Susanne Reibe hat das künstlerische Gestalten bereits 1999 für sich entdeckt. Es folgten viele Workshops bei etablierten Künstlern wie Uta Hoepner-Neutze oder Barbara Kirsch und 2016/17 nahm Reibe an einem Künstlerischen Jahr der Freien Kunstschule Kiel unter der Leitung von Birthe Kleiter teil. Bis heute verweigert Reibe Auftragsarbeiten, denn Kunst unter Druck zu erschaffen, ist für die Künstlerin keine Freude, sondern Stress. Aktuell schreibt die vielseitige Künstlerin an ihren ersten Roman. Umso schöner ist es, dass sie sich die Zeit für ein Interview genommen hat!
Kunst aus Kiel: Susanne Reibe aka. sReibeArt im Interview
Susanne Reibe fertigt Gemälde mit Acryl, Stiften oder probiert sich an Ton und Speckstein, um Skulpturen zu fertigen. Ihre Inspiration findet sie in der Natur, am Ostseestrand oder bei einem Waldspaziergang. Kreatives Gestalten hat für Susanne Reibe etwas Meditatives. Alle Kunstwerke aus ihrem Atelier sind Einzelstücke, da sie in einer bestimmten Stimmung erschaffen wurden.
Titelbild: Reibe steht vor ihrem Werk „Goldstaub“. Das Bild ist ca. 100 x 80 cm groß und wurde mit Acrylfarbe gemalt und gespachtelt. Für die Struktur wurde Seidenpapier und Vogelsand verwendet, zwei Materialien, die nicht bei jedem Künstler eine sinnvolle Verwendung finden würden. Entstanden ist es bereits 2021 und gehört damit zu den neuesten Werken der Künstlerin.
sReibeArt im Interview
Wo sind sie gerade, wie geht es ihnen und woran arbeiten sie aktuell?
Ich bin zu Hause in Kiel. Es geht mir gut, da ich gerade Urlaub hatte und ich mich ganz und gar der Kunst widmen konnte. Ich arbeite gerne an mehreren künstlerischen Projekten gleichzeitig, und so habe ich mich, weil das Wetter noch so schön war, auf der Terrasse an die Bearbeitung eines Specksteins gewagt.
Außerdem habe ich angefangen, neue Acryl-Mal-Techniken auszuprobieren. Ich habe bis vor Kurzem sehr gerne Objekte direkt oder vom Foto abgemalt bzw. gezeichnet. Jetzt versuche ich die Sachen freier auf die Leinwand oder auf das Papier zu bringen und auch mal andere Farben zu wählen, als mir meine Vorlage vorgibt. Mit dieser Arbeitsweise kann ich meine beiden Leidenschaften, das gegenständliche und das abstrakte Malen miteinander verbinden und das bringt mir zurzeit sehr viel Spaß.
Wie sind sie zur Kunst gekommen und was war der Moment, der sie überzeugt hat, ihre Werke mit der Öffentlichkeit zu teilen?
Ich denke, es lag mir schon immer im Blut, da meine Mutter damals auch schon immer gerne z.B. Naturobjekte gezeichnet hat. In der Schule bin ich für ein Bild über Umweltschmutz/ und -Schutz ausgezeichnet worden. Aber so richtig Spaß am künstlerischen Gestalten habe ich erst vor etwas mehr als 20 Jahren bekommen. Damals haben meine noch sehr kleine Tochter und ich mit Buntstiften gemalt und plötzlich spürte ich, wie mich die Farben und Stifte faszinierten. Kurz Zeit später habe ich mich dann zu einem Zeichenkurs mit Pastellkreide angemeldet und ab da waren dann eigentlich keine Zeichen- und Malkurse mehr sicher vor mir.
Einen bestimmten Moment, der mich überzeugt hat, meine Werke zu veröffentlichen, gab es nicht direkt. Ich habe damals mit den Teilnehmern der Kunstkurse an einigen Ausstellungen teilgenommen. Wenn ich allerdings dort meiner Werke gezeigt habe, waren es überwiegend Freunde und Verwandte, die sich unsere Objekte angeschaut haben. Es gab also nicht die „Gefahr“ von sehr harter Kritik durch die Öffentlichkeit.
Vor ca. zwei Jahren jedoch habe ich angefangen, einige meiner Werke auch auf meiner eigenen Website zu veröffentlichen. Ich denke, es war die Neugierde in mir, die mich angetrieben hat, meine Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Denn ich fand es sehr spannend zu sehen, wie Außenstehende auf meine Kunstobjekte reagieren würden.
Was war denn bisher die härteste Kritik?
Der Satz eines Professors beim Mappen-Beratungstermin an der Kunsthochschule. Er meinte, meine Arbeiten seien nicht schlecht, aber es wäre zu viel „heile Welt“. Ich würde zu viel nachdenken und wäre zu kontrolliert. Inzwischen weiß ich, dass er absolut recht hatte, denn durch meine Arbeit in der Buchhaltung war ich damals alles andere als frei im Kopf. Kurz nach seinem Urteil habe ich mich zum künstlerischen Jahr angemeldet und meinem alten Job gekündigt. Es war ein gewagter Schritt, der mir persönlich aber sehr gutgetan hat.
Neben der Kunst gehen sie noch einem Beruf nach, wie viel Zeit bleibt da effektiv für Arbeiten im Atelier?
Leider viel zu wenig. Meist nur an Wochenenden. Ich nutze aber auch sehr gerne meinen Urlaub, um kreativ zu werden. Selbst wenn ich verreise, nehme ich einige Mal- und Zeichensachen mit und schreibe außerdem regelmäßig Reisetagebücher. Das ist auch etwas, das ich von meiner Mutter übernommen habe. Sie hat damals immer auf unseren Segeltörns Logbücher geschrieben, die wir dann im Winter gemeinsam gelesen haben. Ich fand es so schön, dass ich bis jetzt jedes Mal, wenn ich unterwegs war, alles dokumentiere, was ich erlebt habe. Diese Erlebnisse veröffentliche ich jetzt zum Teil auch auf meiner Website und ergänze sie mit passenden Fotografien von meinen Reisen. Ich bin also auch außerhalb meines Ateliers kreativ.
Zusammengefasst sind sie schon seit 1999 kreativ tätig, wie viele Werke sind seitdem entstanden?
Ich habe sie noch nie gezählt, aber ich schätze so um die 100, vielleicht auch mehr oder weniger. Ich kann es wirklich nicht genau sagen.
Sie arbeiten nicht nur mit Pinseln und Stiften, sondern bauen auch ausgefallene Materialien, wie Kaffeepulver, Holzspäne oder Vogelsand ein oder experimentieren mit Ton oder neuestens auch Speckstein. Planen sie vorher, wie sie ein Kunstwerk umsetzen, oder kommt die Kreativität „beim Machen“?
Oft ist es bei mir so, dass ich etwas sehe oder in den Händen habe, das können dann auch mal Verpackungsmaterialien wie Kartoffelnetze oder Luftpolsterfolien sein. Dann überlege ich, ob ich damit noch etwas machen könnte. Wenn ja, wird die Idee entweder sofort umgesetzt, oder ich bewahre die Sachen auf und baue sie dann in ein Objekt mit ein, an dem ich dann später arbeite. Also so richtig geplant wird bei mir nicht. Es entwickelt sich eher, während ich an etwas arbeite.
Was bedeutet für sie Kunst?
Mehr als ich gedacht habe. Sie wird immer wertvoller für mich, denn ich merke, wenn ich künstlerisch tätig bin, wie ich innerlich zur Ruhe komme. Es hat etwas sehr meditatives für mich. Es ist für mich wie Wellness für die Seele.
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Mein Lieblingswerk von ihnen ist „I don´t like mondays“, haben sie selbst ein Lieblingskunstwerk, aus ihrer Feder?
Oh, das freut mich. Es ist eines meiner neuesten Werke. Ich selbst habe eigentlich kein richtiges Lieblingswerk. Natürlich hängen einige meiner Arbeiten zu Hause an den Wänden. Aber fragen sie mal eine Mutter mit vielen Kindern, welches ihr Lieblingskind ist. Irgendwie hat für mich jedes meiner Werke etwas faszinierendes.
Kam es schon einmal vor, dass sie mit einem Kunstwerk von sich selbst unzufrieden sind? Was machen sie dann mit der angefangenen Arbeit?
Ich lege sie erst einmal zur Seite, um sie später vielleicht noch einmal zu überarbeiten. Ich möchte dadurch verhindern, dass ich in eine negative Stimmung komme, während ich kreativ bin. Wenn mir das Werk später „mal wieder in die Hände fällt“, versuche ich meist nur eine Kleinigkeit zu ändern. Manchmal reicht das aber nicht und dann wird auch mal alles übermalt. So entsteht etwas komplett Neues mit wunderbarer Struktur aus dem Vorgänger.
Sie haben von Uta Hoepner-Neutze und Barbara Kirsch gelernt und 2016/17 ein künstlerisches Jahr an der Freien Kunstschule Kiel absolviert, haben sie einen Tipp für andere Künstler?
Ich finde es sehr wichtig, immer offen für Neues zu sein. Neue Techniken kennenzulernen und auszuprobieren. Das bringt nicht nur Spaß, sondern hilft auch bei der Weiterentwicklung seiner eigenen Fertigkeiten, denke ich.
Kunst muss…
… sollte inspirieren, zum Diskutieren anregen und manchmal auch aufregen.
Apropos inspirieren, auf ihrer Webseite heißt es, dass sie ihre Kreativität auch aus der Natur ziehen, ebenso haben sie einen Blog über ihre letzten Reisen geführt. Durch die Coronapandemie war das Thema Reisen sicherlich eingeschränkt, hat sich das auf ihre Werke übertragen?
Nein, bei mir nicht.
… aber durch das anfängliche Bloggen haben sie den Spaß am Schreiben gefunden und sie arbeiten parallel an einem Roman? Was wir die Leser erwarten?
Nicht ganz. Den Blog hatte ich vor längerem schon einmal kurz auf meiner Website. Habe ihn dann aber wieder entfernt, weil ich nicht regelmäßig Zeit zum Bloggen hatte. Ich habe ihn vor kurzem erst wieder reaktiviert. Spaß am Schreiben im Allgemeinen habe ich ja schon sehr lange, was man an meinen Reiseberichten sieht.
Die Idee einen Roman zu schreiben, wuchs über längere Zeit in mir und dann bin ich fast zeitgleich mit dem Aufbau meiner Website angefangen, die ersten Kapitel zu Papier zu bringen. Es wird ein Liebesroman, in dem es sich um Kunst und Yoga dreht. Teilweise lustig und überraschend, teilweise romantisch und aufregend.
Stellen sie sich vor, wir wären ein großes Magazin, die New Yorker Times oder Ähnliches, was würden sie der Welt gerne noch sagen?
Es wäre schön, wenn alle künstlerisch tätigen Menschen die gleiche Aufmerksamkeit bekommen würde. Die „Lauten und Auffälligen“ genauso wie die „Stillen“, mit Studium oder ohne. Denn Kunst kann etwas Wunderbares sein und viel bewirken, und wie sagte bereits Pablo Picasso: „Kunst ist dazu da, den Staub des Alltags von der Seele zu waschen.“
Weise Worte! Danke für ihre Zeit und Mühe!
Weitere Informationen
Zur Webseite der Künstlerin: https://www.susannereibe.de/
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