Zwischenzeit haben sich einige Bilder angesammelt. Auf Instagram habe ich zu Beginn direkt 9 Bilder hochgeladen, damit es im Feed schöner aussieht.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein von @you.define.art geteilter Beitrag

Welches war das erste Werk aus der Serie und welches das letzte?

Das erste Bild war sevenhundred. Das hatte aber keinen bestimmten Grund, sondern die Zahl passte einfach von der Länge her gut aufs Papier. Das letzte Bild war twelvethousand.

Gibt es eine Reihenfolge in der die du Beträge „abarbeitest“ oder Kreuz und Quer nach Lust und Laune?

Tatsächlich Kreuz und Quer nach Lust und Laune. Mal bestimme ich „dieses Bild ist 17€ wert“, dann wieder „dieses Bild ist 87.000€ wert“. Ich mag den Gedanken, dass meine Kunst erst zum Leben erwacht, und, mit sehr viel Pathos gesprochen, erst geboren wird, sobald jemand den Preis dafür zahlt. Denn ab diesem Moment hat das Bild eine Bedeutung, ab diesem Moment hat es einen Wert, ab diesem Moment ergibt es Sinn. Jemand bezahlt 87.000€ dafür, also ist es 87.000€ wert. Deshalb kann ich meine Bilder auch nicht verschenken, denn so blieben Sie ohne Seele und Bedeutung. So wäre es tatsächlich nur Farbe auf Papier.

Rein theoretisch ließe sich die Serie unendlich lange fortführen, hast du damit deine eigene Sisyphusarbeit kreiert oder ist bereits ein Ende der Serie geplant?

Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Zum einen macht es mir Spaß, zum anderen fasziniert mich der Gedanke und die Ausführung immer wieder aufs Neue. Ich mag den Kontrast zwischen meinen Bildern. Dass es Bilder für 11€ aber auch 700.000€ gibt. Deshalb würde ich dem ganzen kein Ende setzen wollen. Außerdem glaube ich, dass sich diese Idee noch weiterentwickeln lässt. Zu Beginn habe ich auf Papier gemalt, momentan arbeite ich an einer Barockserie. Hierfür kaufe ich alte Barockgemälde und übermale sie mit meiner eigenen willkürlichen Preisvorstellung. Was ich damit sagen möchte: Die Idee bleibt die gleiche aber die Umsetzung entwickelt sich weiter. Deshalb würde ich dem ganzen kein Ende und keine Grenzen setzen wollen.

„eighthundred“ von David Stoll

Darf Kunst alles oder gibt es Grenzen?

Ich denke schon, dass es Grenzen gibt.

Du hast Kunst nicht studiert oder ähnliches, erst durch den Besuch einer Kunstausstellung bist du selbst zum Künstler geworden. Welche Ausstellung war das, die den Stein ins Rollen gebracht hat?

Es ehrt mich zwar, dass du mich so nennst, aber ich kann mich mit dem Begriff Künstler nicht wirklich identifizieren. Für mich fühlt sich die Idee dahinter viel mehr nach Kunst an als der Entstehungsprozess selbst. Aber zurück zu deiner Frage. Es war nicht DIE EINE Ausstellung, die mich dazu gebracht hat, selbst zu malen. Vielmehr hatte ich immer wieder das Gefühl, Kunst und ihren Preis einfach nicht greifen, verstehen und mir erklären zu können. Warum kostet ein Bild mit roten Punkten 19.500€? Was macht es so wertvoll? Die Anordnung der Punkte? Der Stil? Der Künstler? Oder einfach der Preis selbst?

Warum ist jemand bereit, diesen Preis zu bezahlen? Und das geht ja noch viel weiter. Warum kostet ein Jackson Pollock 140 Millionen Euro? Mark Rothko 87 Millionen? Ich will aber überhaupt nicht den Eindruck erwecken, als würden mich diese Preise stören. Ganz im Gegenteil. Ich bin unglaublich fasziniert davon, dass es Menschen gibt, die durch den Erwerb dieser Bilder diesen Preis rechtfertigen.

Trotzdem konnte ich mir den Preis einfach nie erklären und hatte den Drang, diese scheinbare Willkür irgendwie fassen und verstehen zu können. Auf die Idee, Zahlen auf Papier zu schreiben, kam ich dann tatsächlich im Traum. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, war ich noch immer angetan. Diese willkürliche und doch für jeden verständliche, weil offensichtliche Preisgebung, fand ich spannend.

Wie definierst du denn Kunst bzw. was ist sie dir wert?

Manche Dinge gefallen einem einfach, und andere nicht. Ich glaube Kunst ist den Menschen das wert, was sie bereit sind zu zahlen. Das hängt denke ich aber vor allem mit der finanziellen Situation des Käufers zusammen. Einem Millionär wird Kunst mehr wert sein als einem Normalverdiener, weil sie ihm mehr wert sein kann. Dabei können beide die gleiche Ergriffenheit fühlen, aber der eine kann sie bezahlen, der andere nicht.

Was möchtest du mit deiner Kunst erreichen?

Ich möchte Kunst und ihren Preis für jeden verständlich machen. Man soll meine Bilder anschauen und denken: „Ja, ich verstehe dieses Bild und seinen Preis.“ Außerdem möchte ich, dass jeder für sich selbst definieren kann, wie viel ihm Kunst wert ist.

Sind schon Ausstellungen geplant – bzw. wo würdest du gerne einmal ausstellen?

Ich schreibe zwar fleißig das MoMA in New York an, aber von dort habe ich leider noch keine Rückmeldung erhalten. Auch sonst hatte ich noch nie die Chance, meine Idee der großen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Natürlich träume ich von schicken Galerien in Stockholm, Paris, New York und Co. Bisher ist mein Keller aber die Galerie und ich ihr einziger Besucher. Aber das ist in Ordnung, ich glaube an meine Idee und bin überzeugt, auch andere Menschen mit ihr ansprechen zu können.

Das bin ich auch! Ich danke dir für deine Zeit und Mühe!

Weitere Informationen

David Stoll auf Instagram: @you.define.art • Instagram-Fotos und -Videos

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